Die Sonne glitzert auf der Wasseroberfläche, Kinderjauchzen hallt durch das Schwimmbad – ein Bild, das eigentlich pure Freude verspricht. Doch hinter dieser Idylle verbirgt sich eine besorgniserregende Realität: Immer weniger Kinder können schwimmen. Eine Entwicklung, die nicht nur Spaß und unbeschwerte Stunden im kühlen Nass bedroht, sondern auch die Sicherheit unserer Kleinsten gefährdet.
Die stille Gefahr: Wenn Kinder nicht schwimmen können
Es ist ein schleichender Prozess. Während der Terminkalender unserer Kinder voller und voller wird, bleibt oft die Zeit für elementare Fähigkeiten auf der Strecke. Schwimmbäder waren geschlossen, Schwimmkurse fielen aus – die Pandemie hat die Situation zusätzlich verschärft. Michael Dietel von Bäderland Hamburg kennt die Problematik genau. Im Gespräch betont er, wie wichtig es ist, dass Kinder frühzeitig und ohne Druck ans Wasser gewöhnt werden. Doch wie gelingt das in einem Alltag, der ohnehin schon von Hektik geprägt ist?
Viele Eltern verlassen sich darauf, dass ihre Kinder in der Schule schwimmen lernen. Doch der Schwimmunterricht beginnt oft erst in der dritten Klasse – viel zu spät, wie Experten warnen. Und selbst dann ist nicht garantiert, dass jedes Kind ein sicherer Schwimmer wird. Die Gründe dafür sind vielfältig: fehlende Zeit, mangelnde Bewegungserfahrung, aber auch Ängste, die sich von den Eltern auf die Kinder übertragen können.
Stellen Sie sich vor, Ihr Kind steht am Beckenrand, unsicher und ängstlich. Die anderen Kinder planschen vergnügt im Wasser, aber Ihr Kind traut sich nicht. Es hat Angst vor dem tiefen Wasser, vor dem Sprung ins Ungewisse. Eine Situation, die viele Eltern kennen. Doch was können wir tun, um unseren Kindern die Angst zu nehmen und ihnen die Freude am Schwimmen zu vermitteln?
Schwimmen lernen: Freude am Wasser mit qualifizierter Betreuung in einem Schwimmbad
Babyschwimmen: Ein spielerischer Start ins Wasserleben
Schon im Babyalter können wir den Grundstein für eine positive Beziehung zum Wasser legen. Babyschwimmkurse sind eine wunderbare Möglichkeit, Kinder spielerisch und voller Freude mit dem Element in Berührung zu bringen. Die Kursleiter gehen sensibel mit den Kleinen um und können auch den Eltern bei etwaigen Ängsten helfen. Denn diese übertragen sich in jedem Alter nur zu leicht aufs Kind. Außerdem gewöhnen sich die Kinder so schon früh an die Umgebung des Schwimmbads.
Die Kleinen planschen im warmen Wasser, strampeln mit ihren Ärmchen und Beinchen und lachen vergnügt. Es ist ein wunderschönes Gefühl, zu sehen, wie sie sich im Wasser wohlfühlen und ihre Angst verlieren. Die Eltern sind dabei immer an ihrer Seite, geben ihnen Sicherheit und Geborgenheit. Babyschwimmen ist nicht nur eine tolle Aktivität für die Kleinen, sondern auch eine wertvolle Erfahrung für die Eltern. Sie lernen, ihr Kind im Wasser richtig zu halten und zu unterstützen, und bauen eine noch stärkere Bindung zu ihm auf.
Doch auch ohne speziellen Kurs können Eltern ihren Babys das Wasser näherbringen. Schon das Reinigungsbaden zu Hause kann zu einem spielerischen Erlebnis werden. Lassen Sie Ihr Kind in der Badewanne planschen und spritzen, ohne unnötige Verbote auszusprechen. Es ist wichtig, den Kindern Freude am Umgang mit Wasser zu vermitteln – und beim heftigen Planschen gerät ganz automatisch Wasser in die Augen oder auf den Kopf. Diese Freude in der heimischen Badewanne oder Dusche hilft enorm dabei, später leichter schwimmen zu lernen. Natürlich geht Sicherheit immer vor und Kinder sollten niemals unbeaufsichtigt im Wasser sein. Auch nicht in der Badewanne.
„Es ist wichtig, den Kindern Freude am Umgang mit Wasser zu vermitteln“
Diese Aussage von Michael Dietel ist die Quintessenz für eine erfolgreiche Wassergewöhnung. Es geht nicht darum, Kinder zu Höchstleistungen anzutreiben oder ihnen möglichst schnell das Schwimmen beizubringen. Vielmehr sollten wir ihnen die Möglichkeit geben, das Wasser auf spielerische Weise zu entdecken und ihre eigenen Erfahrungen zu machen.
Die Freude am Wasser ist der Schlüssel zum sicheren Schwimmen.
Doch was tun, wenn das Kind partout kein Wasser im Gesicht mag und sich weigert, die Haare zu waschen? Auch hier gibt es einige Tricks, die Eltern ausprobieren können. Üben Sie zu Hause mit Ihrem Kind, ganz ohne Druck. Machen Sie Ihrem Kind vor, wie es wild planschen kann. Da darf das Wasser ruhig mal überschwappen. So bleiben Gesicht und Haare ganz gewiss nicht trocken – und das spielerisch.
