Die Mahlzeiten mit den Kleinen können sich manchmal wie eine Achterbahnfahrt anfühlen. Kaum hat man sich daran gewöhnt, dass der Nachwuchs begeistert jeden neuen Brei probiert, beginnt plötzlich die Phase der wählerischen Esser. Das Kind, das gestern noch Brokkoli geliebt hat, rümpft heute die Nase und schiebt den Teller von sich. Eltern stehen dann oft ratlos da und fragen sich: Was nun?
Die Phasen der kindlichen Ernährung
Es ist völlig normal, dass Kinder auf dem Weg zu selbstständigen Essern verschiedene Phasen durchlaufen. Vom neugierigen Baby, das alles probiert, bis zum Kleinkind mit ausgeprägten Vorlieben für bestimmte Lebensmittel, Texturen und Farben ist alles dabei. Diese sich schnell ändernden Vorlieben können Eltern ganz schön auf die Probe stellen. Doch es gibt keinen Grund zur Panik. Wählerisches Essen ist in vielen Fällen ein ganz normaler Teil der Entwicklung.
Studien zeigen, dass ein großer Teil der Kinder zwischen eineinhalb und fünf Jahren zeitweise wählerisch beim Essen ist. Das bedeutet aber nicht, dass Ihr Kind nicht ausreichend Nährstoffe bekommt. Wichtig ist, dass Sie als Eltern geduldig bleiben und verschiedene Strategien ausprobieren, um den kleinen Feinschmecker doch noch für neue Geschmäcker zu begeistern.
Was bedeutet „wählerischer Esser“?
Es gibt keine allgemeingültige Definition dafür, was einen wählerischen Esser ausmacht. Im Allgemeinen spricht man davon, wenn ein Kind nur eine begrenzte Auswahl an Lebensmitteln isst oder Speisen ablehnt, die es früher mochte. Die Ausprägung kann dabei sehr unterschiedlich sein. Manche Kinder verweigern nur bestimmte Gemüsesorten, während andere fast alles außer Nudeln und Pommes ablehnen.
Wichtig ist zu verstehen, dass wählerisches Essen nicht zwangsläufig ein Anzeichen für ein Problem ist. Oft handelt es sich um eine entwicklungsbedingte Phase, die vorübergeht. Charakteristisch ist, dass Kinder sich weigern, neue Speisen zu probieren, und eine starke Vorliebe für bestimmte Lebensmittel entwickeln.
Statistiken zeigen, dass ein beträchtlicher Anteil der Kinder wählerisch beim Essen ist. Schätzungen zufolge sind etwa 25 bis 45 Prozent der Kinder betroffen. Eine Studie aus China ergab sogar, dass die Hälfte der befragten Vorschulkinder im Alter von drei bis sieben Jahren wählerisches Essverhalten zeigten. Wenn Ihr Kind also zu den wählerischen Essern gehört, sind Sie damit nicht allein.
Ursachen für wählerisches Essverhalten
Auch wenn wählerisches Essen in der Kindheit weit verbreitet ist, kann es für Eltern sehr anstrengend sein. Es ist wichtig zu verstehen, dass es verschiedene Ursachen für dieses Verhalten geben kann. Oft spielen mehrere Faktoren gleichzeitig eine Rolle.
Dani Lebovitz, eine Ernährungsberaterin und Autorin, erklärt: „Wählerisches Essen bei Kindern ist eine häufige Herausforderung für viele Eltern und kann oft Bedenken hinsichtlich der Ernährung hervorrufen. Es kann jedoch auf eine Vielzahl von Faktoren zurückgeführt werden, von Entwicklungsmeilensteinen bis hin zu sensorischen Empfindlichkeiten, die jeweils die Offenheit eines Kindes für das Probieren neuer Lebensmittel beeinflussen.“
Dabei sind alle Kinder unterschiedlich. Während bei dem einen Kind vor allem entwicklungsbedingte Gründe eine Rolle spielen, können bei anderen sensorische Empfindlichkeiten oder negative Erfahrungen mit bestimmten Lebensmitteln der Auslöser sein.
Kinder drücken durch ihr Essverhalten auch ein Stück weit Autonomie aus. Es ist wichtig, das zu respektieren und ihnen nicht das Gefühl zu geben, zum Essen gezwungen zu werden.
Zu den häufigsten Ursachen gehören:
- Entwicklungsmeilensteine: Trotzphase lässt grüßen! Kleinkinder entdecken ihren eigenen Willen und wollen selbst bestimmen, was auf den Teller kommt. Das „Nein“ zu bestimmten Lebensmitteln ist oft ein Ausdruck ihrer wachsenden Selbstständigkeit.
- Druck beim Essen: Wenn Eltern versuchen, ihre Kinder zum Aufessen zu zwingen, kann das kontraproduktiv sein. Druck erzeugt Gegendruck und kann dazu führen, dass Kinder eine noch größere Abneigung gegen bestimmte Speisen entwickeln.
- Späte Einführung von Gemüse: Studien haben gezeigt, dass Kinder, die erst nach dem sechsten Lebensmonat mit Gemüse in Berührung kamen, häufiger zu wählerischem Essverhalten neigen. Eine frühe Einführung von Gemüse kann also helfen, spätere Probleme zu vermeiden.
