Der morgendliche Schulgong – für viele Kinder der Start in einen Tag voller Lernen und sozialer Interaktion. Doch was oft übersehen wird, ist die Bedeutung des Mittagessens in der Schule. Es ist mehr als nur eine Mahlzeit; es ist eine Quelle für Energie, Nährstoffe und, idealerweise, eine Lektion in gesunder Ernährung. Während die USA seit Jahren darum ringen, Schulessen gesünder zu gestalten, gibt es weltweit inspirierende Beispiele, die zeigen, wie es richtig geht. Können wir von Schweden, Japan, Frankreich, Brasilien und Dänemark lernen, um unseren Kindern eine bessere Zukunft zu ermöglichen?
Die Herausforderungen in den USA: Ein Blick auf Zucker und Tomatenmark
In den Vereinigten Staaten wurden bereits bedeutende Schritte unternommen, um Schulessen zu verbessern. Der „Healthy, Hunger-Free Kids Act“ von 2010 setzte Mindeststandards für Schulmahlzeiten fest, mit dem Ziel, mehr Blattgemüse, Vollkornprodukte und weniger Zucker, Fett und Salz anzubieten. Studien aus den Jahren 2016 und 2020 zeigten positive Veränderungen und eine verbesserte Ernährungsqualität der Kinder. Doch der Weg ist noch weit.
Ein Bericht der Washington Post aus dem Jahr 2011 enthüllte eine kuriose Richtlinie des USDA: Zwei Esslöffel Tomatenmark galten als vollwertige Gemüseportion. Das öffnete Tür und Tor für Pizza als vermeintlich gesunde Mahlzeit in Schulen. Auch der großzügige Umgang mit Fruchtsäften, die oft viel Zucker enthalten, trägt nicht unbedingt zu einer ausgewogenen Ernährung bei. Es scheint, als würden hier Kompromisse gemacht, die auf Kosten der Gesundheit der Kinder gehen.
Andrea Mathis, eine registrierte Ernährungsberaterin, sieht jedoch auch Positives: „In meinem Bezirk wird großer Wert darauf gelegt, Obst, Gemüse, fettarme Milchprodukte und Vollkornprodukte anzubieten. Ich habe oft frische Guacamole und griechischen Joghurt zu Tacos und Vollkorn-Müsli mit frischen Erdbeeren zum Frühstück gesehen. Ich finde es toll, wie hier Geschmack und Ernährung priorisiert werden.“
Mathis betont, wie wichtig ausgewogene Schulmahlzeiten für Kinder sind: „Sie liefern die Energie, die sie den ganzen Tag benötigen, und legen den Grundstein für gesunde Ernährungs- und Lebensstilentscheidungen im Erwachsenenalter.“ Darüber hinaus sei es entscheidend, Kinder frühzeitig mit einer Vielfalt an nährstoffreichen Lebensmitteln vertraut zu machen, um ihre Geschmacksvorlieben positiv zu beeinflussen. „Begeistert sie für gesunde Lebensmittel wie Avocados, die einen tollen Geschmack und eine cremige Textur haben, oder Nüsse, die reich an Proteinen sind und eine leckere, knackige Textur haben.“
Angesichts der Tatsache, dass die Ernährung eng mit dem Wachstum von Kindern verbunden ist und schlechte Ernährungsgewohnheiten das Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen im Erwachsenenalter erhöhen können, sollten gesunde Ernährungsgewohnheiten in der Kindheit oberste Priorität haben. Schulessen sollte entsprechend geplant und finanziert werden, denn schlechte Ernährung kann Lernen und kognitive Leistung beeinträchtigen und somit den Bildungserfolg gefährden.
Ein Blick über den Tellerrand: Internationale Vorbilder für gesunde Schulessen
Es ist verständlich, dass es schwierig ist, einen „One-size-fits-all“-Ansatz zu finden, der für alle Bundesstaaten und Kommunen in den USA passt. Doch ein Blick auf andere Länder zeigt, dass es durchaus möglich ist, Schulessen auf ein neues Level zu heben. Hier sind fünf inspirierende Beispiele:
- Schweden: Kostenloses Mittagessen für alle
- Japan: Ernährungsbildung und gute Gewohnheiten
- Frankreich: Ein Bekenntnis zur Nachhaltigkeit
- Brasilien: Hier haben Ernährungswissenschaftler das Sagen
- Dänemark: Keine Automaten erlaubt
Diese Liste zeigt, dass es viele Wege gibt, um Schulessen gesünder und nachhaltiger zu gestalten. Es erfordert Engagement, Kreativität und den Willen, in die Gesundheit unserer Kinder zu investieren.
Mittagessen in der Schule: Gemeinschaften weltweit.
