Der Dauerkonflikt – Smartphone vs. Familie. Kennen Sie das auch, liebe Mütter? Das Gefühl, ständig zwischen der digitalen Welt und den Bedürfnissen Ihrer Kinder hin- und hergerissen zu sein? Vor zwei Jahren wurde mir schmerzlich bewusst, dass meine Kinder recht hatten: Ich war wirklich ständig am Handy. Vier bis fünf Stunden täglich! Eine erschreckende Erkenntnis, die mich wachgerüttelt hat.
Der Weckruf: Wenn Kinderaugen mahnen
Ich wollte nicht, dass meine Kinder, damals 11 und 7 Jahre alt, mich nur als die Mama in Erinnerung behalten, die ständig auf einen Bildschirm starrt. Also traf ich eine Entscheidung: Ich würde mein Handy in ihrer Gegenwart nur noch in echten Notfällen aktiv nutzen. Ein Versprechen, das nicht nur ihnen, sondern auch mir selbst galt. Denn ich wollte ihnen ein gutes Vorbild sein. Doch wie setzt man das in einer Welt um, die immer digitaler wird?
Diese Frage beschäftigte mich immer mehr, bis ich auf das Buch „The Anxious Generation“ von Dr. Jonathan Haidt stieß. Ein Buch, das mir auf einer Veranstaltung von Mothers Against Media Addiction (MAMA) in New York in die Hände fiel und meine Sichtweise auf die Mediennutzung von Kindern nachhaltig veränderte. Haidt plädiert darin für klare Regeln im Umgang mit digitalen Medien: Keine Smartphones vor der High School, keine sozialen Medien vor dem 16. Lebensjahr, handyfreie Schulen und mehr Zeit für freies Spielen und echte Verantwortung. Prinzipien, die ich ab 2025 verstärkt in meine Erziehung einfließen lassen möchte.
Präsenz zeigen: Mehr als nur physische Anwesenheit
Dr. Haidt betont, dass eine gesunde Entwicklung von Jugendlichen durch die Auseinandersetzung mit überschaubaren Stressoren gefördert wird, die Resilienz aufbauen. Technologie eliminiert diese Erfahrungen oft, da sie als falsches Vorbild und Flucht vor der Realität dient. Die ständige Verfügbarkeit digitaler Unterhaltung und Ablenkung kann dazu führen, dass Jugendliche nicht ausreichend auf die Herausforderungen des Lebens vorbereitet sind und Angstzustände oder andere psychische Probleme entwickeln.
Eltern können dem entgegenwirken, indem sie positives Verhalten vorleben. Adolph Brown III, ein promovierter klinischer Psychologe, bekannt als Doc Brown aus der ABC-Sendung „The Parent Test“, betont: „Erwachsene müssen das Verhalten vorleben, das sie von ihren Kindern erwarten, angefangen damit, Geräte wegzulegen und voll präsent zu sein.“
Ich hoffe, dass ich meine Kinder dazu ermutige, mehr Zeit ohne Bildschirme zu verbringen und mehr Möglichkeiten für bedeutungsvolle Gespräche zu schaffen, indem ich mein Handy weglege. Als CEO und Verlegerin eines digitalen Unternehmens versuche ich nun, so viel Arbeit wie möglich zu erledigen, wenn meine Kinder in der Schule oder bei ihren Freizeitaktivitäten sind. Und wenn ich an einer dieser Aktivitäten teilnehme, bleibt mein Handy weg. Das Gleiche gilt, wenn ich ihnen vor dem Schlafengehen Geschichten vorlese.
Es geht nicht darum, Bildschirme zu verbannen, sondern darum, Grenzen zu schaffen, die es Kindern ermöglichen, die Fülle der realen Welt neben der digitalen zu erleben.
