Der Wecker klingelt, noch bevor die Sonne aufgeht. Ein schneller Blick auf die To-Do-Liste: Frühstück vorbereiten, Kinder wecken, Pausenbrote packen, zur Arbeit hetzen, Meetings, Präsentationen, E-Mails, Kinder abholen, Hausaufgaben, Abendessen, Bettzeit. Und dazwischen unzählige kleine Entscheidungen, die gefällt werden müssen. Kennst du das auch, liebe Mama? Das Gefühl, ständig im Hamsterrad zu rennen und dabei sich selbst ein Stück weit zu verlieren?
Das Gedankenkarussell: Wenn der Kopf nie stillsteht
Viele Mütter kennen dieses Phänomen: Das Gedankenkarussell dreht sich unaufhörlich. Es beginnt vielleicht mit der Frage, ob die Kinder genug Obst und Gemüse essen, und endet bei der Sorge, ob man im Job alles richtig macht. Reflektieren, grübeln, planen – der Verstand ist ständig im Dauereinsatz. Besonders abends, wenn endlich Ruhe einkehrt, drehen die Gedanken erst richtig auf. Liege ich richtig mit meiner Erziehung? Fördere ich meine Kinder genug? Bin ich eine gute Mutter? Diese Fragen können quälend sein und den Schlaf rauben. Doch wo bleiben dabei unsere eigenen Gefühle?
Es ist ein Teufelskreis: Wir wollen alles richtig machen, die perfekte Mutter sein, die perfekte Partnerin und gleichzeitig im Job erfolgreich sein. Dieser Anspruch führt oft dazu, dass wir uns selbst vernachlässigen und den Kontakt zu unseren eigenen Bedürfnissen verlieren. Wir sind so sehr damit beschäftigt, für andere da zu sein, dass wir vergessen, auf uns selbst zu hören. Aber was bedeutet das für unsere Intuition?
Verlieren wir als Eltern unsere Intuition?
Fühlen oder Denken: Wo liegt der Unterschied?
Oft verwechseln wir Denken mit Fühlen. Natürlich ist es wichtig, Situationen zu analysieren und zu reflektieren. Aber das Denken findet im Kopf statt, während das Fühlen im Körper passiert, im Hier und Jetzt. Es ist ein direkter, unmittelbarer Ausdruck unserer inneren Welt. Wenn wir uns beispielsweise fragen, warum unser Kind heute so gereizt war, analysieren wir die Situation. Wenn wir aber fühlen, wie es uns gerade geht, spüren wir unsere eigenen Bedürfnisse und Emotionen.
Der Verstand liebt Gründe, Pläne und Erklärungen. Er sagt: „Ich muss noch die Wäsche zusammenlegen, bevor ich mich entspannen kann.“ Die Intuition hingegen sagt einfach: „Ich brauche jetzt eine Pause.“ Der Verstand denkt in Kausalitäten, die Intuition ist einfach nur da, ohne großes Drama. Sie hat kein Interesse an Gründen, sondern an dem, was im Moment wichtig ist. Und genau das ist es, was viele Mütter verlernt haben: auf ihre Intuition zu hören.
Die größte Herausforderung für Mütter besteht oft darin, den Zugang zu den eigenen, authentischen Gefühlen wiederzufinden und der inneren Stimme mehr Gehör zu schenken, anstatt sich in einem Strudel von Gedanken und Erwartungen zu verlieren.
Die Kinder als Vorbild: Zurück zum Ursprung
Unsere Kinder können uns dabei helfen, wieder mehr zu fühlen. Sie sind pure Emotion, leben im Moment und drücken ihre Gefühle unmittelbar aus. Wenn ein Kind wütend ist, dann ist es jetzt wütend. Und wenn es vorbei ist, dann ist es vorbei. Es gibt kein Hadern, kein Grübeln, keine Sorgen um die Zukunft. Wir Erwachsenen hingegen sind oft gefangen in unseren Gedanken, in der Vergangenheit oder in der Zukunft. Dabei verlieren wir den Kontakt zu unserem Inneren. Wie oft haben wir uns schon dabei ertappt, wie wir die Tränen unseres Kindes wegwischen, während wir innerlich schon den nächsten Termin planen? Wir sind zwar physisch anwesend, aber emotional abwesend.
Es ist wichtig, sich von der Unmittelbarkeit der Kinder inspirieren zu lassen und zu lernen, wieder mehr im Moment zu leben. Das bedeutet nicht, dass wir unsere Verantwortung vernachlässigen sollen. Aber es bedeutet, dass wir uns erlauben dürfen, unsere eigenen Gefühle wahrzunehmen und ihnen Raum zu geben. Denn nur wenn wir uns selbst gut fühlen, können wir auch für unsere Kinder da sein.
Die Übung: Fühl mal rein
Nimm dir einen Moment Zeit und fühl mal rein. Wie geht es dir jetzt gerade? Was spürst du in deinem Körper? Hast du Hunger? Bist du müde? Oder sehnst du dich nach frischer Luft? Diese einfache Übung kann erstaunlich schwer sein, denn der Verstand schreit oft dazwischen: „Aber das Essen ist noch nicht fertig! Und was, wenn die Kinder etwas brauchen?“ Es ist ein Kampf zwischen dem Verstand und der Intuition. Aber es lohnt sich, das Fühlen zu üben. Es macht uns nicht nur achtsamer und entspannter, sondern hilft uns auch, unserer Intuition wieder zu vertrauen. Und die kann manchmal so viel klüger sein als jeder durchdachte Plan.
Eine weitere hilfreiche Übung ist das bewusste Atmen. Nimm dir mehrmals täglich ein paar Minuten Zeit, um tief ein- und auszuatmen. Konzentriere dich dabei auf deinen Atem und spüre, wie er deinen Körper durchströmt. Diese einfache Übung kann helfen, den Verstand zu beruhigen und den Kontakt zu deinem Inneren zu vertiefen. Versuche diese Momente der Ruhe bewusst in deinen Alltag zu integrieren, sei es beim Abwaschen, beim Spaziergang oder beim Warten auf den Bus.
Es ist auch wichtig, sich Zeit für sich selbst zu nehmen, ohne schlechtes Gewissen. Ob es ein entspannendes Bad, ein gutes Buch oder ein Treffen mit Freunden ist – gönn dir regelmäßig kleine Auszeiten, in denen du dich ganz auf dich selbst konzentrieren kannst. Denn nur wenn du deine eigenen Bedürfnisse erfüllst, kannst du auch für andere da sein.
Fazit: Zurück zur Intuition – Ein Weg zu mehr Lebensqualität
Im turbulenten Alltag als Mutter ist es leicht, den Kontakt zu den eigenen Gefühlen zu verlieren und sich im Strudel der Gedanken und Verpflichtungen zu verfangen. Doch es ist wichtig, sich daran zu erinnern, dass unsere Intuition ein wertvoller Kompass ist, der uns den Weg weisen kann. Indem wir lernen, wieder mehr auf unser Inneres zu hören, können wir nicht nur achtsamer und entspannter werden, sondern auch eine tiefere Verbindung zu uns selbst und unseren Kindern aufbauen. Es ist ein Weg, der Mut und Übung erfordert, aber sich letztendlich in mehr Lebensqualität und innerer Balance auszahlt. Fühlst du noch – oder denkst du schon?
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