- Wählerische Eltern: Kinder beobachten ihre Eltern genau und ahmen deren Verhalten nach. Wenn Eltern selbst nur eine begrenzte Auswahl an Lebensmitteln essen, ist die Wahrscheinlichkeit höher, dass auch die Kinder wählerisch werden.
- Sensorische Herausforderungen: Manche Kinder reagieren sehr empfindlich auf bestimmte Texturen, Geschmäcker, Gerüche oder Farben von Lebensmitteln. Das kann dazu führen, dass sie bestimmte Speisen ablehnen, auch wenn sie diese noch nie probiert haben.
- Physiologische Schwierigkeiten: Probleme beim Kauen oder Schlucken können ebenfalls zu wählerischem Essverhalten führen. In solchen Fällen ist es ratsam, einen Arzt oder Therapeuten zu konsultieren.
- Pädiatrische Ernährungsstörungen: In einigen Fällen steckt hinter dem wählerischen Essverhalten eine ernsthafte Ernährungsstörung wie ARFID (Avoidant/Restrictive Food Intake Disorder). Diese Störung geht über normales wählerisches Essen hinaus und erfordert eine professionelle Behandlung.
Tipps für den Umgang mit wählerischen Essern
Wählerisches Essverhalten kann Eltern ganz schön stressen. Doch es gibt einige Strategien, die helfen können, die Situation zu entspannen und den kleinen Feinschmecker doch noch für neue Geschmäcker zu begeistern.
Wählerisches Essen: So fördern Sie die Neugier
Hier sind einige bewährte Tipps:
- Geduld haben: Manche Kinder müssen ein neues Lebensmittel bis zu zehnmal probieren, bevor sie es akzeptieren. Geben Sie nicht gleich auf, sondern bieten Sie die Speise immer wieder an, auch wenn Ihr Kind sie zunächst ablehnt.
- Neue Lebensmittel mit Bekanntem kombinieren: Vermeiden Sie es, Ihrem Kind einen Teller voller unbekannter Speisen vorzusetzen. Das kann überfordernd wirken. Bieten Sie stattdessen immer auch etwas an, das Ihr Kind gerne isst.
- Entspannt bleiben: Kinder spüren, wenn Sie gestresst oder frustriert sind. Versuchen Sie, die Mahlzeiten entspannt und positiv zu gestalten. Loben Sie Ihr Kind, wenn es etwas Neues probiert, aber machen Sie kein großes Drama daraus, wenn es etwas ablehnt.
- Vorbild sein: Essen Sie selbst eine vielfältige Auswahl an Lebensmitteln und zeigen Sie Ihrem Kind, dass Ihnen gesundes Essen schmeckt. Kinder lernen durch Nachahmung.
- Die Umgebung verändern: Manchmal kann es helfen, die Mahlzeiten an einem anderen Ort einzunehmen. Ein Picknick im Garten oder ein Essen auf dem Wohnzimmerboden kann die Stimmung auflockern und die Neugier wecken.
- Keinen Druck ausüben: Vermeiden Sie es, Ihr Kind zum Essen zu zwingen oder mit Belohnungen und Strafen zu arbeiten. Das kann zu einer negativen Beziehung zum Essen führen.
- Kinder in die Zubereitung einbeziehen: Lassen Sie Ihr Kind beim Einkaufen und Kochen helfen. Das weckt das Interesse an neuen Lebensmitteln und gibt ihm das Gefühl, etwas Eigenes geschaffen zu haben.
- Alle Sinne ansprechen: Ermutigen Sie Ihr Kind, Lebensmittel mit allen Sinnen zu erkunden. Riechen, fühlen, anschauen – all das kann dazu beitragen, dass es sich mit neuen Speisen vertraut macht.
Es ist von entscheidender Bedeutung, eine positive und einladende Umgebung für das Essen zu schaffen, in der sich Ihr Kind wohlfühlt und ermutigt wird, neue Dinge auszuprobieren. Dies kann durch eine entspannte Atmosphäre, ansprechende Präsentation der Speisen und das Vermeiden von Ablenkungen erreicht werden. Indem Sie diese Aspekte berücksichtigen, können Sie Ihrem Kind helfen, eine gesunde Beziehung zum Essen aufzubauen und seine Ernährungsgewohnheiten positiv zu beeinflussen.
Fazit
Wählerisches Essen ist ein normaler Teil der kindlichen Entwicklung und kein Grund zur Panik. Mit Geduld, Kreativität und den richtigen Strategien können Eltern ihren Kindern helfen, eine vielfältige und gesunde Ernährung zu entwickeln. Es ist wichtig, auf die individuellen Bedürfnisse und Vorlieben des Kindes einzugehen und ihm eine positive und entspannte Essumgebung zu bieten. Vermeiden Sie Druck und Zwang und konzentrieren Sie sich darauf, das Interesse Ihres Kindes an neuen Lebensmitteln zu wecken. Denken Sie daran, dass jedes Kind einzigartig ist und seine eigene Zeit braucht, um neue Geschmäcker zu entdecken.
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