Es ist ein Thema, das in vielen Familien für Gesprächsstoff sorgt, manchmal mit einem Augenzwinkern, manchmal mit ernster Miene: Das erste Mal. Wenn der Nachwuchs in einem Alter ist, in dem Beziehungen und körperliche Nähe eine Rolle spielen, stellt sich die Frage, wie man als Mutter damit umgeht. Wie bereitet man seine Kinder auf diesen wichtigen Schritt vor? Und wie schafft man eine offene und vertrauensvolle Atmosphäre, in der sich Jugendliche wohlfühlen, um Fragen zu stellen und Sorgen zu teilen?
Das erste Mal: Ein Meilenstein in der Jugend
Das erste Mal ist mehr als nur ein körperliches Ereignis. Es ist ein emotionaler Meilenstein, der von Unsicherheiten, Erwartungen und vielleicht auch Ängsten begleitet wird. Für Jugendliche ist es oft ein großer Schritt in Richtung Erwachsenwerden, ein Moment, der prägend sein kann. Umso wichtiger ist es, dass junge Menschen in dieser Phase ihres Lebens gut begleitet werden. Eine aktuelle Studie der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA) zeigt, dass ein offener Umgang mit dem Thema Sexualität und Verhütung im Elternhaus einen positiven Einfluss auf das Erleben des ersten Mals hat.
Die Studie „Jugendsexualität“, die seit 1980 regelmäßig durchgeführt wird, befragt Jugendliche zwischen 14 und 17 Jahren sowie deren Eltern zu Themen rund um Sexualität und Verhütung. Die Ergebnisse geben Aufschluss darüber, wie sich das sexuelle Verhalten junger Menschen im Laufe der Zeit verändert hat und welche Faktoren eine Rolle spielen. Eine Erkenntnis ist, dass Mädchen heute früher sexuelle Erfahrungen machen als noch vor einigen Jahrzehnten. Knapp 40 Prozent der Mädchen und ein Drittel der Jungen zwischen 14 und 17 Jahren haben bereits Geschlechtsverkehr gehabt. Bei den 17-Jährigen sind es sogar 73 Prozent der Mädchen und 66 Prozent der Jungen. Ein Viertel der Mädchen und ein Drittel der Jungen haben dagegen mit 17 Jahren noch keinen Geschlechtsverkehr.
Doch wann ist der richtige Zeitpunkt für das erste Mal? Diese Frage lässt sich natürlich nicht pauschal beantworten. Jeder Mensch ist anders und entwickelt sich in seinem eigenen Tempo. Wichtig ist, dass Jugendliche selbstbestimmt entscheiden und sich nicht unter Druck gesetzt fühlen. Eltern können ihren Kindern helfen, ein gesundes Körpergefühl und Selbstbewusstsein zu entwickeln, damit sie in der Lage sind, ihre eigenen Grenzen zu erkennen und zu kommunizieren.
Die Studie zeigt auch, dass die Umstände des ersten Mals sehr unterschiedlich sein können. Für manche Jugendliche ist es ein geplantes Ereignis, für andere eine spontane Entscheidung. Rund ein Viertel der Mädchen gaben an, von ihrem ersten Mal völlig überrascht worden zu sein. Hier zeigt sich, wie wichtig eine offene Kommunikation im Elternhaus ist. Wenn Eltern nicht über Sexualität sprechen, steigt vor allem bei Mädchen die Wahrscheinlichkeit, dass sie ihren ersten Sex ungeplant erleben.
Offene Kommunikation als Schlüssel zu einem positiven Erlebnis
Der Schlüssel zu einem positiven ersten Mal liegt in einer offenen und ehrlichen Kommunikation. Eltern sollten ihren Kindern signalisieren, dass sie jederzeit für Fragen und Gespräche zur Verfügung stehen. Es ist wichtig, eine Atmosphäre des Vertrauens zu schaffen, in der sich Jugendliche wohlfühlen, um über ihre Gefühle, Ängste und Erwartungen zu sprechen. Dabei sollten Eltern nicht mit erhobenem Zeigefinger agieren, sondern als Gesprächspartner auf Augenhöhe.
Ein offener Umgang mit dem Thema Sexualität bedeutet auch, dass Eltern ihren Kindern altersgerechte Informationen über Körper, Beziehungen, sexuelle Gesundheit und Verhütung vermitteln. Es ist wichtig, dass Jugendliche gut informiert sind, um selbstbestimmte Entscheidungen treffen zu können. Eltern können ihren Kindern helfen, kritisch mit Informationen aus dem Internet und den Medien umzugehen und Fake News zu entlarven.
Auch wenn es schwerfällt: Eltern sollten versuchen, ihre eigenen Wertvorstellungen und Erfahrungen nicht zu sehr in den Vordergrund zu stellen. Es geht darum, den Jugendlichen zu unterstützen und ihnen zu helfen, ihren eigenen Weg zu finden. Eine tolerante und akzeptierende Haltung kann dazu beitragen, dass sich Jugendliche öffnen und sich ihren Eltern anvertrauen.
