Kinderrechte im Alltag: Wie Karriere-Mütter ihren Kindern gerecht werden

Der Spagat zwischen Windelwechseln, Gute-Nacht-Geschichten und dem eigenen beruflichen Fortkommen – das Leben als Karriere-Mutter ist ein Balanceakt auf einem Hochseil. Und während wir jonglieren, während wir Termine koordinieren und versuchen, allen gerecht zu werden, vergessen wir oft, dass auch unsere Kinder Rechte haben. Rechte, die nicht nur auf dem Papier stehen, sondern gelebt werden müssen.

Kinderrechte im Alltag: Mehr als nur Paragraphen

Es ist ein sonniger Nachmittag. Lena, eine alleinerziehende Mutter, hetzt von einem Meeting zum nächsten. Ihr Sohn Max, 8 Jahre alt, sitzt derweil in der Betreuung und fühlt sich einsam. Er würde so gerne mit seiner Mutter über seinen Tag sprechen, aber Lena ist müde und gestresst. Kennt ihr das? Dieses Gefühl, zerrissen zu sein zwischen den Anforderungen des Jobs und den Bedürfnissen der Kinder?

Die UN-Kinderrechtskonvention, die vor über 30 Jahren in Deutschland in Kraft trat, soll genau hier ansetzen. Sie garantiert Kindern Schutz, Förderung und Beteiligung. Doch wie sieht die Realität aus? Sind unsere Kinder wirklich ausreichend geschützt? Werden ihre Bedürfnisse gehört und ernst genommen? Und was können wir als Mütter tun, um ihre Rechte zu stärken?

Die Kinderrechtsexpertin Anke M. Leitzgen betont, wie wichtig es ist, dass Kinder ihre Rechte kennen und im Alltag erleben. Das fängt schon in der Kita an, wo das Recht auf Mitsprache oft intensiv gelebt wird. Doch danach, so Leitzgen, ist es in Deutschland leider dem Zufall überlassen, ob ein Kind Zugang zu seinen Rechten erhält oder nicht. Es fehlt an Verbindlichkeit, beispielsweise in der Grundschule, wo die Kinderrechte fester Bestandteil des Schulkonzepts sein sollten.

Stellt euch vor, ihr betretet ein Klassenzimmer, in dem die Kinderrechte an der Wand hängen, nicht als leere Worthülsen, sondern als gelebte Prinzipien. Ein Ort, an dem Kinder ihre Meinung äußern dürfen, an dem ihre Bedürfnisse gehört und respektiert werden. Ein Ort, an dem sie sich sicher und geborgen fühlen.

Doch die Realität sieht oft anders aus. In einer Befragung erzählte ein Mädchen, dass die Toilette in der Schule für sie der wichtigste Ort sei, weil sie dort eine Tür abschließen und in Ruhe weinen könne. Eine erschütternde Aussage, die uns Erwachsene aufrütteln sollte. Kinder brauchen Privatsphäre und Orte der Entspannung, nicht nur in der Schule, sondern auch zu Hause.

„Voraussetzung für ein Starkmachen ist vor allem, dass man die Chance erhält, die Kinderrechte kennenzulernen.“

Wie oft nehmen wir uns wirklich Zeit, um unseren Kindern zuzuhören? Um ihre Sorgen und Ängste ernst zu nehmen? Um ihnen zu zeigen, dass ihre Meinung zählt? Es sind oft die kleinen Dinge, die den Unterschied machen. Ein offenes Ohr, eine Umarmung, ein gemeinsames Spiel. Momente, in denen wir unseren Kindern signalisieren: „Du bist wichtig. Du wirst gehört. Du hast Rechte.“

Und genau hier liegt die Krux: Es geht nicht nur darum, die Kinderrechte zu kennen, sondern sie auch im Alltag zu leben. Das bedeutet, unsere Kinder in Entscheidungen einzubeziehen, ihnen Verantwortung zu übertragen und sie zu ermutigen, ihre Meinung zu äußern. Es bedeutet auch, ihre Grenzen zu respektieren und ihnen den Raum zu geben, den sie brauchen, um sich zu entfalten.

Bürgerbeteiligung und das Recht auf Naturerfahrung

Ein oft übersehener Aspekt der Kinderrechte ist das Recht auf Beteiligung bei Bauvorhaben und der Gestaltung öffentlicher Plätze. Im Baugesetz ist dieses Recht bereits verankert, doch in der Praxis wird es selten umgesetzt. Wie oft werden Kinder und Jugendliche nach ihren Ideen und Wünschen gefragt, wenn es um die Gestaltung ihres Lebensumfelds geht?

Ein weiteres wichtiges Recht ist das Recht auf Naturerfahrung. Kinder brauchen die Möglichkeit, die Natur zu erleben, zu erforschen und zu verstehen. Sie brauchen den Wald, den Park, den See, um ihre Sinne zu schärfen, ihre Kreativität zu entfalten und ihre Batterien aufzuladen. Eltern können hier eine wichtige Rolle spielen, indem sie ihre Kinder zu Spaziergängen, Wanderungen und Ausflügen in die Natur mitnehmen. Und indem sie sich für den Erhalt von Grünflächen und Naturschutzgebieten in ihrer Umgebung einsetzen.

