Der Countdown zum Nikolaustag läuft, und in den Köpfen unserer kleinen Lieblinge dreht sich alles um die Frage: Welches Gedicht bringe ich dem Nikolaus dar, um ihn so richtig zu beeindrucken? Es ist eine Zeit voller Aufregung, Vorfreude und natürlich der heimlichen Hoffnung auf einen prall gefüllten Stiefel. Doch hinter dieser liebgewonnenen Tradition steckt mehr als nur das Abstauben von Süßigkeiten. Es ist ein Moment, der Generationen verbindet und uns daran erinnert, wie wichtig es ist, Werte wie Dankbarkeit und Nächstenliebe zu vermitteln.
Die Magie des Nikolausgedichts: Mehr als nur ein Reim
Stellt euch vor: Ein gemütliches Wohnzimmer, der Duft von frisch gebackenen Plätzchen liegt in der Luft, und ein aufgeregtes Kind steht vor seinen Eltern oder sogar dem Nikolaus höchstpersönlich. Mit leuchtenden Augen trägt es ein Gedicht vor, das es mit viel Mühe gelernt hat. In diesem Moment wird nicht nur ein Text rezitiert, sondern eine Brücke geschlagen – zwischen Vergangenheit und Gegenwart, zwischen Jung und Alt. Die Tradition des Nikolausgedichts ist ein Stück Kulturgut, das von Generation zu Generation weitergegeben wird. Es ist ein Ritual, das nicht nur die Vorfreude auf die Bescherung steigert, sondern auch einen pädagogischen Wert besitzt, der oft unterschätzt wird. Kinder lernen spielerisch, mit Sprache umzugehen, ihren Wortschatz zu erweitern und sich kreativ auszudrücken. Und ganz nebenbei wird die Angst vor dem Auswendiglernen genommen, denn was gibt es Schöneres, als ein Gedicht für den Nikolaus zu lernen?
Die Auswahl des richtigen Gedichts kann dabei eine kleine Herausforderung sein. Soll es ein Klassiker sein, der schon Oma und Opa auswendig konnten, oder doch lieber ein moderneres Werk, das die Kinder von heute anspricht? Die Antwort liegt wie so oft in der goldenen Mitte. Eine Mischung aus traditionellen und zeitgemäßen Gedichten sorgt für Abwechslung und hält die Tradition lebendig. Wichtig ist vor allem, dass das Gedicht zum Alter und zum Charakter des Kindes passt. Ein schüchternes Kind wird sich mit einem kurzen, einfachen Gedicht wohler fühlen, während ein aufgewecktes Energiebündel vielleicht schon Lust auf ein längeres, anspruchsvolleres Werk hat.
Eine Reise durch die schönsten Nikolausgedichte
Lasst uns gemeinsam auf eine kleine Entdeckungsreise gehen und einige der schönsten Nikolausgedichte kennenlernen, die eure Kinder mit Stolz vortragen können. Dabei haben wir darauf geachtet, dass für jedes Alter und jeden Geschmack etwas dabei ist. Denn schließlich soll das Vortragen des Gedichts nicht nur eine Pflichtübung sein, sondern vor allem Spaß machen und Freude bereiten.
Für die Kleinsten (3-4 Jahre):
- „Ach, du lieber Nikolaus“
Ach, du lieber Nikolaus, komm doch einmal in mein Haus!
Hab‘ so lange an dich gedacht! Hast mir auch was mitgebracht?
Christian Fürchtegott Gellert, Dichter (1715-1769) - „Nikolaus – sei unser Gast“
Nikolaus – sei unser Gast, wenn du was im Sacke hast.
Hast du was, so lass dich nieder, hast du nichts, so pack dich wieder!
Verfasser unbekannt (Volkstum) - „Lieber heiliger Nikolaus“
Lieber heiliger Nikolaus, komm doch heut in unser Haus.
Lehr uns an die Armen denken, lass uns teilen und verschenken.
Zeig uns, wie man fröhlich gibt, wie man hilft und wie man liebt.
Verfasser unbekannt (Volkstum) - „Am Nikolaustag“
Horcht einmal hinaus, bald kommt Herr Nikolaus! Er geht herum, er klopft bumbum.
Schaut dort hinauf und da hinein, dann kommt er gar zu uns herein.
Und leert bei uns sein Säcklein aus, der liebe, gute Nikolaus!
Verfasser unbekannt (Volkstum) - „Du guter, alter Nikolaus“
Du guter alter Nikolaus, du Freund der Kinder nah und fern,
leer deinen Sack heut bei uns aus, wir alle haben dich so gern!
Verfasser unbekannt (Volkstum)
Für kleine Entdecker (4-5 Jahre):
- „Holler boller Rumpelsack“
Holler boller Rumpelsack, Niklas trug ihn huckepack.
