Taschengeld für Kinder: Sinnvolle Höhe und praktische Tipps für Eltern
Taschengeld ist mehr als nur Geld – es ist ein wichtiges Werkzeug, um Kindern den verantwortungsvollen Umgang mit Finanzen beizubringen. Doch wie viel sollte man geben? Ab welchem Alter ist es sinnvoll? Und welche Regeln helfen dabei, dass Kinder wirklich etwas über den Umgang mit Geld lernen? Dieser Ratgeber gibt Ihnen alle wichtigen Informationen an die Hand, damit Sie die richtigen Entscheidungen für Ihre Familie treffen können.
Warum Taschengeld für die finanzielle Bildung so wichtig ist
Erinnern Sie sich noch an Ihr erstes eigenes Geld? Dieses Gefühl, selbst entscheiden zu können, wofür man es ausgibt? Genau diese Erfahrung ist für Kinder unglaublich wertvoll. Obwohl Kinder keinen rechtlichen Anspruch auf Taschengeld haben, spielt es eine entscheidende Rolle in ihrer Entwicklung.
Taschengeld ist für die meisten Kinder die erste und einzige Möglichkeit, eigene finanzielle Entscheidungen zu treffen. Sie lernen dadurch grundlegende Fähigkeiten wie Planung, Sparen und Prioritätensetzung. Manche Kinder geben alles sofort aus, andere sparen wochenlang für einen besonderen Wunsch – beide Verhaltensweisen sind normal und Teil des Lernprozesses.
Besonders wichtig: Durch den Umgang mit eigenem Geld erfahren Kinder ganz praktisch die Konsequenzen ihrer Entscheidungen. Wer sein gesamtes Taschengeld für Süßigkeiten ausgibt, kann sich das gewünschte Spielzeug nicht leisten. Diese Erfahrung ist wertvoller als jede theoretische Erklärung zum Thema Finanzen.
Das Deutsche Jugendinstitut hat 2024 eine aktuelle Studie veröffentlicht, die zeigt, dass Kinder, die früh lernen, mit Geld umzugehen, später seltener in finanzielle Schwierigkeiten geraten. Dabei geht es nicht darum, Kinder zu kleinen Sparfüchsen zu erziehen, sondern ihnen beizubringen, bewusste Entscheidungen zu treffen.
Taschengeld ist nicht einfach nur Geld – es ist ein pädagogisches Werkzeug, das Kindern hilft, Verantwortung zu übernehmen und wichtige Lektionen fürs Leben zu lernen.
Interessanterweise zeigen Untersuchungen auch, dass die Höhe des Taschengeldes weniger entscheidend ist als die Regelmäßigkeit und Verlässlichkeit. Kinder brauchen klare Strukturen, um planen zu können – egal ob es sich um einen Euro pro Woche oder zwanzig Euro im Monat handelt.
Die Taschengeldtabelle: Altersgerechte Beträge im Überblick
Eine der häufigsten Fragen von Eltern lautet: ´Wie viel Taschengeld ist angemessen?´ Die vom Deutschen Jugendinstitut empfohlene Taschengeldtabelle bietet hier eine hilfreiche Orientierung:
Für die Jüngsten (unter 6 Jahren) werden 1-2 Euro pro Woche empfohlen. Dies mag wenig erscheinen, aber in diesem Alter geht es vor allem darum, ein Gefühl für Geld zu entwickeln. Mit steigendem Alter erhöht sich der Betrag schrittweise:
- 6 Jahre: 2,00-2,50 Euro wöchentlich
- 7 Jahre: 2,50-3,00 Euro wöchentlich
- 8 Jahre: 3,00-3,50 Euro wöchentlich
- 9 Jahre: 3,50-4,00 Euro wöchentlich
Ab 10 Jahren empfehlen Experten den Übergang zur monatlichen Auszahlung, was Kindern hilft, längerfristig zu planen:
- 10 Jahre: 20,00-22,50 Euro monatlich
- 12 Jahre: 25,00-27,50 Euro monatlich
- 14 Jahre: 30,00-40,00 Euro monatlich
- 16 Jahre: 50,00-60,00 Euro monatlich
- 18+ Jahre: 70,00-75,00 Euro monatlich
Diese Beträge sind Richtwerte – passen Sie sie an Ihre finanzielle Situation und die örtlichen Lebenshaltungskosten an. In Großstädten mit höherem Preisniveau kann etwas mehr angemessen sein.
