Kinder stark machen: Wie Sie das Selbstbewusstsein Ihres Kindes fördern können

Es ist ein Gefühl, das jede Mutter kennt: Die Sorge um das eigene Kind. Eine Welt voller Möglichkeiten, aber auch voller potenzieller Gefahren. Wie können wir unsere Kinder stark machen, damit sie selbstbewusst ihren Weg gehen und sich nicht so leicht zum Opfer machen lassen? Die Antwort ist einfacher, als man denkt: Indem wir ihnen beibringen, „Nein“ zu sagen.

Die Angst der Eltern: Berechtigt oder übertrieben?

In unserer heutigen Gesellschaft, geprägt von Nachrichten über Gewalt und Übergriffe, ist es verständlich, dass Eltern sensibler geworden sind. Doch ist diese Angst berechtigt? Reinhold Hepp von der Polizeilichen Kriminalprävention der Länder und des Bundes (ProPk) beruhigt: „Angst würde ich nicht sagen. Sie sind vielleicht sensibler gegenüber dem Thema Gewalt. Und lassen sich öfter beraten, wie sie ihr Kind zu einem selbstbewussten Menschen erziehen können.“ Es geht also weniger um Angst, sondern vielmehr um ein wachsendes Bewusstsein und den Wunsch, Kinder bestmöglich zu schützen.

Die Medienberichte über Gewalt gegen Kinder können beunruhigend sein, doch es ist wichtig, die Realität nicht aus den Augen zu verlieren. Selbstbewusstsein ist der Schlüssel. Kinder, die selbstbewusst auftreten, geraten seltener in gefährliche Situationen. Sie sind in der Lage, ihre Grenzen zu erkennen und zu verteidigen, und ziehen dadurch weniger Aufmerksamkeit von potenziellen Tätern auf sich.

Was macht ein selbstbewusstes Kind aus?

Ein selbstbewusstes Kind ist kein unbezwingbarer Held, sondern ein Mensch mit einem gesunden Selbstwertgefühl und der Fähigkeit, für sich selbst einzustehen. Es sind die kleinen Dinge, die den Unterschied machen. Das Kind, das sich traut, laut und deutlich „Nein“ zu sagen, das nicht jeden Verwandten küssen muss, nur weil es von Erwachsenen erwartet wird, das sich nicht streicheln lässt, wenn es das nicht möchte. Es spricht über seine Gefühle, vertraut seinem Bauchgefühl und setzt sich zur Wehr, wenn es sich missachtet oder bedroht fühlt. Es ist ein Kind, das seine eigenen Grenzen kennt und respektiert – und das auch von anderen erwartet.

Es geht darum, Kinder zu ermutigen, ihre innere Stimme zu hören und ihr zu vertrauen. Ihnen zu zeigen, dass ihre Gefühle wichtig sind und dass sie das Recht haben, Nein zu sagen, ohne sich dafür rechtfertigen zu müssen. Es ist ein langer Prozess, der viel Geduld und Einfühlungsvermögen erfordert, aber er ist von unschätzbarem Wert für die Entwicklung eines starken und selbstständigen Kindes.

Ein Kind übt, selbstbewusst Nein zu sagen

Selbstbewusstsein stärken: Warum Kinder früh lernen sollten, Nein zu sagen

Selbstbewusstseins-Trainings: Sinnvolle Unterstützung oder unnötige Verunsicherung?

Selbstbewusstseins-Trainings können eine sinnvolle Ergänzung zur elterlichen Erziehung sein, wenn sie richtig konzipiert sind. Es ist jedoch wichtig, kritisch zu hinterfragen, welche Art von Training angeboten wird. „Reines körperliches Training, wie es an Sportschulen angeboten wird, greift in der Regel zu kurz“, warnt Reinhold Hepp. Neben der Selbstverteidigung muss auch immer die Selbstbehauptung geschult werden, also das selbstsichere Auftreten, das starke Nein und der direkte Blick. Rollenspiele sind ein wichtiger Bestandteil dieser Trainings, sollten aber dem Alter der Kinder angepasst sein. Ein Vierjähriger wird unnötig verunsichert, wenn der Trainer den bösen Onkel mimt und ihn in sein Auto zerrt.

Die besten Trainings setzen auf eine ganzheitliche Stärkung des Kindes. Sie fördern das Selbstwertgefühl, die Kommunikationsfähigkeit und die Fähigkeit, Konflikte gewaltfrei zu lösen. Sie vermitteln den Kindern Strategien, wie sie sich in schwierigen Situationen verhalten können, ohne sie dabei zu überfordern oder zu verängstigen. Und sie beziehen die Eltern aktiv in den Lernprozess mit ein.

„Selbstbewusstsein ist keine angeborene Eigenschaft, sondern eine Fähigkeit, die erlernt und trainiert werden kann. Es ist ein Geschenk, das wir unseren Kindern machen können, um sie für ein selbstbestimmtes und erfülltes Leben zu rüsten.“

Was können Eltern selbst tun, um das Selbstbewusstsein ihrer Kinder zu stärken?

Die wichtigste Grundlage für ein starkes Selbstbewusstsein ist eine liebevolle und unterstützende Erziehung. Eltern müssen ihre Kinder ernst nehmen, ihnen Verantwortung übertragen, sie loben und sich immer wieder Zeit nehmen für ein vertrauensvolles Gespräch. Es reicht nicht aus, Kindern zu sagen, dass sie sich Hilfe holen können. Man muss ihnen auch zeigen, wo sie sich Hilfe holen können, sei es in der Pizzeria gegenüber oder im Laden am Eck. Also reingehen, umschauen, Kontakt aufnehmen.