Schweden: Kostenloses Mittagessen als Investition in die Zukunft
In Schweden ist das Schulessen für alle Schüler im schulpflichtigen Alter (6 bis 16 Jahre) kostenlos – und zwar fünf Tage die Woche, unabhängig vom Einkommen der Eltern. Auch die meisten Schüler im Alter von 16 bis 19 Jahren profitieren davon. Seit 1997 schreibt das schwedische Bildungsgesetz vor, dass Schulessen kostenlos sein muss, und seit 2011, dass es nahrhaft sein muss.
Die kostenlosen Schulessen in Schweden werden aus Steuergeldern finanziert und gelten als Teil der öffentlichen Gesundheitsfürsorge. Studien zeigen, dass sie dazu beitragen, gesündere und leistungsfähigere Erwachsene heranzuziehen. Es ist eine Investition in die Zukunft des Landes, die sich langfristig auszahlt. Dieses System bietet nicht nur allen Kindern die gleiche Chance auf eine gesunde Ernährung, sondern entlastet auch Familien finanziell. Gerade für Alleinerziehende oder Familien mit geringem Einkommen kann dies eine erhebliche Erleichterung darstellen.
Mathias, der die Wichtigkeit kostenfreier Schulmahlzeiten unterstreicht, fügt hinzu, dass Ernährungsunsicherheit ein sehr reales Problem ist. „Das Angebot von kostenlosen Schulmahlzeiten kann denjenigen helfen, die aufgrund finanzieller Gründe wie des sozioökonomischen Status möglicherweise keinen Zugang zu Nahrungsmitteln haben.“
Japan: Mehr als nur Essen – Ernährungsbildung als Teil des Lehrplans
Für die Japaner ist das Schulessen – oder Kyushoku – mehr als nur Nahrung. Es ist ein wesentlicher Bestandteil der Erziehung, Sozialisation und Etikette der Kinder. Sie leben das Konzept des Shokuiku, das 2005 per Gesetz verabschiedet wurde. Ziel ist es, das Wissen über Lebensmittel zu fördern, um lebenslange gesunde Essgewohnheiten zu unterstützen, insbesondere durch schulbasierte Programme.
Intuitives Essen spielt dabei eine große Rolle. Das Verständnis, wie man das Gewichtsmanagement und die Gesundheit durch das Teilen von Speisen mit Familie und Freunden, das saisonale Essen und die Konzentration auf das Sättigungsgefühl anstelle von Kalorien unterstützt, sind allesamt Konzepte des Shokuiku. Es geht darum, ein bewusstes Verhältnis zum Essen zu entwickeln und zu lernen, auf die Signale des Körpers zu hören. Anstatt Kalorien zu zählen oder Diäten zu folgen, lernen die Kinder, was ihnen guttut und wie sie ihre Bedürfnisse auf gesunde Weise befriedigen können.
„Ein Umdenken in der Schulverpflegung ist notwendig, um Kinder nicht nur satt, sondern auch gesund und fit für die Zukunft zu machen.“
Die japanische Ernährungsbildung beinhaltet auch Achtsamkeit und Dankbarkeit – das Lernen, Verstehen und Wertschätzen, woher die Lebensmittel kommen und wie sie hergestellt werden, ist von wesentlicher Bedeutung. Darüber hinaus beteiligen sich japanische Kinder am Servieren und Aufräumen, um von klein auf Verantwortung, Teamwork und Hygiene zu lernen. Es ist ein ganzheitlicher Ansatz, der über die reine Nahrungsaufnahme hinausgeht und die Kinder zu verantwortungsbewussten und gesunden Bürgern erzieht.
Frankreich: Nachhaltigkeit auf dem Teller und im Klassenzimmer
In Frankreich wird viel Wert darauf gelegt, den Geschmackssinn der Kinder zu entwickeln und zu schulen. Gleichzeitig engagiert sich Frankreich für mehr Nachhaltigkeit und Gesundheit.
Seit 2022 hat die französische Regierung Richtlinien und Ziele eingeführt, um sicherzustellen, dass qualitativ hochwertigere Lebensmittel serviert werden, um eine gesunde Ernährung zu fördern. Dazu gehört das Angebot einer vegetarischen Mahlzeit pro Woche, die Vermeidung von Lebensmittelverschwendung durch die Verstärkung von Recycling und Kompostierung sowie die Sicherstellung, dass 50 % aller Schulmahlzeiten aus lokalen und biologischen Quellen stammen. Es ist ein umfassender Ansatz, der ökologische und gesundheitliche Aspekte miteinander verbindet.
Im Jahr 2018 stimmte die Nationalversammlung in Frankreich für ein Verbot von Kunststoffen, die zum Kochen, Erhitzen und Servieren von Mahlzeiten in Kindergärten, Schulen und Universitäten verwendet werden. Das Verbot gilt ab 2025, in kleineren Gemeinden ab 2028. Dies ist Teil des größeren Plans Frankreichs, Verpackungsabfälle im ganzen Land zu reduzieren. Es ist ein klares Signal für den Willen, die Umwelt zu schützen und die Gesundheit der Kinder zu fördern.