Weihnachtsnüsse gelb und braun, runzlig, punzlig anzuschaun.
Knackt die Schale, springt der Kern, Weihnachtsnüsse ess‘ ich gern.
Komm bald wieder in dies Haus guter alter Nikolaus!
Albert Sergel, Schriftsteller (1876-1946) - „Vor langen, langen Jahren“
Vor langen, langen Jahren in einem fernen Land, lebte einst ein heiliger Bischof, Sankt Nikolaus genannt.
Er war geliebt von groß und klein, denn alle wollte er erfreuen. Und noch vom Himmel steigt er nieder, beschenkt die guten Kinder wieder.
Verfasser unbekannt (Volkstum) - „Durch den Tannenwald“
Durch den Tannenwald in der Weihnachtszeit geht ein Mann, uralt, ob es stürmt oder schneit.
Er ist ein guter Mann, das sieht ihm jeder an! Komm zu uns nach Haus, lieber Nikolaus!
Verfasser unbekannt (Volkstum) - „Ihr Kinder, stellt die Schuh‘ hinaus“
Ihr Kinder, stellt die Schuh‘ hinaus, denn heute kommt der Nikolaus.
Und wart ihr immer gut und brav, dann lohnt’s euch Nikolaus im Schlaf.
Er bringt euch Äpfel, Feigen, Nüss‘ und gutes Backwerk, zuckersüß.
Doch für das böse, schlimme Kind legt er die Rute hin geschwind.
Verfasser unbekannt (Volkstum)
Für Schulkinder (ab 5 Jahren):
- „Niklas, Niklas, heiliger Mann“
Niklaus, Niklaus, heiliger Mann, zieh die Sonntagsstiefel an.
Reise damit nach Spanien, kauf Äpfel, Nüsse, Kastanien.
Bring den kleinen Kindern was, lass die Großen laufen, die können sich selbst was kaufen.
Stell das Schimmelchen untern Tisch, damit es Heu und Hafer frisst.
Heu und Hafer frisst es nicht, Zucker und Plätzchen kriegt es nicht.
Verfasser unbekannt (Volkstum) - „Sankt Nikolaus, der gute Mann“
Sankt Nikolaus, der gute Mann, er zieht den besten Rock sich an.
Und reit‘ damit nach Amsterdam, von Amsterdam nach Spanien, holt Äpfel aus Oranien.
Er gibt den kleinen Kindern was,
die Großen lässt er laufen, die soll’n sich selber kaufen.
Barbara Bartos-Höppner, Schriftstellerin (1923-2006) - „Draußen weht es bitterkalt“
Draußen weht es bitterkalt, wer kommt da durch den Winterwald? Stipp, stapp, stipp, stapp und Huckepack Knecht Ruprecht ist’s mit dem Sack.
Was ist denn in dem Sack drin? Äpfel, Mandel und Rosin‘ und schöne Zuckerrosen, auch Pfeffernüss‘ fürs gute Kind.
Martin Boelitz, Schriftsteller (1874 – 1918)
Für kleine Poeten (ab 6 Jahren):
- „Nikolaus, du guter Mann“
Nikolaus, du guter Mann, hast einen schönen Mantel an.
Die Knöpfe sind so blank geputzt, dein weißer Bart ist gut gestutzt.
Die Stiefel sind so spiegelblank, die Zipfelmütze fein und lang.
Die Augenbrauen sind so dicht, so lieb und gut ist dein Gesicht.
Du kamst den weiten Weg von fern, und deine Hände geben gern.
Du weißt, wie alle Kinder sind: Ich glaub, ich war ein braves Kind.
Sonst wärst du ja nicht hier und kämest nicht zu mir.
Du musst dich sicher plagen, den schweren Sack zu tragen.
Drum bitte, lieber Nikolaus, so packe ihn doch einfach aus!
Verfasser unbekannt (Volkstum)
Für die etwas Älteren (ab 9 Jahren):
- „Am St. Nikolausabend“
Sankt Nikolaus, Sankt Nikolaus, er ziehet heut vom Himmel aus. Er sitzt auf einem weißen Ross, das weiße Ross ist riegengroß!
Aus Wolken reitet er herab, bald im Galopp und bald im Trab. An seiner Seite hängt ein Sack, das Ross trägt vorn und hinten Pack.
In Sack und Pack ist Hüll‘ und Füll‘, was man nur wünscht und haben will. Ein Wohlgeruch erfüllt die Luft, und Alles schwimmt in Glanz und Duft.
Er reitet still im Dorf herum, und sieht sich nach den Kindern um. Und sind sie brave Kinderlein, so legt er ihnen Schönes ein.
Sankt Nikolaus! Sankt Nikolaus! Ich will gewiss nicht böse sein. Komm auch zu meinem Fensterlein, und packe deine Schätze aus!
