Lunchbox-Tipps für Kinder mit sensorischen Bedürfnissen

Der tägliche Kampf um die Lunchbox – jede Mutter kennt ihn. Was packe ich ein, damit es nicht nur gesund ist, sondern auch schmeckt und nicht schon auf dem Schulhof im Müll landet? Und was, wenn das eigene Kind besondere sensorische Bedürfnisse hat? Plötzlich wird die ohnehin schon knifflige Aufgabe zur echten Herausforderung. Aber keine Sorge, liebe Mamas, ihr seid nicht allein! Es gibt Strategien und Tipps, die euch das Leben erleichtern und die Lunchbox zum Erfolgserlebnis machen.

Sensorische Bedürfnisse verstehen: Mehr als nur „wählerisch“

Viele Kinder haben bestimmte Vorlieben, was Texturen, Gerüche oder das Aussehen von Lebensmitteln angeht. Bei manchen ist es nur eine Phase, bei anderen steckt mehr dahinter. Sensorische Sensibilitäten können sich in unterschiedlicher Form äußern: Manche Kinder suchen sensorische Reize (Sensorisch Suchende), während andere sie vermeiden (Sensorisch Vermeidende). Ein Kind, das sensorisch suchend ist, mag beispielsweise sehr intensive Aromen oder knackige Texturen, während ein sensorisch vermeidendes Kind weiche, homogene Speisen bevorzugt und alles ablehnt, was krümelt oder stark riecht. Oftmals wird dies als „wählerisches Essverhalten“ abgetan, aber es ist wichtig zu verstehen, dass es sich um echte Bedürfnisse handelt, die berücksichtigt werden sollten.

Jenny Friedman, eine auf Kinderernährung spezialisierte Diätassistentin, betont, dass sensorische Präferenzen bei allen Kindern vorkommen können, nicht nur bei Kindern mit Autismus oder anderen neurologischen Besonderheiten. „Wir alle haben bestimmte Schwellenwerte“, erklärt sie. „Ein Kind kann empfindlicher auf laute Geräusche, bestimmte Texturen, Geschmäcker oder Berührungen reagieren – sowohl im Zusammenhang mit Essen als auch in anderen Bereichen.“ Amy Palanjian von Yummy Toddler Foods rät Eltern, genau zu beobachten, welche Texturen und Geschmacksrichtungen ihr Kind bevorzugt. Gibt es eine Gemeinsamkeit? Mag es alles, was knusprig ist, oder bevorzugt es eher weiche Konsistenzen? Diese Beobachtungen sind der Schlüssel, um die Lunchbox entsprechend zu bestücken.

Die Macht der Akzeptanz: Warum es so wichtig ist, auf die Bedürfnisse einzugehen

Es mag verlockend sein, das Kind zu „überlisten“ und ihm ungeliebte Lebensmittel unterzujubeln. Aber langfristig ist es sinnvoller, auf die sensorischen Bedürfnisse einzugehen. Friedman erklärt: „Wenn wir die sensorischen Bedürfnisse eines Kindes in seine Ernährung einbeziehen, kann das dazu beitragen, dass es sich sicherer fühlt und ausgeglichener ist. Und das erhöht die Wahrscheinlichkeit, dass es überhaupt etwas isst.“ Das hat nicht nur positive Auswirkungen auf die Ernährung, sondern auch auf das Wohlbefinden des Kindes und den elterlichen Seelenfrieden. Anstatt also krampfhaft zu versuchen, neue Lebensmittel einzuführen, konzentriert euch darauf, was euer Kind mag und gut verträgt. Vor allem zu Beginn des Schuljahres oder in neuen Umgebungen ist es wichtig, den Fokus auf vertraute und akzeptierte Speisen zu legen.

Es ist wichtig, den Fokus auf vertraute und akzeptierte Speisen zu legen, um den Kindern Sicherheit und Geborgenheit zu geben.

Es geht nicht darum, eine perfekte oder besonders kreative Lunchbox zu zaubern, sondern darum, dem Kind eine Mahlzeit zu geben, die es gerne isst und die es mit Energie versorgt. Der Druck, etwas Besonderes leisten zu müssen, ist fehl am Platz. Viel wichtiger ist es, eine entspannte Atmosphäre zu schaffen und dem Kind das Gefühl zu geben, dass seine Bedürfnisse ernst genommen werden.