Selbstregulierung lernen: Ein gesunder Umgang mit Technologie
Natürlich werde ich die Bildschirme nicht komplett verbannen. Es geht vielmehr darum, meinen Kindern zu helfen, ein gesünderes Verhältnis zur Technologie aufzubauen. Dr. Brown erklärt: „Das Ziel ist nicht, Bildschirme zu verbieten, sondern Grenzen zu schaffen, die es Kindern ermöglichen, die Fülle der realen Welt neben der digitalen zu erleben.“
Er fügt hinzu: „Kinder verlieren durch die Technologie ihre Fähigkeit zur Sozialisation. Die Technologie überholt unsere Menschlichkeit in dem Sinne, dass Kinder mehr nach unten schauen als jemandem in die Augen.“ Ich möchte meine Kinder immer wieder daran erinnern, wie wichtig Augenkontakt ist, um bedeutungsvolle Verbindungen herzustellen. Als Mutter möchte ich jede Gelegenheit nutzen, um Augenkontakt mit meinen Kindern aufzunehmen.
Ich habe auch damit begonnen, elektronische Geräte freie Aktivitäten und Workshops für meine Kinder zu entdecken. Dazu gehören ein Lego-Club in der Bibliothek, ein Schachclub und Kunsthandwerk in unserem örtlichen Erholungszentrum. Um die Medienkompetenz weiter zu stärken, habe ich mit meinen Kindern einen Kurs zum Thema „Fake News“ belegt. In dem Kurs haben wir gemeinsam gelernt, wie man Falschmeldungen im Internet erkennt und wie man sie von echten Nachrichten unterscheidet. Es ist erschreckend, wie viele Falschmeldungen im Umlauf sind und wie schnell sie sich verbreiten. Daher ist es umso wichtiger, dass Kinder frühzeitig lernen, kritisch zu denken und Informationen zu hinterfragen.
Freies Spiel fördern: Kreativität und Fantasie entfalten
Ich möchte die Kreativität und Fantasie meiner Kinder fördern und diese Kontinuität auch in den kälteren Monaten aufrechterhalten. Schlittschuhlaufen zum Beispiel ist zu einer großartigen Aktivität geworden, zu der meine Kinder in der Wintersaison tendieren. Meine Kinder sind aktiv an Freitagabend-Treffen, freiem Schlittschuhlaufen an Sonntagnachmittagen sowie an Kursen zur Verfeinerung ihrer Fähigkeiten auf dem Eis beteiligt. Wir haben in unserer Familie eine Tradition eingeführt: Jeden Sonntag backen wir gemeinsam einen Kuchen. Dabei dürfen die Kinder das Rezept auswählen und beim Abwiegen der Zutaten helfen. Anschließend verzieren wir den Kuchen gemeinsam. Diese Aktivität fördert nicht nur die Kreativität, sondern auch die Zusammenarbeit und das Verantwortungsbewusstsein meiner Kinder.
In den wärmeren Monaten bringt mein Sohn seinen Fußball zum örtlichen Spielfeld und findet andere Kinder unterschiedlichen Alters zum Spielen. Ich habe es mir zur Aufgabe gemacht, einfach mitzumachen und Spaß zu haben. Ich gebe zu, ich bin nicht die beste Fußballspielerin, aber ich weiß, dass mein Sohn es liebt und schätzt, dass ich mir die Mühe mache, mit ihm zu spielen, egal wie viele Tritte und Tore ich verpasse!
Familien-Mahlzeit
Gemeinsam kochen und essen: Eine Mahlzeit ohne Ablenkung
„Menschen, die gemeinsam ‚Brot brechen‘, haben eine Bindung“, stellt Dr. Haidt in „The Anxious Generation“ fest. „Der einfache Akt des gemeinsamen Essens, insbesondere vom gleichen Teller oder der gleichen Servierplatte, stärkt diese Bindung und verringert die Wahrscheinlichkeit von Konflikten. Dies ist ein Manko, das die virtuelle Welt niemals überwinden kann, egal wie gut VR wird.“
Ich bemerke die Bindung, die entsteht, wenn meine Kinder und ich gemeinsam kochen und essen. Ich sehe, wie meine Tochter alles von Rühren und Servieren mit ihrem jüngeren Bruder teilt. Sie einigen sich darauf, wer das Besteck hinstellt und wer die Getränke einschenkt. Und sie entscheiden gemeinsam über Details, wie zum Beispiel, welches Gemüse serviert wird und ob bestimmte Getränke Eis benötigen oder nicht. Sie erlernen praktische Fähigkeiten, während sie Probleme lösen und gemeinsam charakterbildende Gewohnheiten entwickeln, ohne es überhaupt zu merken.