Es sind die kleinen Gesten im Alltag, die den Unterschied machen. Das aufmerksame Zuhören, wenn das Kind von seinen Erlebnissen erzählt. Das Lob für eine gut gemachte Aufgabe. Die Ermutigung, etwas Neues auszuprobieren. Das Verständnis für Ängste und Sorgen. Und vor allem: Die bedingungslose Liebe, die dem Kind das Gefühl gibt, wertvoll und wichtig zu sein, egal was passiert.

Checkliste: Woran erkenne ich gute Angebote für Selbstbehauptungskurse?

Kurse für Selbstverteidigung und Selbstbewusstsein können eine wertvolle Ergänzung zur elterlichen Erziehung sein. Doch bevor Sie Ihr Kind für einen solchen Kurs anmelden, sollten Sie überprüfen, ob das Angebot auch gut ist. Woran Sie sich orientieren sollten, das klären diese fünf Fragen:

  1. Arbeitet der Anbieter mit den örtlichen Hilfestellen zusammen? Ist er bekannt? Befürworten Jugendamt, Kinderschutzbund und Beratungsstellen die Kurse?
  2. Wie sind die Trainer qualifiziert? Haben sie eine pädagogische oder psychologische Aus- oder Fortbildung?
  3. Werden die Eltern direkt einbezogen? Werden sie auf einer Informationsveranstaltung genau über Ablauf und Inhalte des Kurses aufgeklärt? Erfahren sie, was sie selbst in ihrem Erziehungsalltag zum Schutz ihres Kindes tun können?
  4. Stehen die Stärkung des kindlichen Selbstbewusstseins und die positive Selbsteinschätzung im Mittelpunkt des Kurses, und nicht körperliche Techniken zur Selbstverteidigung? Und macht der Kurs klar: Die Verantwortung für die Sicherheit des Kindes liegt immer beim Erwachsenen? Ein Kurs kann Kinder nur ermutigen, sich bei ihnen Unterstützung zu holen.
  5. Gehört es zum Grundsatz des Trainings, die persönlichen Grenzen von jedem Mädchen und jedem Jungen zu erkennen und zu akzeptieren? Ist die Teilnahme an jeder Übung freiwillig, gerade bei Körperkontakt?

Die ausführlichen Qualitätsstandards zum Download: Arbeitsgemeinschaft Kinder und Jugendschutz, Landesstelle Nordrhein- Westfalen, www.ajs.nrw.de

Kurs-Empfehlungen für kleine und grosse Kinder

Hier finden Sie eine Auswahl an Kursen, die den Qualitätskriterien entsprechen:

  • KIDSPRO: Der Veranstalter arbeitet hauptsächlich mit Schulen, Kindergärten und Jugendzentren zusammen. Private Anmeldungen sind möglich. Der Kurs (sechs Stunden Kindertraining plus zwei Stunden Elternschulung) kostet pro Kind 40 Euro.
    Infos: Andreas Busche, Tel. 08165-90 69 91, www.kinderschutztraining.com
  • BLEIB FAIR: Unter dem Motto „Wir machen Kinder stark“ geht das Team in Kindergärten, in Haupt- und Realschulen. Ein Kurs hat zwölf Stunden, verteilt über zwölf Wochen. Kosten: 60 Euro.
    Fackenburger Allee 78 a, 23554 Lübeck, Tel. 04 51/47 77 55, info@bleib-fair.de, www.bleib-fair.de
  • WO-DE: Die Sicherheitsschulungen für Schüler von sechs bis 16 basieren auf einem Konzept mit den Schwerpunkten „Gefahren erkennen und vermeiden“ und Rollenspielen zu Themen wie „Reden ist unsere stärkste Waffe“. Die Kosten belaufen sich für 16 Stunden auf 115 Euro.
    Infos: Karin Kainz, Ickelsamerstr. 32, 81825 München, Tel. 0 89/12 35 91 91, www.wo-de.de
  • PIPPI LANGSTRUMPF: Irene Bohn und Christa Brosowske bieten Selbstsicherheitstrainings für Mädchen von sechs bis acht Jahren an. Es gibt Kurse, die über mehrere Wochen verteilt sind, und Kompaktkurse. Kursgebühr: um die 30 Euro,
    Infos: Irene Bohn, Tel. 08153-95 21 47, www.so-stark-wie.de/td

Fazit: Selbstbewusstsein als Schlüssel zu einem starken Kind

Die Stärkung des kindlichen Selbstbewusstseins ist ein fortlaufender Prozess, der im Alltag beginnt und durch gezielte Maßnahmen wie Selbstbehauptungskurse unterstützt werden kann. Es geht darum, Kindern zu vermitteln, dass ihre Gefühle und Meinungen wichtig sind, und ihnen Werkzeuge an die Hand zu geben, um sich in schwierigen Situationen zu behaupten. Eltern spielen dabei eine entscheidende Rolle, indem sie ihren Kindern Liebe, Unterstützung und Vertrauen schenken und ihnen helfen, ihre eigenen Stärken zu erkennen und zu entfalten. Indem wir unseren Kindern beibringen, „Nein“ zu sagen, schenken wir ihnen nicht nur Schutz, sondern auch die Freiheit, selbstbestimmt ihren eigenen Weg zu gehen.

QUELLEN

Eltern.de

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