Franz Josef Egenter, Dichter und Schriftsteller (1805-1890)
Für junge Erwachsene (ab 11 Jahren):
- „Weihnachten“
Nikolaus der Gute kommt mit einer Rute, greift in seinen vollen Sack – dir ein Päckchen – mir ein Pack.
Ruth Maria kriegt ein Buch und ein Baumwolltaschentuch, Noske einen Ehrensäbel und ein Buch vom alten Bebel, sozusagen zur Erheiterung, zur Gelehrsamkeitserweiterung.
Marloh kriegt ein Kaiserbild und nen blanken Ehrenschild. Oberst Reinhard kriegt zum Hohn die gesetzliche Pension.
Tante Lo, die, wie ihr wisst, immer, immer müde ist, kriegt von mir ein dickes Kissen.
Und auch hinter die Kulissen kommt der gute Weihnachtsmann, nimmt sich mancher Leute an, schenkt da einen ganzen Sack guten alten Kunstgeschmack.
Schenkt der Orska alle Rollen Wedekinder, kesse Bollen – (Hosenrollen mag sie nicht: dabei sieht man nur Gesicht…). Der kriegt eine Bauerntruhe, Fräulein Hippel neue Schuhe, jener hält die liebste Hand.
Und das Land? Und das Land? Bitt ich dich, so sehr ich kann: Schenk ihm Ruhe – lieber Weihnachtsmann!
Kurt Tucholsky, Schriftsteller (1890-1935) - „Knecht Ruprecht“
Von draußen, vom Walde komm ich her; ich muss euch sagen, es weihnachtet sehr! Überall auf den Tannenspitzen sah ich goldene Lichtlein blitzen, und droben aus dem Himmelstor sah mit großen Augen das Christkind hervor.
Und wie ich strolch‘ durch des finstern Tann, da rief’s mich mit heller Stimme an: „Knecht Ruprecht“, rief es, „alter Gesell´, heb deine Beine und spute dich schnell! Die Kerzen fangen zu brennen an, das Himmelstor ist aufgetan, Alt und Jung sollen nun von der Jagd des Lebens einmal ruhn, und morgen flieg ich hinab zur Erden; denn es soll wieder Weihnachten werden!“
Ich sprach: „Oh lieber Herre Christ, meine Reise fast zu Ende ist; ich soll nur noch in diese Stadt, wo’s eitel gute Kinder hat.“ „Hast denn das Säcklein auch bei dir?“ Ich sprach: „Das Säcklein, das ist hier; denn Äpfel, Nuß und Mandelkern essen fromme Kinder gern.“
„Hast denn die Rute auch bei dir?“ Ich sprach: „Die Rute, die ist hier; doch für die Kinder nur, die schlechten, die trifft sie auf den Teil den rechten!“
Christkindlein sprach: „So ist es recht; so geh mit Gott, mein treuer Knecht!“ Von draußen, vom Walde komm ich her; ich muss euch sagen, es weihnachtet sehr! Nun sprecht, wie ich’s hier innen find! sind’s gute Kind, sind’s böse Kind?
Theodor Storm, Schriftsteller (1817 – 1888)
Diese Gedichte sind nur eine kleine Auswahl, aber sie zeigen die Vielfalt und den Reichtum der Nikolauslyrik. Lasst euch inspirieren und findet gemeinsam mit euren Kindern das passende Gedicht, das nicht nur den Nikolaus erfreut, sondern auch die Herzen eurer Familie erwärmt.
Neben den klassischen Gedichten gibt es natürlich auch die Möglichkeit, selbst kreativ zu werden und ein eigenes Nikolausgedicht zu schreiben. Das ist eine tolle Möglichkeit, die Fantasie der Kinder anzuregen und ihnen zu zeigen, dass Dichten gar nicht so schwer ist. Und wer weiß, vielleicht entdeckt ihr ja ein neues Talent in eurem Nachwuchs?
Ein weiterer Tipp: Übt das Gedicht gemeinsam! So können eventuelle Unsicherheiten beseitigt und die Vorfreude gesteigert werden. Und wer weiß, vielleicht entsteht dabei ja eine neue Familien-Tradition?
So wird das Nikolausgedicht zum unvergesslichen Erlebnis
Es ist mehr als nur das Aufsagen von ein paar Versen. Es ist ein Moment, der in Erinnerung bleibt und die Magie der Vorweihnachtszeit zum Leben erweckt. Hier sind ein paar Tipps, wie ihr das Nikolausgedicht zu einem unvergesslichen Erlebnis für eure Kinder machen könnt:
- Die richtige Atmosphäre schaffen: Zündet Kerzen an, legt weihnachtliche Musik auf und sorgt für eine gemütliche Stimmung. So fühlen sich die Kinder wohl und entspannt.
