Es gibt kaum etwas Schmerzhafteres, als zu erkennen, dass die eigene Familie – die Menschen, die einem am nächsten stehen sollten – eine Quelle des Leidens sein kann. Besonders schwierig wird es, wenn Kinder involviert sind. Als Mutter möchte man seine Kinder beschützen, ihnen eine liebevolle und harmonische Umgebung bieten. Doch was, wenn die Realität anders aussieht? Was, wenn man feststellt, dass der Umgang mit bestimmten Familienmitgliedern mehr schadet als nützt?
Die bittere Wahrheit: Toxische Beziehungen in der Familie
Viele Mütter kennen das Gefühl, zwischen den eigenen Bedürfnissen, den Bedürfnissen der Kinder und den Erwartungen der Familie hin- und hergerissen zu sein. Die Vorstellung von harmonischen Familienfesten, von liebevollen Großeltern und einem unterstützenden Netzwerk zerbricht oft an der Realität. Stattdessen gibt es Streit, Missgunst, Manipulation und emotionale Kälte. Manchmal sind es subtile Bemerkungen, die verletzen, manchmal offene Angriffe. Und inmitten dieses Minenfelds stehen die Kinder, die alles spüren und oft nicht verstehen können.
Es ist ein Dilemma: Einerseits möchte man den Kindern den Kontakt zu ihren Großeltern oder anderen Verwandten nicht verwehren, andererseits will man sie vor negativen Erfahrungen schützen. Man fragt sich, ob man übertreibt, ob man zu empfindlich ist. Manchmal redet man sich ein, dass es schon nicht so schlimm sein wird, nur um dann wieder enttäuscht zu werden. Die ständige Auseinandersetzung mit toxischen Familienmitgliedern kann zu einer enormen Belastung werden, die sich auf die eigene psychische Gesundheit und das Familienleben auswirkt.
Verbundenheit
Wenn Thanksgiving zur Zerreißprobe wird: Ein Blick in die Reddit-Community
Ein aktueller Reddit-Thread verdeutlicht, wie viele Familien mit ähnlichen Problemen zu kämpfen haben. Eine Mutter berichtet von ihren Erfahrungen mit der Familie ihres Bruders und den eigenen Eltern, die ihren Bruder bevorzugen. Besonders an Feiertagen wie Thanksgiving eskaliert die Situation, da ihr Sohn dem Verhalten der anderen Familienmitglieder ausgesetzt ist. Anstatt eines harmonischen Festes erlebt die Familie Stress, Streit und Verletzungen.
Die Mutter berichtet, dass ihr Schwiegervater in den letzten zwei Jahren so gemein zu ihrem Sohn war, dass sie sich entschieden hat, dieses Jahr eine Reise zu unternehmen, anstatt das traditionelle Thanksgiving-Fest zu besuchen. Sie lud ihre Eltern und die Familie ihres Bruders ein, aber diese lehnten ab. Obwohl die Familie der Mutter die Reise wie geplant antreten wird, sind ihre Eltern und die Familie ihres Bruders nun „vor den Kopf gestoßen“ und „verärgert“. Die Mutter schreibt: „Wir werden unsere Kinder keinem toxischen Thanksgiving aussetzen.“ Die Reddit-Community unterstützte ihre Entscheidung, die Bedürfnisse ihrer Familie an erste Stelle zu setzen, mit Kommentaren wie: „Ja, mache dein Kind, dich und deinen Mann zur Priorität. Denke daran, dass ihre wiederholte Entscheidung für ihn nichts mit dir zu tun hat, sondern mit ihnen.“ Ein anderer schrieb: „Dein Kind würde lieber Zeit mit seinen Eltern auf einer lustigen Reise verbringen, als zu einer Familienfeier geschleppt zu werden, wo es von anderen herabgewürdigt wird (glaube mir, ich spreche aus Erfahrung).“
Es ist nicht egoistisch, die eigenen Bedürfnisse und die der Kinder an erste Stelle zu setzen und sich von toxischen Einflüssen abzugrenzen.