„Je besser die Vertrauensbasis zwischen Eltern und Kind, desto wahrscheinlicher ist es, dass der erste Sexualpartner auch der feste Freund oder die feste Freundin ist.“
Die Studie bestätigt, wie wichtig das Verhältnis zu den Eltern ist. Je besser die Vertrauensbasis, desto wahrscheinlicher ist es, dass der oder die erste Sexualpartner:in auch der feste Freund oder die feste Freundin ist. Jugendliche in festen Beziehungen werden seltener vom ersten Mal überrascht und erleben es häufiger als etwas Schönes.
Es ist wichtig zu verstehen, dass das erste Mal nicht perfekt sein muss. Es ist ein Lernprozess, der von Unsicherheiten und Fehlern begleitet sein kann. Eltern können ihren Kindern vermitteln, dass es in Ordnung ist, Fehler zu machen und daraus zu lernen. Wichtig ist, dass Jugendliche sich selbst treu bleiben und ihre eigenen Bedürfnisse und Grenzen respektieren.
Verhütung: Verantwortung übernehmen und schützen
Ein wichtiger Aspekt der sexuellen Aufklärung ist die Verhütung. Eltern sollten ihren Kindern erklären, welche Verhütungsmethoden es gibt und wie sie richtig angewendet werden. Es ist wichtig, dass Jugendliche sich bewusst sind, dass sie beim Sex Verantwortung übernehmen müssen, um sich vor ungewollten Schwangerschaften und sexuell übertragbaren Krankheiten zu schützen.
Die Studie zeigt, dass Jugendliche heute verantwortungsbewusster verhüten als noch vor einigen Jahrzehnten. Dennoch gibt es immer noch einen Anteil von Jugendlichen, die beim ersten Mal keine Verhütungsmittel verwenden. Hier spielen verschiedene Faktoren eine Rolle. Manche Jugendliche werden von ihrem ersten Mal überrascht und sind nicht vorbereitet. Andere gehen davon aus, dass „schon nichts passieren“ wird. Und wieder andere schämen sich, Verhütungsmittel zu kaufen oder mit ihren Eltern darüber zu sprechen.
Eltern können ihren Kindern helfen, diese Hürden zu überwinden, indem sie offen über Verhütung sprechen und ihnen die Möglichkeit geben, Verhütungsmittel zu besorgen. Es ist wichtig, dass Jugendliche wissen, dass sie sich jederzeit an ihre Eltern, an Ärzt:innen oder an Beratungsstellen wenden können, wenn sie Fragen oder Probleme haben.
Die BZgA bietet eine Vielzahl von Informationsmaterialien und Beratungsangeboten zum Thema Sexualität und Verhütung an. Eltern können diese Angebote nutzen, um sich selbst zu informieren und ihre Kinder bei der sexuellen Aufklärung zu unterstützen.
Das erste Mal als etwas Schönes erleben
Die meisten Jugendlichen erleben ihr erstes Mal als etwas Schönes. Die Studie zeigt, dass 61 Prozent der Mädchen und 73 Prozent der Jungen positive Erinnerungen an ihr erstes sexuelles Erlebnis haben. Dennoch gibt es auch einen Anteil von Jugendlichen, die ihr erstes Mal als etwas Unangenehmes empfinden. Hier spielen verschiedene Faktoren eine Rolle, wie zum Beispiel das Verhältnis zum Partner, das Alter beim ersten Mal und die Einstellung der Eltern zur Sexualität.
Eltern können dazu beitragen, dass ihre Kinder das erste Mal als etwas Schönes erleben, indem sie eine offene und vertrauensvolle Atmosphäre schaffen, in der sich Jugendliche wohlfühlen, um über ihre Gefühle und Erwartungen zu sprechen. Es ist wichtig, dass Eltern ihren Kindern vermitteln, dass Sexualität etwas Natürliches und Schönes ist, das Freude und Erfüllung bringen kann. Gleichzeitig sollten sie ihren Kindern auch die Risiken und Verantwortungen bewusst machen, die mit sexueller Aktivität verbunden sind.
Es ist wichtig, dass Eltern ihren Kindern zeigen, dass sie sie lieben und akzeptieren, unabhängig davon, wann und mit wem sie ihr erstes Mal haben. Eine bedingungslose Liebe und Unterstützung kann dazu beitragen, dass Jugendliche selbstbewusst und selbstbestimmt ihren eigenen Weg gehen.
Fazit
Das erste Mal ist ein wichtiger Meilenstein in der Entwicklung junger Menschen. Eltern spielen eine entscheidende Rolle dabei, ihre Kinder auf diesen Schritt vorzubereiten und ihnen zu helfen, ein positives und selbstbestimmtes sexuelles Leben zu führen. Eine offene und ehrliche Kommunikation, eine vertrauensvolle Atmosphäre und eine altersgerechte Aufklärung sind die Schlüssel zu einem gelungenen Start in die sexuelle Reife. Eltern sollten ihren Kindern signalisieren, dass sie jederzeit für Fragen und Gespräche zur Verfügung stehen und sie in ihren Entscheidungen unterstützen. Gleichzeitig sollten sie ihren Kindern auch die Risiken und Verantwortungen bewusst machen, die mit sexueller Aktivität verbunden sind. Mit einer liebevollen und unterstützenden Begleitung können Eltern dazu beitragen, dass ihre Kinder das erste Mal als etwas Schönes und Bereicherndes erleben.
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