- Gemeinsam üben: Nehmt euch Zeit, um das Gedicht gemeinsam zu üben. So können eventuelle Unsicherheiten beseitigt und die Vorfreude gesteigert werden.
- Kreativ werden: Bastelt gemeinsam eine kleine Bühne oder verkleidet euch passend zum Gedicht. So wird das Vortragen zu einem kleinen Theaterspiel.
- Lob und Anerkennung: Zeigt euren Kindern, wie stolz ihr auf sie seid. Ein liebevolles Lob und eine herzliche Umarmung sind die beste Belohnung für ihren Mut und ihre Mühe.
Kreativer Nikolaus-Zauber: Kind mit Stift und Santa-Mütze
Denkt daran, es geht nicht darum, ein perfektes Gedicht vorzutragen, sondern darum, gemeinsam eine schöne Zeit zu verbringen und die Vorfreude auf den Nikolaustag zu genießen. Und wer weiß, vielleicht entdeckt ihr ja eine neue Familien-Tradition, die euch noch viele Jahre begleiten wird.
Die Vorbereitung auf den Nikolaustag kann eine stressige Zeit sein, besonders für berufstätige Mütter. Zwischen Job, Haushalt und Kinderbetreuung bleibt oft wenig Zeit für besinnliche Momente. Aber gerade in diesen Momenten ist es wichtig, sich bewusst Zeit für die Familie zu nehmen und die kleinen Dinge zu genießen. Das gemeinsame Üben des Nikolausgedichts kann so zu einem wertvollen Ritual werden, das die Familie zusammenbringt und die Vorfreude auf den Nikolaustag steigert.
„Die Tradition des Nikolausgedichts ist mehr als nur ein Brauch. Es ist eine Möglichkeit, Werte wie Dankbarkeit, Nächstenliebe und Kreativität zu vermitteln und gleichzeitig unvergessliche Erinnerungen zu schaffen.“
Es ist verständlich, dass Karriereeltern oft unter großem Druck stehen, allen Anforderungen gerecht zu werden. Aber es ist wichtig zu erkennen, dass die Qualität der Zeit, die man mit seinen Kindern verbringt, oft wichtiger ist als die Quantität. Ein liebevoll gestalteter Nikolaustag mit einem selbstgemachten Gedicht und gemeinsamen Aktivitäten kann mehr bewirken als teure Geschenke. Es geht darum, eine Balance zu finden und sich bewusst Zeit für die Dinge zu nehmen, die einem wirklich wichtig sind.
Und denkt daran: Perfektion ist nicht das Ziel. Es geht darum, gemeinsam zu lachen, zu spielen und die Magie der Vorweihnachtszeit zu genießen. Lasst euch nicht von äußeren Erwartungen stressen, sondern konzentriert euch auf das, was euch und euren Kindern Freude bereitet. Denn am Ende sind es die kleinen, liebevollen Gesten, die in Erinnerung bleiben und die Bindung zwischen Eltern und Kindern stärken.
Fazit: Die Magie des Nikolausgedichts – Eine Tradition, die verbindet
Die Suche nach dem perfekten Nikolausgedicht ist mehr als nur eine lästige Pflichtübung kurz vor dem 6. Dezember. Es ist eine Reise in die Welt der Poesie, eine Gelegenheit, die Kreativität der Kinder zu fördern und eine Brücke zwischen den Generationen zu schlagen. Die Tradition des Nikolausgedichts ist ein wertvolles Kulturgut, das es zu bewahren und zu pflegen gilt. Sie lehrt uns, dankbar zu sein, Nächstenliebe zu zeigen und die kleinen Freuden des Lebens zu schätzen. Und sie erinnert uns daran, dass es nicht immer die großen, teuren Geschenke sind, die in Erinnerung bleiben, sondern oft die kleinen, liebevollen Gesten, die unser Herz erwärmen.
Für berufstätige Mütter mag die Vorbereitung auf den Nikolaustag eine zusätzliche Belastung darstellen. Aber gerade in der Hektik des Alltags ist es wichtig, sich bewusst Zeit für die Familie zu nehmen und gemeinsam schöne Momente zu schaffen. Das Üben des Nikolausgedichts kann so zu einem wertvollen Ritual werden, das die Familie zusammenbringt und die Vorfreude auf das Weihnachtsfest steigert. Und wer weiß, vielleicht entdeckt ihr ja ein neues Talent in eurem Nachwuchs oder erweckt eine alte Familientradition zu neuem Leben?
Also, lasst uns die Ärmel hochkrempeln, die Gedichtbücher hervorholen und gemeinsam mit unseren Kindern in die zauberhafte Welt der Nikolausgedichte eintauchen. Denn am Ende ist es nicht das perfekte Gedicht, das zählt, sondern die Liebe und die Freude, die wir dabei miteinander teilen.
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