Die Macht der Abgrenzung: Warum es wichtig ist, Grenzen zu setzen
Die Geschichte der Reddit-Nutzerin ist kein Einzelfall. Eine Umfrage aus dem Jahr 2023 ergab, dass 22 % der US-amerikanischen Erwachsenen angeben, dass ihr Feiertagsstress von „erlebtem oder erwartetem Familienkonflikt“ herrührt. Es ist wichtig zu erkennen, dass man mit seinen Problemen nicht allein ist. Viele Familien kämpfen mit ähnlichen Dynamiken, besonders während der Feiertage, die eigentlich eine Zeit der Freude und des Zusammenhalts sein sollten. Es ist jedoch entscheidend, sich bewusst zu machen, dass man nicht verpflichtet ist, sich und seine Kinder schlechtem Benehmen auszusetzen.
Dr. Supatra Tovar, klinische Psychologin und Ernährungsberaterin, betont, wie wichtig es ist, Grenzen zu setzen, um die emotionale Gesundheit der Kinder zu schützen. „Ich glaube, dass das Schaffen von Grenzen – sei es durch die Einschränkung bestimmter Gespräche, die Reduzierung der Zeit, die mit bestimmten Verwandten verbracht wird, oder die vollständige Abwahl von Zusammenkünften, wenn nötig – nicht nur gerechtfertigt, sondern unerlässlich ist, um eine sichere, unterstützende Umgebung für Kinder aufrechtzuerhalten“, sagt sie. Es geht darum, einen sicheren Raum für die Kinder zu schaffen, in dem sie sich wohlfühlen und entfalten können, ohne Angst vor negativen Erfahrungen haben zu müssen.
Warnsignale: Wann es Zeit ist, die Reißleine zu ziehen
Dr. Tovar nennt einige Warnsignale, auf die man achten sollte, wenn man in Erwägung zieht, Grenzen zu setzen und den Kontakt zu toxischen Verwandten einzuschränken, besonders während der Feiertage. Zu den Verhaltensweisen, die ein toxischer oder negativer Verwandter zeigen kann, gehören:
- Ständige Kritik und Abwertung
- Unangebrachte Kommentare über das Aussehen, die Intelligenz oder die Fähigkeiten der Kinder
- Bevorzugung eines Kindes gegenüber dem anderen
- Manipulation und Schuldzuweisungen
- Respektloses Verhalten gegenüber den Eltern oder anderen Familienmitgliedern
- Übertretung von Grenzen und Missachtung von Regeln
Wenn man diese Verhaltensweisen beobachtet und die Kinder vor diesen negativen Erfahrungen schützt, ist das nährend und gesund. „Es hilft, langfristige Probleme wie geringes Selbstwertgefühl, Angstzustände oder sogar negative Verhaltensmuster zu verhindern“, sagt Dr. Tovar. „Wenn Ihr Bauchgefühl Ihnen sagt, dass eine Situation schädlich sein könnte, lohnt es sich, Grenzen auszuloten, um eine sicherere Erfahrung zu schaffen.“ Es ist wichtig, auf das eigene Bauchgefühl zu hören und die Signale ernst zu nehmen, die einem der Körper sendet. Oft spüren Mütter intuitiv, wenn etwas nicht stimmt und ihre Kinder in Gefahr sind.
Strategien für den Umgang mit schwierigen Familienmitgliedern
Wenn man sich entscheidet, an einem Feiertagstreffen mit jemandem teilzunehmen, von dem man glaubt, dass er toxisches Verhalten zeigen könnte, empfiehlt Dr. Tovar Folgendes:
- Erwartungen managen: Sei dir bewusst, dass sich das Verhalten der Person wahrscheinlich nicht ändern wird. Versuche, deine Erwartungen entsprechend anzupassen und dich nicht auf positive Veränderungen zu verlassen.
- Unterstützung suchen: Sprich mit deinem Partner, Freunden oder einem Therapeuten über deine Bedenken und Ängste. Es kann helfen, sich vorzubereiten und Strategien zu entwickeln, wie man mit schwierigen Situationen umgehen kann.
- Kurze Besuche planen: Bleibe nicht länger als nötig. Ein kurzer Besuch kann weniger stressig sein als ein ganzer Tag.
- Sichere Themen vorbereiten: Überlege dir im Voraus, über welche Themen du sprechen kannst, die keine Konflikte auslösen.