Ich gewöhne mir auch an, Zutaten und Kochschritte auf Papier aufzuschreiben, anstatt mich darauf zu fixieren, mir beim Kochen ein How-to-Video auf YouTube anzusehen. Diese Praxis hat auch bei meinen eigenen Problemlösungsinitiativen geholfen, ohne dass ich mich zur ständigen Bestätigung und Unterstützung auf den Bildschirm verlassen muss. Und während der Mahlzeiten verzichte ich vollständig auf die Nutzung meines Smartphones.
Technologie als Werkzeug: Chancen erkennen und nutzen
Ich arbeite auch daran, digitale Disziplin zu etablieren und meine Kinder daran zu erinnern, dass Technologie nicht immer schlecht ist. „Technologie ist weder Freund noch Feind“, erklärt Dr. Brown. „Es ist ein Werkzeug, und wie jedes Werkzeug hängt seine Wirkung davon ab, wie wir es einsetzen. Eltern haben den Schlüssel zur Gestaltung dieser Beziehung.“
Ich werde meine Kinder weiterhin ermutigen, Lernprogramme und Recherchetechniken zu nutzen. Ich habe ihnen bereits etwas über KI beigebracht, wie man gefälschte Inhalte erkennt und wie man alles, was sie online sehen, richtig überprüft. Ich betone auch, dass sie sich niemals unwohl fühlen sollten, wenn sie sich etwas online ansehen, und wenn doch, ist dies ihr Stichwort, es auszuschalten. Um die Medienkompetenz meiner Kinder weiter zu fördern, habe ich mit ihnen einen Workshop zum Thema „Cybermobbing“ besucht. In diesem Workshop haben wir gelernt, wie man sich vor Cybermobbing schützt und wie man anderen Betroffenen helfen kann. Es ist wichtig, dass Kinder wissen, dass sie nicht allein sind und dass es Hilfe gibt, wenn sie von Cybermobbing betroffen sind.
Geduld und Nachsicht: Ein langer Weg mit kleinen Schritten
Ich muss mich daran erinnern, dass jedes dieser Ziele Babyschritte erfordert. Es geht darum, sich unserer eigenen Technologie Nutzung bewusst zu sein, insbesondere der Nutzung von Smartphones zu bestimmten Zeiten während des Tages – sogar das Einstellen von Erinnerungen und Timern auf Mobiltelefonen. Bestimmte Kindersicherungen helfen, und auch Beständigkeit ist wichtig. Ich weiß, dass wir, der Vater meiner Kinder, meine Schwiegereltern, Babysitter und ich, konstant mit den Regeln sein müssen, die wir aufstellen, anstatt zuzulassen, dass die Technologie das Beste von uns überwältigt, damit wir auf lange Sicht erfolgreich sind. Natürlich wird es nicht immer einfach sein, und das ist auch in Ordnung.
Fazit: Balance finden in einer digitalen Welt
Die Herausforderungen der modernen Elternschaft liegen oft in der Balance zwischen der digitalen und der realen Welt. Es ist entscheidend, dass wir als Mütter Vorbilder sind, indem wir unsere eigene Mediennutzung reflektieren und bewusst einschränken. Gleichzeitig sollten wir unsere Kinder nicht verteufeln, sondern ihnen helfen, einen gesunden und verantwortungsvollen Umgang mit Technologie zu entwickeln. Das bedeutet, klare Regeln aufzustellen, freie Spielzeiten zu fördern, gemeinsame Mahlzeiten ohne Ablenkung zu genießen und ihnen die Werkzeuge an die Hand zu geben, um sich in der digitalen Welt zurechtzufinden. Es ist ein langer Weg mit kleinen Schritten, aber jeder Schritt in die richtige Richtung ist ein Gewinn für unsere Kinder und unsere Familie.
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