Ausgelassene Kinder beim Spielen

Ausgelassene Kinder beim Spielen: Ein Moment der Freude und Unbeschwertheit

Kinder in Krisenzeiten: Schutz und Unterstützung

Kriege, Krisen, Flucht – die Welt ist voller Herausforderungen, die besonders Kinder hart treffen. Kinder auf der Flucht haben das Recht auf besonderen Schutz und Unterstützung. Sie haben das Recht auf Bildung, auf medizinische Versorgung und auf ein sicheres Zuhause. Und sie haben das Recht, ihre Eltern nachzuholen, wenn sie allein in Deutschland angekommen sind.

Die Hilfsbereitschaft in Deutschland ist groß, und viele Menschen engagieren sich ehrenamtlich, um geflüchteten Kindern zu helfen. Doch es braucht mehr als nur spontane Hilfe. Es braucht eine langfristige Strategie, die sicherstellt, dass alle Kinder, unabhängig von ihrer Herkunft und ihrem Aufenthaltsstatus, die gleichen Chancen haben.

Auch die Corona-Pandemie hat die Kinderrechte in den Fokus gerückt. Die Bedürfnisse von Kindern standen oftHinten an, und viele Kinder mussten unter den Einschränkungen leiden. Schulen und Kitas waren geschlossen, soziale Kontakte wurden reduziert, und viele Familien waren überfordert. Es ist wichtig, dass wir aus dieser Erfahrung lernen und Kinder und Jugendliche in Zukunft stärker in Entscheidungen einbeziehen, die ihr Leben betreffen.

Digitale Teilhabe: Medienkompetenz als Schlüssel

Die digitale Welt istRealität. Kinder wachsen mit Smartphones, Tablets und Computern auf. Sie nutzen das Internet, um zu lernen, zu spielen und zu kommunizieren. Daher ist es unerlässlich, dass Kinder und Jugendliche Medienkompetenz entwickeln. Sie müssen lernen, wie sie Informationen finden, bewerten und erstellen können. Sie müssen lernen, wie sie sich vor Cybermobbing und anderen Gefahren im Internet schützen können. Und sie müssen lernen, wie sie ihre Rechte auch in der digitalen Welt wahrnehmen können.

Digitale Beteiligung ist ein wunderbares Instrument, um die Interessen und Bedürfnisse von Kindern und Familien besser abzubilden. Doch dafür braucht es „digital literacy“ – die Fähigkeit, Informations- und Kommunikationstechnologien zu nutzen. Diese Fähigkeit muss in allen Bildungsbereichen gefördert werden, damit Kinder und Jugendliche selbstbestimmt und aktiv an gesellschaftlichen Prozessen teilnehmen können.

Kinderrechte im Alltag leben: Tipps für Eltern

Wie können wir als Eltern die Kinderrechte im Alltag leben? Wie können wir unsere Kinder stark machen, damit sie ihre Rechte kennen und wahrnehmen können? Hier sind einige Tipps:

  • Informiert euch über die Kinderrechte. Es gibt viele Informationsquellen, wie zum Beispiel die UN-Kinderrechtskonvention oder das Buch „Das sind deine Rechte“ von Anke M. Leitzgen.
  • Sprecht mit euren Kindern über ihre Rechte. Erklärt ihnen, was ihre Rechte bedeuten und wie sie sie im Alltag wahrnehmen können.
  • Bezieht eure Kinder in Entscheidungen ein. Fragt sie nach ihrer Meinung und nehmt ihre Bedürfnisse ernst.
  • Ermutigt eure Kinder, ihre Meinung zu äußern. Zeigt ihnen, dass ihre Stimme zählt und dass sie etwas bewirken können.
  • Respektiert die Grenzen eurer Kinder. Gebt ihnen den Raum, den sie brauchen, um sich zu entfalten.
  • Unterstützt eure Kinder, wenn sie ihre Rechte einfordern. Steht ihnen zur Seite und helft ihnen, ihre Interessen zu vertreten.

Es geht darum, miteinander im Gespräch zu sein, Argumente sorgfältig abzuwägen, mutig etwas auszuprobieren und im Zweifelsfall auch mal zu sagen: „Ich weiß, du traust dir das zu, aber ich bin noch nicht so weit. Und da mich die Kinderrechte verpflichten, gut für dich zu sorgen, machen wir es jetzt, wie ich glaube, dass es am besten für dich ist.“

Fazit: Kinderrechte sind Menschenrechte

Die Kinderrechtskonvention ist mehr als nur ein Vertrag. Sie ist ein Versprechen an alle Kinder dieser Welt. Ein Versprechen auf Schutz, Förderung und Beteiligung. Es liegt an uns Erwachsenen, dieses Versprechen einzulösen. Indem wir die Kinderrechte kennen, respektieren und im Alltag leben. Indem wir unseren Kindern zuhören, sie ermutigen und ihnen den Raum geben, den sie brauchen, um sich zu entfalten.

Denn Kinderrechte sind Menschenrechte. Und eine Gesellschaft, die die Rechte ihrer Kinder achtet, ist eine gerechtere und friedlichere Gesellschaft für alle.

QUELLEN

Eltern.de

Lese auch