- Nicht provozieren lassen: Versuche, dich nicht auf Diskussionen einzulassen oder dich provozieren zu lassen. Bleibe ruhig und gelassen, auch wenn es schwerfällt.
Vor einem Ereignis kann man auch seine Kinder vorbereiten. „Wenn sie alt genug sind, sprich mit deinen Kindern darüber, was sie erwartet, und dass sie nicht auf Fragen oder Interaktionen antworten müssen, die ihnen unangenehm sind“, sagt Dr. Tovar. Es ist wichtig, den Kindern zu vermitteln, dass sie das Recht haben, sich abzugrenzen und sich nicht zu Dingen zwingen zu lassen, die sie nicht möchten.
Wenn Grenzen überschritten werden: Konsequenzen ziehen
Familienmitglieder sollten verständnisvoll sein und deine Regeln und Grenzen respektieren, sagt Dr. Yip. Wenn sie es nicht sind, kann es notwendig sein, sie daran zu erinnern. Dr. Tovar sagt, dass man auch nicht zögern sollte, einzugreifen, wann immer es die Gelegenheit erfordert. Und man kann es höflich, aber bestimmt tun. „Wenn beispielsweise ein Familienmitglied ein Tabuthema anspricht, versuche, das Gespräch umzuleiten: ‚Lasst uns die Dinge heute locker halten und über [etwas Positives] sprechen'“, schlägt sie vor. Es ist wichtig, klar und deutlich zu kommunizieren, welche Themen tabu sind und welche Verhaltensweisen nicht toleriert werden.
Es ist auch eine gute Idee, einen Ausstiegsplan zu haben, falls eine Situation hitzig oder unangenehm wird. „Plane im Voraus mit deinem Partner oder Familienmitgliedern, was zu tun ist, wenn eine Situation eskaliert“, sagt Dr. Tovar. „Zu wissen, dass man sich zurückziehen kann, selbst wenn es nur kurz ist, kann etwas von dem Druck von Feiertagstreffen nehmen.“ Es kann hilfreich sein, ein Codewort zu vereinbaren, das signalisiert, dass man die Situation verlassen möchte. Und vor allem: Habe keine Angst, zu gehen, wenn du dich unwohl fühlst. Deine Gesundheit und das Wohlbefinden deiner Kinder sind wichtiger als die Erwartungen anderer.
Egal wie schwer es sich anfühlt, zeige weiterhin, wie eine gesunde Grenze aussieht. „Kinder lernen durch Vorbilder“, sagt Dr. Tovar. „Wenn sie sehen, wie du ruhig und selbstbewusst Grenzen setzt und das Wohlbefinden aller in den Vordergrund stellst, internalisieren sie diese Verhaltensweisen eher für sich selbst.“ Es ist wichtig, den Kindern zu zeigen, dass es in Ordnung ist, „Nein“ zu sagen und für die eigenen Bedürfnisse einzustehen. Und denke daran, es ist nicht egoistisch, Selbstfürsorge zu betreiben. „Deine Kinder zu schützen bedeutet auch, dich selbst zu schützen“, sagt Dr. Tovar. „Feiertagstreffen können anstrengend sein, also priorisiere deine eigene emotionale Gesundheit, indem du Grenzen setzt, wie viel du bereit bist, dich zu engagieren.“
Fazit: Mut zur Veränderung
Toxische Beziehungen in der Familie sind eine Realität, mit der viele Mütter konfrontiert sind. Es ist wichtig zu erkennen, dass man nicht allein ist und dass es in Ordnung ist, Grenzen zu setzen, um sich selbst und seine Kinder zu schützen. DieReddit-Community und die Expertentipps von Dr. Tovar und Dr. Yip zeigen, dass es möglich ist, gesunde Strategien für den Umgang mit schwierigen Familienmitgliedern zu entwickeln. Es erfordert Mut, sich von alten Mustern zu lösen und neue Wege zu gehen, aber es lohnt sich, um eine liebevolle und harmonische Umgebung für die Kinder zu schaffen. Es ist nicht egoistisch, die eigenen Bedürfnisse und die der Kinder an erste Stelle zu setzen. Es ist ein Zeichen von Stärke und Verantwortungsbewusstsein.
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