Eine Bekannte erzählte mir neulich, wie sie ihrer Tochter das Haarewaschen schmackhaft gemacht hat. Sie hat einfach eine kleine Geschichte erfunden, in der die Haarwäsche zu einem Abenteuer wird. Das Shampoo war plötzlich ein Zaubertrank, der die Haare zum Glänzen bringt, und das Wasser ein rauschender Wasserfall, der alle Sorgen wegspült. Und siehe da, plötzlich war die Haarwäsche kein Problem mehr, sondern ein echtes Highlight.
Schwimmkurse: Wann ist der richtige Zeitpunkt?
In der Regel sind Kinder mit etwa fünf Jahren dazu in der Lage, zielgerichtete Schwimmbewegungen umzusetzen und den Anweisungen der Kursleiter:innen zu folgen. Deswegen starten viele Schwimmkurse ab diesem Alter. Die Kinder müssen sich für einen Seepferdchen-Kurs auch schon sicher von ihren Eltern lösen können. Das ist natürlich alles ganz individuell und manches Kind ist auch früher oder später dran. Der größte Fehler ist es, das Kind zu drängen und ihm dabei die Freude am Umgang mit Wasser zu nehmen.
Die Nachfrage nach Schwimmkursen ist groß, besonders nach der langen Corona-Pause. Doch es gibt viele Freizeitangebote, die um den vollen Wochenplan der Kinder konkurrieren. Dazu kommen Eltern, die keine Aufmerksamkeit für Schwimmkurse aufbringen, da ihnen selbst der Bezug zum Schwimmen fehlt. Das hat oft soziokulturelle Gründe. Es ist wichtig, dass wir uns als Eltern bewusst machen, wie wichtig das Schwimmen für unsere Kinder ist, und ihnen die Möglichkeit geben, diese Fähigkeit zu erlernen.
Die folgenden Punkte sollten Eltern stets beachten:
- Wassergewöhnung startet im ganz jungen Alter zu Hause mit dem ersten Reinigungsbaden und Planschen in der Babybadewanne.
- Sicherheit geht vor: Kinder sollten niemals unbeaufsichtigt im Wasser sein. Auch nicht in der Badewanne.
- Eltern üben am besten schon zu Hause mit ihren Kleinen, ganz ohne Druck.
- In der Regel sind Kinder mit etwa fünf Jahren dazu in der Lage, zielgerichtete Schwimmbewegungen umzusetzen und den Anweisungen der Kursleiter:innen zu folgen.
Sicherheit geht vor: Die Aufsichtspflicht im Wasser
Grundsätzlich sind die Eltern für die Sicherheit ihrer Kinder verantwortlich. Bevor diese sichere Schwimmer sind, sollte ein Elternteil nie mehr als zwei Kinder beaufsichtigen – und das im Idealfall nicht weiter als eine Armeslänge entfernt. Dafür ist es wichtig zu wissen, dass Kinder erst mit absolviertem Bronze-Abzeichen als sichere Schwimmer gelten – noch nicht mit einem Seepferdchen.
Nichtschwimmer und „Seepferdchen“ dürfen grundsätzlich nicht ins Tiefwasser – die Begleitperson sollte sicher stehen können. Für das eigene Wasserentdecken ist aber ein Kleinkindbereich sinnvoll. Hier können die Kinder das Element spielerisch und selbstbestimmt erkunden. Ansonsten bieten sich die warmen Lernschwimmbecken an.
Ein Ausflug ins Schwimmbad oder Hallenbad will gut geplant sein. Bei ganz kleinen Kindern dürfen eine Schwimmwindel, ein Bademantel zum Warmhalten, eine Banane oder anderer kleiner Snack, eine Trinkflasche, eine Wasch- und Bodylotion – und natürlich ein Handtuch nicht fehlen. Bei älteren Kindern kommen dann noch Dinge wie eine Schwimmweste oder eine Schwimmnudel dazu – wobei Letztere und auch Bretter zum Schwimmen lernen, in der Regel ausgeliehen werden können, wenn Eltern die Bademeister:in freundlich fragen.
Fazit: Schwimmen lernen als Herzensangelegenheit
Es ist an uns Eltern, die Weichen für eine sichere und freudvolle Beziehung unserer Kinder zum Wasser zu stellen. Beginnen wir frühzeitig mit der Wassergewöhnung, nehmen wir uns Zeit für gemeinsame Schwimmbadbesuche und unterstützen wir unsere Kinder bei ihren ersten Schwimmversuchen. Babyschwimmkurse sind auch an Eltern gerichtet, geben Empfehlungen und nehmen Ängste. Auch bei Kursen für ältere Kinder sind die Schwimmlehrer:innen stets ansprechbar und geben Tipps. Wenn noch jemand als Unterstützung mitgenommen werden soll, ist das gelegentlich möglich, aber nicht dauerhaft. Generell können sich die Badegäste mit ihren Fragen auch an die Bademeister:innen im Schwimmbad richten.
Indem wir unseren Kindern die Angst nehmen und ihnen die Freude am Schwimmen vermitteln, schenken wir ihnen nicht nur eine wertvolle Fähigkeit, sondern auch unvergessliche Momente der Freude und des Glücks. Denn was gibt es Schöneres, als das Lachen der Kinder im Wasser zu hören und zu sehen, wie sie voller Stolz ihre ersten Bahnen ziehen?
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