Konkrete Tipps für die Lunchbox-Praxis: So wird’s einfacher

Wenn ihr das Gefühl habt, immer wieder dieselben Lebensmittel einzupacken, ist es Zeit für neue Ideen. Friedman empfiehlt, sich von den Lieblingsspeisen des Kindes inspirieren zu lassen. Welche Texturen und Aromen mag es besonders? Gibt es ähnliche Lebensmittel, die ihr ausprobieren könnt? Auf ihrer Webseite bietet sie beispielsweise einen Speiseplan für sensorisch suchende Kinder an, der für jede Mahlzeit knackige und kaubare Speisen vorsieht. Hier sind einige konkrete Ansätze, die ihr bei der Zusammenstellung der Lunchbox berücksichtigen könnt:

  • Kreativität und Anpassung: Denkt außerhalb der Box! Könnt ihr ungeliebte Lebensmittel so zubereiten, dass sie akzeptabler werden? Zum Beispiel dünne Scheiben Salami backen, um knusprige Salami-Chips zu erhalten. Oder panierte Hähnchenschnitzel zubereiten, um mehr sensorische Rückmeldung zu geben. Auch das Hinzufügen von Granola oder Nüssen zu Joghurt kann eine gute Option sein.
  • Die „Stretch“-Food-Strategie: Packt etwas ein, das euer Kind normalerweise nicht zu Hause isst, aber in der Schule vielleicht probieren würde. Das kann ein neues Obst oder Gemüse sein, ein ungewöhnlicher Dip oder ein anderes Gericht, das außerhalb der gewohnten Komfortzone liegt.
  • Minimalismus für sensorisch vermeidende Kinder: Weniger ist mehr! Beschränkt die Anzahl der Farben und Lebensmittel in der Lunchbox, um das Kind nicht zu überfordern. Eine Bento-Box mit vielen verschiedenen Fächern ist möglicherweise nicht die beste Wahl.
  • Ein vertrautes Element: Egal, wie extrem die sensorischen Bedürfnisse eures Kindes sind, packt immer etwas ein, das es kennt und mag. Das kann ein knackiger Apfel, ein Stück Trockenobst oder ein anderes Lebensmittel sein, das ihm Sicherheit gibt.
Gesunde Lunchbox

Gesunde Lunchbox

Mehr als nur Essen: Das sensorische Umfeld berücksichtigen

Die Lebensmittelauswahl ist nur ein Teil des Puzzles. Auch das sensorische Umfeld in der Schule kann eine große Rolle spielen. Rachel Becker, eine Ergotherapeutin, die mit Kindern mit Essstörungen arbeitet, betont, dass Kinder, die sensorische Reize suchen, möglicherweise Schwierigkeiten haben, stillzusitzen und sich auf das Essen zu konzentrieren. In diesem Fall kann es hilfreich sein, ihnen vor dem Mittagessen die Möglichkeit zu geben, sich auszutoben und ihre Energie abzubauen. Auch Friedman weist darauf hin, dass die Schulumgebung eine sensorische Herausforderung darstellen kann: „Das sensorische System ist beim Essen voll aktiv. Man nimmt Geschmäcker, Texturen und Aromen wahr. Darüber hinaus gibt es auch die Geräusche, Gerüche und Bewegungen der Umgebung und der anderen Essenden. Das kann leicht überwältigend sein!“ Auch die Art des Bestecks (Plastik oder Metall), die Geräusche, die es macht, und die ungewohnte Umgebung können eine Rolle spielen.

Du kennst dein Kind am besten!

Auch wenn das Bewusstsein für sensorische Bedürfnisse und Neurodiversität in den letzten Jahren gestiegen ist, kann es immer noch vorkommen, dass andere Erwachsene im Leben eures Kindes eure Herangehensweise nicht unterstützen. Vielleicht erntet ihr skeptische Blicke von Erziehern, Lehrern oder sogar Familienmitgliedern. Becker rät Eltern, sich nicht entmutigen zu lassen und daran zu denken, dass sie am besten wissen, was für ihr Kind funktioniert. „Es kann sehr schwierig sein, Familie und Betreuer dazu zu bringen, das zu tun, was man möchte, weil es so viele Meinungen gibt“, sagt sie. „Besonders ältere Generationen sagen oft: ‚Früher war das kein Problem.‘ Mein wichtigster Rat ist, die Kommentare und Meinungen mit Vorsicht zu genießen.“ Ihr seid die besten Anwälte eures Kindes. Informiert und klärt auf, aber lasst euch nicht von eurem Weg abbringen.

Fazit: Gemeinsam zum entspannten Mittagessen

Das Packen der Lunchbox für Kinder mit sensorischen Bedürfnissen kann eine Herausforderung sein, aber mit dem richtigen Wissen und den passenden Strategien wird es einfacher. Konzentriert euch darauf, die Vorlieben eures Kindes zu verstehen und zu respektieren. Bietet vertraute und akzeptierte Speisen an, seid kreativ bei der Zubereitung und passt die Umgebung an. Denkt daran, dass es nicht um Perfektion geht, sondern darum, eurem Kind eine positive und nährende Erfahrung zu ermöglichen. Und vergesst nicht: Ihr seid nicht allein! Es gibt viele andere Eltern, die vor ähnlichen Herausforderungen stehen. Tauscht euch aus, holt euch Unterstützung und feiert eure Erfolge – egal, wie klein sie auch sein mögen.

QUELLEN

parents.com

Lese auch