Stilisierte Illustration einer Familie mit einem Anker-Motiv in pastelligen Farben

Der ultimative Anker in stürmischen Zeiten: Was Familien in Krisen wirklich Halt gibt

Wenn die Welt Kopf steht – wie Familien trotz Krisen ihren Weg finden

Es war ein ganz normaler Dienstagabend, als Katharina zum ersten Mal das Gefühl hatte, die Kontrolle zu verlieren. Ihr Dreijähriger weinte im Bett, während sie verzweifelt versuchte, die Präsentation für den nächsten Morgen fertigzustellen. Ihr Mann steckte in einem Verkehrsstau fest, und im Hintergrund lief die Tagesschau mit den neuesten Meldungen über steigende Energiepreise und Kriegsbilder aus der Ukraine. ´In diesem Moment habe ich mich gefragt: Wie soll ich in dieser verrückten Welt eigentlich eine gute Mutter sein?´, erinnert sie sich.

Katharinas Geschichte ist kein Einzelfall. Immer mehr Eltern fühlen sich von den aktuellen Krisen überrollt. Corona, Klimawandel, Krieg in Europa – die letzten Jahre haben Familien vor beispiellose Herausforderungen gestellt. Doch während die Medien oft von Angst und Verunsicherung berichten, zeigt eine aktuelle repräsentative Studie des Forschungsinstituts mindline media: Familien sind erstaunlich resilient. Sie finden selbst in den stürmischsten Zeiten ihren Anker.

Was aber genau gibt Familien Halt, wenn die Welt ins Wanken gerät? Welche Strategien entwickeln Eltern, um ihre Kinder zu schützen und gleichzeitig auf die Zukunft vorzubereiten? Und was können wir als Gesellschaft tun, um Familien besser zu unterstützen? Diesen Fragen sind wir auf den Grund gegangen – mit überraschenden Ergebnissen.

Die neue Normalität: Leben mit permanenten Krisen

Der morgendliche Blick aufs Smartphone ist für viele Mütter längst zum emotionalen Balanceakt geworden. Neben den neuesten Nachrichten einer Welt in Aufruhr warten E-Mails vom Chef, Terminanfragen für die Kinder und die ständige Frage: Schaffe ich das alles? Die Ergebnisse der repräsentativen Befragung von 1.049 Müttern und Vätern zeichnen ein klares Bild: Jedes zweite Elternteil (49 Prozent) gibt an, sich heute mehr Sorgen zu machen als noch vor zwei, drei Jahren. Das ist eine bemerkenswert hohe Zahl, wie Dr. Inga Laß vom Bundesinstitut für Bevölkerungsforschung bestätigt: ´Einstellungen ändern sich normalerweise nur langsam. Darum würde ich die 49 Prozent, die sich nach zwei Jahren mehr sorgen, durchaus als hoch einordnen.´

Besonders beunruhigend für Eltern sind die Themen Krieg (75 Prozent), wirtschaftliche Entwicklung (73 Prozent) und Zukunftschancen der eigenen Kinder (71 Prozent). Interessanterweise ist die Corona-Pandemie mit 41 Prozent der Nennungen fast schon in den Hintergrund gerückt – ein Phänomen, das Psychologen als ´Krisen-Überlagerung´ bezeichnen. Wir gewöhnen uns an bestehende Bedrohungen, während neue Ängste in den Vordergrund treten.

Auffällig ist auch: Die Verunsicherung verteilt sich nicht gleichmäßig. Mütter zeigen sich gegenüber Vätern deutlich stärker beunruhigt, besonders wenn es um die Zukunftschancen ihrer Kinder, Krankheiten oder die persönliche finanzielle Lage geht. Diese Geschlechterdifferenz ist kein neues Phänomen, wie Forscherin Laß erklärt: ´Studien zeigten schon vor der Pandemie, dass sich Mütter grundsätzlich deutlich stärker belastet fühlen als Väter. Corona wirkt hier allerdings als Verstärker.´ Die Daten des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung bestätigen dies: Bei Müttern ist die Lebenszufriedenheit während der Pandemie signifikant stärker gesunken als bei Vätern.

Krisen beschwören nicht nur Sturm und raue See herauf. Sie schärfen auch Konturen und damit den Blick fürs Wesentliche. Sie legen die Quellen frei, aus denen wir Kraft schöpfen können.