Brasilien: Ernährungswissenschaftler als Architekten des Schulessens
Als Reaktion auf die hohen Raten von Fettleibigkeit bei Kindern in Brasilien und die wachsende Besorgnis über die Ernährungsbedürfnisse von Kindern schreibt das Gesetz vor, dass Ernährungswissenschaftler alle Schulmenüs planen müssen. Jede Gemeinde bestimmt eine bestimmte Anzahl von Ernährungswissenschaftlern, abhängig von der Anzahl der Kinder in öffentlichen Schulen in ihrem Gebiet.
Um sicherzustellen, dass Kinder eine ausgewogene und abwechslungsreiche Ernährung erhalten, koordinieren diese Ernährungswissenschaftler das Nationale Schulspeisungsprogramm (PNAE) und arbeiten daran, gesunde Lebensmittelprodukte aus der Familienlandwirtschaft in der Region zu priorisieren. Einige der Standards, die Ernährungswissenschaftler einhalten müssen, umfassen die Berücksichtigung traditioneller Praktiken und lokaler Essensvorlieben in ganz Brasilien, die Einhaltung national festgelegter Grenzwerte für Zucker, Salz und verarbeitete Lebensmittel sowie den Ausschluss aller künstlichen Getränke wie zuckerhaltige Limonaden.
Mathias betont die Bedeutung der Einbeziehung von Ernährungswissenschaftlern in die Planung von Schulmahlzeiten, „um sicherzustellen, dass die Mahlzeiten ausgewogen, nahrhaft und schmackhaft sind“. Sie hebt hervor, dass Ernährungswissenschaftler über Fachkenntnisse verfügen, wie man Lebensmittel so kombiniert, dass sie die Sättigung oder das körperliche Gefühl der Fülle fördern. „Es ist wichtig, dass sich Kinder den ganzen Tag über satt und zufrieden fühlen. Es hilft Kindern auch zu lernen, welche Lebensmittel ihren Hunger stillen.“
„Als registrierte Ernährungsberaterin empfehle ich oft Lebensmittel, die Ballaststoffe, gute Fette und Proteine enthalten. Die meisten Leute wissen das nicht, aber Avocados sind im Wesentlichen die einzige Frucht, die gute, ungesättigte Fette enthält, und nach Gewicht bestehen sie zu fast 80 % aus Wasser und Ballaststoffen. Sie passen auch gut zu proteinreichen Lebensmitteln wie Eiern, Hüttenkäse und Bohnen, die dazu beitragen können, dass man sich länger satt fühlt.“
Dänemark: Zuckerfreie Zone in der Schule
Während die meisten Kinder in Dänemark ihr eigenes Lunchpaket von zu Hause mitbringen, versuchen dänische Schulen ihr Bestes, um zuckerhaltige Snacks und Getränke von Kindern fernzuhalten. Eine der Möglichkeiten, dies zu erreichen, ist das Verbot aller Verkaufsautomaten auf dem Schulgelände. Laut einer Studie aus dem Jahr 2013 haben Kinder, die Lebensmittel und Getränke aus Verkaufsautomaten konsumieren, eine deutlich höhere Zuckeraufnahme und eine geringere Aufnahme von Ballaststoffen, Vitaminen und Eisen als Kinder, die dies nicht tun.
Eine andere Möglichkeit, wie dänische Schulen Kinder gesund halten, ist eine „No Junk Food“-Politik. Es ist den Schülern nicht erlaubt, Süßigkeiten, Chips oder Saft mit in die Schule zu bringen. Es ist ein konsequenter Ansatz, der die Eigenverantwortung der Eltern unterstützt und den Kindern hilft, gesunde Gewohnheiten zu entwickeln.
Fazit: Eine Investition in die Zukunft unserer Kinder
Die Beispiele aus Schweden, Japan, Frankreich, Brasilien und Dänemark zeigen, dass es viele Möglichkeiten gibt, Schulessen gesünder und nachhaltiger zu gestalten. Es erfordert ein Umdenken, Engagement und den Willen, in die Gesundheit unserer Kinder zu investieren. Kostenlose Schulessen, Ernährungsbildung, Nachhaltigkeit, die Einbeziehung von Ernährungswissenschaftlern und das Verbot von ungesunden Snacks sind nur einige der Maßnahmen, die dazu beitragen können, dass unsere Kinder eine bessere Zukunft haben. Als Mütter sollten wir uns dafür einsetzen, dass auch in unseren Schulen gesunde und ausgewogene Mahlzeiten angeboten werden, die nicht nur satt machen, sondern auch die Grundlage für ein gesundes und erfolgreiches Leben legen.
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