Taschengeld für Kinder: Der praktische Ratgeber für Eltern
Taschengeld gehört zu den wichtigsten finanziellen Lektionen im Leben eines Kindes. Als Eltern stehen wir oft vor der Frage: Wieviel ist angemessen? Ab welchem Alter sollten wir damit beginnen? Und wie können wir unseren Kindern einen verantwortungsvollen Umgang mit Geld beibringen? Dieser Ratgeber gibt dir konkrete Antworten und praktische Tipps, die du direkt in deinem Familienalltag umsetzen kannst.
Warum Taschengeld so wichtig für die Entwicklung deines Kindes ist
Auch wenn Kinder keinen gesetzlichen Anspruch auf Taschengeld haben, ist es ein wichtiges Werkzeug für ihre Entwicklung. Taschengeld gibt Kindern die Möglichkeit, eigene finanzielle Entscheidungen zu treffen und die Konsequenzen dieser Entscheidungen zu erleben – in einem geschützten Rahmen.
Die ersten finanziellen Erfahrungen prägen den späteren Umgang mit Geld maßgeblich. Ein Kind, das früh lernt, zwischen Wünschen und Bedürfnissen zu unterscheiden und für größere Wünsche zu sparen, entwickelt wichtige Fähigkeiten für das spätere Leben. Diese frühen Lektionen können dein Kind davor bewahren, später in die Schuldenfalle zu tappen oder mit Geld verschwenderisch umzugehen.
Interessant ist dabei, wie unterschiedlich Kinder mit ihrem Taschengeld umgehen: Manche geben alles sofort aus und lernen, dass das Geld dann eben weg ist. Andere sparen monatelang für einen besonderen Wunsch und erleben die Befriedigung, wenn sie sich diesen erfüllen können. Beide Erfahrungen sind wertvoll und Teil des Lernprozesses.
Taschengeld vermittelt zudem wichtige Werte wie Selbstständigkeit und Eigenverantwortung. Wenn ein Kind selbst entscheiden darf, wofür es sein Geld ausgibt, lernt es, Prioritäten zu setzen und Verantwortung für die eigenen Entscheidungen zu übernehmen.
Taschengeld ist die erste und oft einzige Geldquelle, mit der Kinder lernen können, finanzielle Entscheidungen zu treffen und Verantwortung für ihr eigenes Budget zu übernehmen.
Wichtig ist dabei: Als Eltern solltet ihr einen Rahmen setzen, aber innerhalb dieses Rahmens eurem Kind die Freiheit geben, eigene Entscheidungen zu treffen – auch wenn diese aus eurer Sicht nicht immer optimal sind. Denn genau daraus entstehen die wertvollsten Lernerfahrungen.
Die Taschengeld-Tabelle: Praktische Orientierung für jedes Alter
Eine der häufigsten Fragen von Eltern ist: ´Wieviel Taschengeld ist angemessen?´ Die vom Deutschen Jugendinstitut veröffentlichte Taschengeldtabelle bietet hier eine hilfreiche Orientierung. Sie berücksichtigt das Alter des Kindes und gibt Empfehlungen, die weder zu knapp noch zu großzügig sind.
Hier die aktuellen Empfehlungen aus dem Jahr 2024:
- Unter 6 Jahre: 1,00 – 2,00 Euro pro Woche
- 6 Jahre: 2,00 – 2,50 Euro pro Woche
- 7 Jahre: 2,50 – 3,00 Euro pro Woche
- 8 Jahre: 3,00 – 3,50 Euro pro Woche
- 9 Jahre: 3,50 – 4,00 Euro pro Woche
- 10 Jahre: 20,00 – 22,50 Euro pro Monat
- 11 Jahre: 22,50 – 25,00 Euro pro Monat
- 12 Jahre: 25,00 – 27,50 Euro pro Monat
- 13 Jahre: 27,50 – 30,00 Euro pro Monat
- 14 Jahre: 30,00 – 40,00 Euro pro Monat
- 15 Jahre: 40,00 – 50,00 Euro pro Monat
- 16 Jahre: 50,00 – 60,00 Euro pro Monat
- 17 Jahre: 60,00 – 70,00 Euro pro Monat
- 18+ Jahre: 70,00 – 75,00 Euro pro Monat
Beachte den wichtigen Übergang: Bis zum neunten Lebensjahr empfehlen Experten eine wöchentliche Auszahlung. Jüngere Kinder können noch nicht gut über längere Zeiträume planen, daher hilft ihnen die kürzere Auszahlungsperiode. Ab 10 Jahren kann dann auf eine monatliche Auszahlung umgestellt werden, um langfristigeres Planen zu fördern.
Der Betrag sollte natürlich an eure familiäre Situation angepasst werden. Die Tabelle bietet einen Richtwert, aber wenn euer Familienbudget knapper ist, könnt ihr auch etwas weniger geben. Wichtiger als die exakte Summe ist die Regelmäßigkeit und Verlässlichkeit der Auszahlung.
Ein praktischer Tipp aus meiner Erfahrung: Legt einen festen Taschengeldtag fest – zum Beispiel immer freitags oder am Monatsanfang. Das schafft Struktur und Vorhersehbarkeit für euer Kind und hilft euch, die Auszahlung nicht zu vergessen.