Diese tiefe Erkenntnis spiegelt sich in den Erfahrungen zahlreicher Familien wider. Psychologische Studien zeigen, dass Menschen in Krisensituationen oft verborgene Ressourcen entdecken und aktivieren. Das Post-traumatische Wachstum, ein Phänomen, das von Psychologen wie Richard Tedeschi und Lawrence Calhoun erforscht wurde, belegt, dass Menschen nach belastenden Ereignissen nicht nur zur Normalität zurückkehren können, sondern häufig persönliches Wachstum erleben. Eine Langzeitstudie der Universität Harvard fand heraus, dass Familien, die gemeinsam Krisen durchgestanden haben, oft stärkere emotionale Bindungen entwickeln und bessere Problemlösungsstrategien erlernen. Laut dem Journal of Family Psychology (2021) berichten 62% der Familien, die schwierige Zeiten gemeistert haben, von einer verbesserten Kommunikation und einem tieferen Verständnis füreinander. Die American Psychological Association bestätigt diese Erkenntnisse und empfiehlt, Resilienz als erlernbare Fähigkeit zu betrachten, die durch gemeinsame Bewältigung von Herausforderungen gestärkt werden kann. Für Eltern bedeutet dies: Die aktuellen Krisen können zwar belastend sein, bieten aber auch die Chance, den Familienzusammenhalt zu stärken und Kindern wichtige Bewältigungsstrategien für ihr späteres Leben mitzugeben. Weiterführende Informationen zu diesem Thema finden sich auf der Website der Deutschen Gesellschaft für Psychologie (https://www.dgps.de) und im Familienhandbuch des Staatsinstituts für Frühpädagogik (https://www.familienhandbuch.de).

Soziale Ungleichheit: Wer trägt die schwerste Last?

Die Studienergebnisse offenbaren eine unbequeme Wahrheit: In einkommensschwachen Familien ist die Verunsicherung durchweg am größten. Besonders besorgniserregend ist für diese Eltern die persönliche finanzielle Lage (82 Prozent), aber auch die Zukunftschancen ihrer Kinder (78 Prozent), Herausforderungen bei der Kindererziehung (63 Prozent) und mögliche Versorgungsengpässe (68 Prozent) beunruhigen sie überdurchschnittlich stark.

´Mit jedem Cent, den ich umdrehen muss, wächst die Angst, meinen Kindern nicht das bieten zu können, was sie brauchen,´ erzählt Sandra, alleinerziehende Mutter von zwei Kindern. ´Wenn dann noch eine globale Krise nach der anderen kommt, fühlt es sich manchmal an, als würde man unter einer Lawine begraben.´

Die Zahlen bestätigen: Niedriges Einkommen ist ein signifikanter Risikofaktor für das Wohlbefinden, während materieller Wohlstand gewissermaßen als Puffer gegen bestimmte Sorgen wirken kann. Dennoch gibt es Themen wie Krieg und die wirtschaftliche Gesamtentwicklung, die alle Bevölkerungsschichten gleichermaßen betreffen – ein Hinweis darauf, dass bestimmte existenzielle Ängste soziale Grenzen überwinden.

Doch die Studie enthüllt noch etwas anderes: Neben den 49 Prozent der Eltern, die sich heute mehr Sorgen machen, gibt es 51 Prozent, die trotz aller Krisen nicht besorgter sind als zuvor. Und noch bemerkenswerter: Bei 43 Prozent der Befragten ist die Wertschätzung für die eigene privilegierte Situation und den familiären Zusammenhalt sogar gewachsen. Krisen können offenbar auch ein Bewusstsein für das schaffen, was wirklich zählt.

Zwischen Idylle und Realität: Was Familien sich wünschen

Was wünschen sich Familien in Zeiten multipler Krisen? Die Antwort mag überraschen: Es ist die Sehnsucht nach einem Stück heiler Welt. Beim Thema Wohnen steht ein grünes Umfeld ganz oben auf der Prioritätenliste der befragten Eltern (54 Prozent). Kulturelle Angebote, die typischerweise in urbanen Zentren zu finden sind, wurden hingegen nur von 14 Prozent als besonders wichtig erachtet. Nach dem grünen Umfeld folgen auf der Wunschliste eine angenehme Nachbarschaft und großzügiger Wohnraum.