Wichtig ist der Wechsel von wöchentlicher zu monatlicher Auszahlung: Bis zum neunten Lebensjahr fällt es Kindern schwer, über längere Zeiträume zu planen. Ab etwa zehn Jahren entwickeln sie jedoch die Fähigkeit, ihr Geld über den Monat einzuteilen – eine wichtige Kompetenz für später.
Ein praktischer Tipp aus meiner Erfahrung mit Familien: Legen Sie einen festen Taschengeldtag fest, beispielsweise immer freitags oder am Monatsersten. Dies schafft Verlässlichkeit und erleichtert Kindern die Planung. Notieren Sie sich diesen Termin im Kalender – so vergessen Sie die Auszahlung nicht, was bei Kindern schnell zu Enttäuschung führen kann.
Praktische Tipps für den Umgang mit Taschengeld
Taschengeld auszahlen ist das eine – aber wie gestaltet man den Rahmen, damit Kinder wirklich etwas über Finanzen lernen? Hier kommen bewährte Tipps, die in vielen Familien gut funktionieren:
1. Ein eigenes Konto eröffnen: Ab etwa 10 Jahren können Eltern mit ihrem Kind ein Schüler-Girokonto einrichten. Der Gang zur Bank und das eigene Konto stärken nicht nur das Selbstbewusstsein, sondern vermitteln auch wichtige Finanzkenntnisse. Viele Banken bieten kostenlose Juniorkonten mit speziellen Sicherheitsfunktionen an.
2. Klare Regeln festlegen: Besprechen Sie mit Ihrem Kind, wofür das Taschengeld gedacht ist und wofür nicht. Muss das Kind davon beispielsweise Handykosten begleichen oder ist es rein für persönliche Wünsche gedacht? Klare Absprachen vermeiden spätere Diskussionen.
3. Respektieren Sie den Taschengeldparagrafen (§ 110 BGB): Dieser erlaubt Kindern ab sieben Jahren, ihr Taschengeld nach eigenen Wünschen auszugeben. Das bedeutet: Auch wenn Sie die Süßigkeit für ungesund oder das Spielzeug für unnötig halten – lassen Sie Ihr Kind eigene Entscheidungen treffen und aus Fehlkäufen lernen. Natürlich dürfen Sie bei größeren Anschaffungen oder altersbeschränkten Produkten (Alkohol, Zigaretten) einschreiten.
4. Taschengeld nicht als Erziehungsmittel einsetzen: Experten raten davon ab, Taschengeld als Belohnung oder Strafe zu verwenden. Wenn Sie es als Strafe streichen oder für gute Noten erhöhen, verliert es seinen Wert als verlässliches Lernfeld für Finanzkompetenzen.
5. Sparen fördern, aber nicht erzwingen: Ermutigen Sie Ihr Kind zum Sparen für größere Wünsche, aber machen Sie es nicht zur Pflicht. Ein Sparschwein oder ein separates Sparkonto kann helfen, aber die Entscheidung zu sparen sollte vom Kind selbst kommen.
6. Zusatzverdienste ermöglichen: Ältere Kinder können sich durch besondere Aufgaben (nicht die üblichen Haushaltspflichten) etwas dazuverdienen. Dies vermittelt den Zusammenhang zwischen Arbeit und Einkommen.
Eine Mutter aus unserem Elternnetzwerk berichtete, wie ihr 8-jähriger Sohn sein gesamtes Taschengeld für Sammelkarten ausgab und dann traurig war, als er sich eine Kinokarte nicht leisten konnte. Statt einzuspringen, ließ sie ihn diese Erfahrung machen – beim nächsten Taschengeldtag hatte er bereits einen Plan, wie er einen Teil für den nächsten Kinobesuch zurücklegen würde.
Fazit: Taschengeld als wertvolle Lektion fürs Leben
Taschengeld ist weit mehr als nur ein kleiner Geldbetrag – es ist ein wichtiges pädagogisches Instrument, das Kindern hilft, finanzielle Kompetenzen zu entwickeln. Die regelmäßige Auszahlung eines angemessenen Betrags, klare Regeln und die Freiheit, eigene Entscheidungen zu treffen, bereiten Kinder auf einen verantwortungsvollen Umgang mit Geld im Erwachsenenalter vor. Orientieren Sie sich an der Taschengeldtabelle, passen Sie die Beträge aber an Ihre individuellen Familienumstände an. Denken Sie daran: Es geht nicht um die Höhe des Taschengeldes, sondern um die Erfahrungen und Lektionen, die Ihr Kind damit macht. Wer früh lernt, mit Geld umzugehen, hat später deutlich bessere Chancen, finanziell stabil durchs Leben zu gehen. Geben Sie Ihrem Kind diese wertvolle Grundlage mit auf den Weg.