Praktische Umsetzung: So machst du Taschengeld zum Lernerfolg
Die richtige Summe zu kennen ist der erste Schritt – aber wie setzt du das Taschengeld im Alltag sinnvoll um? Hier einige praktische Tipps:
Der richtige Start: Beginne mit kleinen Beträgen, wenn dein Kind etwa vier bis fünf Jahre alt ist. In diesem Alter entwickeln Kinder ein Gefühl für Mengen und lernen oft schon etwas zu rechnen – ideale Voraussetzungen für den ersten Umgang mit Geld.
Klare Regeln schaffen: Besprich mit deinem Kind, wofür das Taschengeld gedacht ist und wofür nicht. Muss es davon beispielsweise Süßigkeiten kaufen, oder zahlt ihr die extra? Auch solltest du klarmachen, dass es keinen Vorschuss gibt, wenn das Geld vorzeitig ausgegeben wurde.
Das erste eigene Konto: Ab etwa zehn Jahren kannst du gemeinsam mit deinem Kind ein Schüler-Girokonto eröffnen. Der Gang zur Bank ist nicht nur praktisch, sondern auch ein wichtiges Erlebnis für dein Kind. Es lernt, wie Bankgeschäfte funktionieren und fühlt sich ´erwachsener´, wenn es sein eigenes Konto hat.
Viele Banken bieten spezielle Kinderkonten an, die bis zum 18. Lebensjahr kostenfrei sind und über einen begrenzten Verfügungsrahmen verfügen. Manche Banken bieten auch kindgerechte Banking-Apps an, mit denen Kinder ihren Kontostand einsehen und den Überblick behalten können.
Sparen lernen: Hilf deinem Kind, auch das Sparen zu lernen. Ein transparentes Sparschwein kann motivierend wirken, weil das Kind sieht, wie der Geldbetrag wächst. Alternativ kannst du auch ein ´Drei-Töpfe-System´ einführen: Ein Teil des Geldes ist zum Ausgeben, ein Teil zum Sparen für mittelfristige Wünsche und ein Teil für langfristiges Sparen oder wohltätige Zwecke.
Fehler zulassen: Wenn dein Kind sein ganzes Taschengeld für etwas ausgibt, das du für unnötig hältst, widerstehe der Versuchung einzugreifen. Diese Fehlentscheidungen sind wichtige Lernerfahrungen. Wenn das Geld dann für etwas anderes fehlt, lernt dein Kind eine wertvolle Lektion über Prioritätensetzung.
Der Taschengeldparagraph: Rechtlicher Rahmen
Interessant für Eltern zu wissen: Es gibt tatsächlich einen Taschengeldparagraphen im Bürgerlichen Gesetzbuch (§ 110 BGB). Dieser besagt, dass Kinder ab sieben Jahren als ´beschränkt geschäftsfähig´ gelten und mit ihrem Taschengeld selbstständig Geschäfte abschließen dürfen – vorausgesetzt, diese bewegen sich in einem angemessenen Rahmen.
Das bedeutet konkret: Dein Kind darf sich von seinem Taschengeld Süßigkeiten, kleine Spielzeuge oder Zeitschriften kaufen, ohne dass du als Elternteil dem Kauf vorher zustimmen musst. Bei größeren Anschaffungen wie einem Fahrrad oder einem Smartphone liegt die Entscheidung jedoch weiterhin bei dir – hier können Eltern den Kauf rückgängig machen.
Wichtig zu wissen: Der Taschengeldparagraph gibt Kindern keine Carte blanche. Bestimmte Einkäufe sind durch das Jugendschutzgesetz ohnehin verboten – etwa Alkohol für unter 16-Jährige oder Tabakwaren für unter 18-Jährige. Und als Eltern könnt ihr bestimmte Käufe auch explizit untersagen.
Dieser rechtliche Rahmen ist sinnvoll, denn er gibt Kindern einen geschützten Raum, um erste wirtschaftliche Erfahrungen zu sammeln, ohne dass sie dabei große Risiken eingehen können.
Fazit: Taschengeld als wertvolle Lektion fürs Leben
Taschengeld ist weit mehr als nur ein paar Euro, die wir unseren Kindern zustecken. Es ist ein wichtiges pädagogisches Werkzeug, das Kinder auf den verantwortungsvollen Umgang mit Finanzen im Erwachsenenalter vorbereitet. Die regelmäßige Auszahlung eines angemessenen Betrags, klare Regeln und die Freiheit, eigene Entscheidungen zu treffen, helfen Kindern, ein gesundes Verhältnis zu Geld zu entwickeln.
Ob wöchentliche Auszahlung für jüngere Kinder oder monatliches Taschengeld mit eigenem Konto für ältere – wichtig ist vor allem die Konsequenz und Verlässlichkeit. Die Taschengeldtabelle bietet dabei eine gute Orientierung, sollte aber immer an eure individuelle Familiensituation angepasst werden.
Denkt daran: Der Umgang mit dem ersten eigenen Geld prägt das finanzielle Verhalten ein Leben lang. Kinder, die früh lernen, mit Geld umzugehen, haben später deutlich weniger Probleme mit Schulden oder impulsiven Kaufentscheidungen. Diese Investition in die finanzielle Bildung eurer Kinder zahlt sich langfristig aus – und zwar nicht nur in finanzieller Hinsicht, sondern auch in Form von Selbstständigkeit und Verantwortungsbewusstsein.