Fast ebenso bedeutsam wie die Nähe zur Natur sind praktische Aspekte: nahe gelegene Einkaufsmöglichkeiten und Betreuungs- beziehungsweise Bildungseinrichtungen, die von den Kindern selbständig erreicht werden können. Die Daten zeigen auch: Je jünger die Kinder sind, desto wichtiger ist den Eltern eine geringe räumliche Distanz zu Kita oder Schule sowie zu den Großeltern – ein Hinweis auf den hohen Stellenwert von familiären Unterstützungsnetzwerken.

Besonders auffällig: Familien mit drei oder mehr Kindern leiden besonders unter dem angespannten Wohnungsmarkt. Während 43 Prozent aller befragten Eltern die Situation auf dem Wohnungsmarkt verunsichert, sind es bei kinderreichen Familien bereits mehr als jeder Zweite (56 Prozent). ´Wir haben anderthalb Jahre nach einer bezahlbaren Vierzimmerwohnung gesucht,´ berichtet Michael, Vater von drei Kindern aus München. ´Mehrmals wurden wir abgelehnt, sobald die Vermieter hörten, dass wir drei Kinder haben. Das war erniedrigend.´

Die Homeoffice-Revolution: Segen oder Fluch für Familien?

Die Pandemie hat die Arbeitswelt revolutioniert – mit tiefgreifenden Auswirkungen auf das Familienleben. Vier von zehn befragten Müttern und Vätern haben in den letzten Jahren die Möglichkeit gehabt, im Homeoffice zu arbeiten. Doch wie bei vielen Veränderungen gibt es Licht und Schatten.

Auf der positiven Seite steht die gewonnene Flexibilität. Eltern berichten von gestärkten familiären Beziehungen und wertvoller eingesparter Zeit durch wegfallende Pendelwege. Besonders bemerkenswert: Drei Viertel der befragten Väter gaben an, mehr Haus- und Familienarbeit zu übernehmen, seit sie im Homeoffice arbeiten. Und die meisten Väter (71 Prozent) äußerten den Wunsch, auch in Zukunft mehr Zeit in die Familie zu investieren – selbst wenn dies berufliche Nachteile mit sich bringen könnte.

Sozialwissenschaftlerin Inga Laß, die sich intensiv mit den Auswirkungen von Homeoffice beschäftigt, sieht darin ein echtes Potenzial für gesellschaftlichen Wandel: ´Das Homeoffice wird in deutlich größerem Umfang bleiben als vor der Pandemie. Und das birgt natürlich Chancen für die Väter, wie zum Beispiel eingesparte Pendelwege und flexiblere Arbeitszeiten. Viele Väter würden gern mehr Zeit mit ihren Kindern verbringen.´

Besonders aufschlussreich: Über 90 Prozent der über 45-jährigen Väter gaben an, ihre Beziehung zu den Kindern sei durch das Homeoffice enger geworden. Könnte die Pandemie hier tatsächlich einen positiven Kulturwandel eingeleitet haben?

Doch die Medaille hat eine Kehrseite: Trotz aller Vorzüge hat die Homeoffice-Situation in vier von zehn Familien zu mehr Konflikten geführt – besonders bei jüngeren Eltern mit betreuungsintensiven Kleinkindern. ´Es ist ein Irrglaube, dass man Homeoffice und Kinderbetreuung zeitgleich vereinbaren kann,´ betont Forscherin Laß. ´Damit sich Eltern auf den Job zu Hause konzentrieren können, braucht es ein funktionierendes und verlässliches Betreuungssystem im Hintergrund.´

Problematisch ist zudem die ungleiche Verteilung der Homeoffice-Möglichkeiten: Während 64 Prozent der höher gebildeten Eltern von zu Hause arbeiten konnten, war dies nur 24 Prozent der Menschen mit geringerem Bildungsabschluss möglich – ein weiterer Beleg für die wachsende soziale Kluft in Krisenzeiten.

Was Eltern im Homeoffice am meisten schätzen

  • Mehr Flexibilität im Familienalltag (68%)
  • Gesparte Pendelzeit (62%)
  • Möglichkeit, Arbeits- und Betreuungszeiten besser abzustimmen (57%)
  • Mehr Präsenz bei wichtigen Familienmomenten (51%)
  • Reduzierter Organisationsaufwand (48%)

Kita, Schule und digitale Medien: Das komplizierte Beziehungsgeflecht

´Als die Kitas während des Lockdowns geschlossen wurden, ist mir erst bewusst geworden, wie sehr wir auf diese Einrichtungen angewiesen sind,´ gesteht Julia, Mutter von Zwillingen und Führungskraft in einem Technologieunternehmen. ´Plötzlich sollte ich gleichzeitig Vollzeit arbeiten, Erzieherin spielen und den Haushalt managen. Das war schlicht unmöglich.´

Julias Erfahrung deckt sich mit den Studienergebnissen: Kita, Schule und Hort werden von den befragten Eltern als unverzichtbare Stützen des Familienlebens betrachtet. Eine überwältigende Mehrheit von 85 Prozent der Eltern gibt an, dass eine verlässliche Kinderbetreuung notwendig ist, um den Familienalltag überhaupt bewältigen zu können. Noch deutlicher ist das Bild, wenn es um die Entwicklung der Kinder geht: Fast alle Mütter und Väter (94 Prozent) sind überzeugt, dass Kinder Betreuungseinrichtungen brauchen, um soziales Verhalten zu erlernen.

Doch bei genauerem Hinsehen zeigt sich eine interessante Ambivalenz: Acht von zehn Elternteilen – vorwiegend Mütter – vertreten die Ansicht, Kinder sollten in den ersten zwei bis drei Lebensjahren von einem Elternteil betreut werden und generell nicht den ganzen Tag in der Kita verbringen. Diese Haltung könnte als Rückfall in traditionelle Rollenbilder interpretiert werden, spiegelt aber möglicherweise auch eine wachsende Unzufriedenheit mit den bestehenden Betreuungsmodellen wider.

´Diese Ergebnisse zeigen, dass wir als Gesellschaft noch keine wirklich befriedigenden Antworten auf die Frage gefunden haben, wie Berufstätigkeit und Familie optimal vereinbart werden können,´ erklärt Familienpsychologin Dr. Martina Weber. ´Eltern wünschen sich offensichtlich qualitativ hochwertige Kinderbetreuung, aber mit Maß und unter Berücksichtigung der individuellen Bedürfnisse ihrer Kinder.´

Auch im Bereich der digitalen Medien offenbaren die Studienergebnisse ein differenziertes Bild. Entgegen der oft negativen öffentlichen Diskussion erkennen die befragten Eltern durchaus positive Aspekte: 80 Prozent schätzen technische Angebote wie Messenger-Dienste, die den Kontakt zu Großeltern, Verwandten und Freunden erleichtern. Sieben von zehn Elternteilen sind zudem der Meinung, dass gute Medienangebote sie dabei unterstützen, komplexe Themen anschaulich und kindgerecht zu erklären.

Dennoch bleibt eine gesunde Skepsis: 65 Prozent der befragten Mütter und Väter befürchten, dass übermäßiger Medienkonsum den familiären Zusammenhalt schwächen könnte – eine Sorge, die durch aktuelle Studien zur digitalen Mediennutzung teilweise bestätigt wird.

Was Eltern wirklich brauchen: Zwischen finanzieller Unterstützung und gesellschaftlicher Anerkennung

Die Frage nach der Unterstützung von Familien enthüllt einen klaren Konsens: Eltern wünschen sich mehr Hilfe – sowohl finanziell als auch strukturell. Knapp drei Viertel der Befragten, die mehr Unterstützung fordern, nennen finanzielle Zuwendungen als besonders wichtig. Ebenfalls hoch im Kurs stehen mehr Flexibilität im Berufsleben, größeres gesellschaftliches Verständnis für die Bedürfnisse von Eltern und Kindern sowie mehr Rücksichtnahme seitens der Arbeitgeber.

Interessanterweise zeigen sich werdende Eltern deutlich zuversichtlicher: Sechs von zehn Schwangeren sind der Meinung, dass Eltern in Deutschland ausreichend Unterstützung durch Staat, Gesellschaft und Arbeitgeber erhalten. Diese Diskrepanz zwischen Erwartung und Realität deutet auf eine Ernüchterung hin, die mit den praktischen Herausforderungen des Elternseins eintritt.

´Deutschland steht bei der monetären Familienförderung im europäischen Vergleich gar nicht schlecht da,´ erläutert Soziologin Inga Laß. ´Nachholbedarf sehe ich vor allem im Bereich der Vereinbarkeit von Familie und Beruf, etwa beim weiteren Ausbau der Kinderbetreuung mit Ganztagsangeboten und einem guten Personalschlüssel. Auch ein Ausbau der Vätermonate beim Elterngeld könnte die Vereinbarkeit fördern.´

Und welche Werte möchten Eltern ihren Kindern mit auf den Weg geben, um sie für diese unsichere Welt zu wappnen? Die Antworten zeichnen das Bild einer Generation, die ihre Kinder sowohl stark als auch sozial kompetent sehen möchte: Ein gesundes Selbstbewusstsein, eine gute Bildung und das Vertrauen in den familiären Rückhalt bilden die Top-Drei der elterlichen Wunschliste. Mit etwas Abstand folgen gute Umgangsformen, Optimismus, Toleranz und Einfühlungsvermögen. Interessanterweise rangiert Durchsetzungsstärke mit 28 Prozent eher im Mittelfeld – wobei Väter diesem Aspekt mehr Gewicht beimessen als Mütter.

Was Eltern ihren Kindern mitgeben möchten

  • Starkes Selbstbewusstsein
  • Gute Bildung
  • Vertrauen in den Rückhalt der Familie
  • Gute Umgangsformen
  • Optimismus
  • Toleranz und Einfühlungsvermögen
  • Durchsetzungsstärke (besonders wichtig für Väter)

Die Kraft der Rituale: Kleine Anker im stürmischen Alltag

In Zeiten der Unsicherheit suchen Menschen nach Stabilität – und Familien finden sie oft in gemeinsamen Ritualen. Fast die Hälfte (49 Prozent) der Familien, die angeben, dass Rituale ihnen Kraft geben, haben feste Gewohnheiten beim Bringen und Abholen der Kinder entwickelt. Diese scheinbar alltäglichen Momente – das gemeinsame Frühstück, das Gute-Nacht-Ritual oder der Sonntagsausflug – bilden emotionale Anker im Familienalltag.

´Nach einer besonders stressigen Arbeitswoche mit schlechten Nachrichten überall habe ich bemerkt, wie sehr mich unser Freitagabend-Ritual erdet,´ erzählt Thomas, Vater von zwei Grundschulkindern. ´Wir bestellen Pizza, kuscheln uns aufs Sofa und schauen zusammen einen Film. In diesen Momenten fühlt sich die Welt wieder in Ordnung an.´

Psychologische Studien bestätigen die stabilisierende Wirkung von Ritualen: Sie schaffen Vorhersehbarkeit in einer unvorhersehbaren Welt, stärken das Zusammengehörigkeitsgefühl und geben besonders Kindern Sicherheit. In Krisenzeiten kann die bewusste Pflege solcher Familienrituale daher einen wichtigen Beitrag zur psychischen Widerstandsfähigkeit leisten.

Fazit: Die resiliente Familie – ein Modell für die Zukunft?

Die Ergebnisse der Studie zeichnen ein vielschichtiges Bild: Ja, Familien stehen unter Druck. Die multiplen Krisen unserer Zeit hinterlassen Spuren, verstärken soziale Ungleichheiten und stellen Eltern vor enorme Herausforderungen. Gleichzeitig offenbaren die Daten eine bemerkenswerte Widerstandskraft und Anpassungsfähigkeit – Eigenschaften, die Familien seit jeher auszeichnen.

Während sich die äußeren Umstände verändern, bleiben die grundlegenden Bedürfnisse konstant: der Wunsch nach Sicherheit, nach verlässlichen Strukturen, nach Zeit füreinander und nach gesellschaftlicher Anerkennung der Familienarbeit. Die Pandemie hat dabei als Katalysator gewirkt und sowohl bestehende Probleme verschärft als auch neue Möglichkeiten eröffnet – etwa durch die Normalisierung flexibler Arbeitsmodelle.

Für die Zukunft deutet sich an, dass resiliente Familien jene sein werden, die Flexibilität mit Stabilität verbinden können, die digitale Möglichkeiten nutzen, ohne sich von ihnen dominieren zu lassen, und die in der Lage sind, auch in Krisenzeiten ein Gefühl von Sicherheit und Zusammenhalt zu vermitteln.

´Jedem Anfang wohnt ein Zauber inne,´ schrieb Hermann Hesse einst. Vielleicht liegt der Zauber des Familienlebens gerade darin, dass es uns lehrt, immer wieder neu anzufangen – auch und gerade dann, wenn die Welt um uns herum ins Wanken gerät.

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