Eltern-Tipps zum Erwachsenwerden des Kindes: Loslassen lernen

 

Das 18. Lebensjahr – ein magischer Meilenstein. Plötzlich steht das eigene Kind an der Schwelle zum Erwachsenenleben, bereit, die Welt zu erobern. Doch während Euphorie und Aufbruchstimmung herrschen, mischen sich auch Sorgen und Unsicherheiten in die Gefühlswelt der jungen Erwachsenen. Und auch für uns Mütter ist es eine Zeit des Umbruchs, in der wir lernen müssen, loszulassen und gleichzeitig weiterhin Halt zu geben.

Der Balanceakt: Loslassen und gleichzeitig Halt geben

Mit 18 Jahren sind unsere Kinder volljährig und rechtlich selbstständig. Das bedeutet, dass sie nun eigene Entscheidungen treffen und für ihr Handeln verantwortlich sind. Als Eltern möchten wir sie natürlich weiterhin unterstützen und beschützen, doch unser Einfluss ist nun begrenzter. Es gilt, einen Balanceakt zu meistern: Loslassen, damit unsere Kinder ihren eigenen Weg finden können, und gleichzeitig Halt geben, wenn sie uns brauchen.

Dr. Aliza Pressman, eine renommierte Kinderpsychologin, betont, wie wichtig es ist, in dieser Phase einen offenen und ehrlichen Dialog mit den jungen Erwachsenen zu führen: „Teenager können Vollgas geben ohne Bremse, und das ist beängstigend. Deshalb ist es so wichtig, einen offenen und ehrlichen Dialog mit ihnen zu führen.“ Dieser Dialog ermöglicht es uns, ihre Ängste und Sorgen zu verstehen und ihnen gleichzeitig unsere Unterstützung anzubieten, ohne sie zu bevormunden. Es geht darum, ihnen den Raum zu geben, ihre eigenen Entscheidungen zu treffen, und gleichzeitig da zu sein, wenn sie Rat oder Hilfe benötigen.

Die Umstellung kann schwer sein, denn plötzlich sind die Regeln anders. Wo früher klare Anweisungen und elterliche Kontrolle standen, muss nun Vertrauen und Ermutigung treten. Es ist ein Prozess des Loslassens, der nicht immer leichtfällt, aber unerlässlich ist, damit unsere Kinder zu selbstständigen und verantwortungsbewussten Erwachsenen heranwachsen können.

Kognitive und sprachliche Entwicklung: Der Reife entgegen

Im Alter von 18 Jahren zeigen sich bei jungen Menschen viele erwachsenenähnliche Denkweisen. Sie haben rationale Ziele und sind in der Lage, langfristig zu planen. Jennifer Woods, Ärztin und Professorin für Pädiatrie, erklärt: „Unterstützen Sie diese Entwicklung des kritischen Denkens und der Planungsfähigkeiten, indem Sie viele Fragen stellen und ihnen helfen, Ideen zu sammeln.“ Dies bedeutet, dass wir als Eltern unsere Kinder ermutigen sollten, über ihre Zukunft nachzudenken, ihre Ziele zu definieren und Strategien zu entwickeln, um diese zu erreichen. Wir können ihnen dabei helfen, indem wir ihnen Fragen stellen, die sie zum Nachdenken anregen, und ihnen verschiedene Perspektiven aufzeigen.

Es ist jedoch wichtig zu beachten, dass einige 18-Jährige möglicherweise Angst davor haben, nun rechtlich als Erwachsene zu gelten, aber sich noch nicht sicher sind, was ihre Lebensziele und Pläne sind. Hier ist es entscheidend, dass wir als Eltern weiterhin präsent sind und unsere Unterstützung anbieten. Wir können ihnen helfen, ihre Stärken und Interessen zu erkennen, und sie ermutigen, verschiedene Möglichkeiten auszuprobieren. Es ist auch wichtig, ihnen zu vermitteln, dass es in Ordnung ist, wenn sie noch nicht alle Antworten haben und dass es ein Prozess ist, seine Ziele im Leben zu finden. Die Unterstützung und Anwesenheit der Eltern in dieser Phase ist von entscheidender Bedeutung, um den Übergang ins Erwachsenenalter zu erleichtern und das Selbstvertrauen der jungen Erwachsenen zu stärken.

Entwicklung von 18-Jährigen

Entwicklung von 18-Jährigen

Der Körper im Wandel: Fast ausgewachsen

Mit 18 Jahren ist die körperliche Entwicklung fast abgeschlossen. Die Pubertät ist in der Regel vorbei und die meisten Jugendlichen haben ihre endgültige Körpergröße erreicht. Dennoch können sich ihre Hand-Augen-Koordination und ihre grobmotorischen Fähigkeiten im Laufe der Zeit weiterentwickeln und verbessern. In dieser Phase ist es wichtig, gesunde Gewohnheiten zu fördern, wie ausreichend Bewegung und eine ausgewogene Ernährung. Viele junge Erwachsene verbringen nicht genügend Zeit mit körperlicher Aktivität, obwohl dies ihre Gesundheit, Stimmung und ihr Energieniveau verbessern könnte. Eltern können hier sanfte Ermutigung anbieten und gemeinsam nach Möglichkeiten suchen, mehr Bewegung in den Alltag zu integrieren.

Die Weichen für ein gesundes Leben werden in diesem Alter gestellt. Eine ausgewogene Ernährung und regelmäßige Bewegung können dazu beitragen, häufige Erkrankungen wie Herzkrankheiten, Bluthochdruck, Diabetes und Übergewicht vorzubeugen. Es ist wichtig, dass junge Erwachsene verstehen, wie wichtig diese Gewohnheiten für ihre langfristige Gesundheit sind. Eltern können hier eine Vorbildfunktion einnehmen und gemeinsam mit ihren Kindern gesunde Mahlzeiten zubereiten und sportliche Aktivitäten unternehmen. Eine offene Kommunikation über die Bedeutung von Gesundheit und Wohlbefinden kann dazu beitragen, dass junge Erwachsene gesunde Entscheidungen treffen und ein gesundes Leben führen.

Emotionale und soziale Meilensteine: Den Platz in der Welt finden

Achtzehnjährige beginnen, ihren Platz in der Erwachsenenwelt zu finden. Es ist eine Zeit großer Veränderungen, die mit mehr Freiheit und Glück einhergehen, aber auch mit Gefühlen von Nostalgie und Besorgnis. In dieser Phase suchen viele junge Erwachsene wieder vermehrt den Rat ihrer Eltern und anderer älterer Menschen. Sie erkennen, dass sie Unterstützung benötigen, um sich in der Erwachsenenwelt zurechtzufinden, und sind offener für Feedback als in ihren jüngeren Teenagerjahren. Gleichzeitig ist der Austausch mit Gleichaltrigen weiterhin wichtig, jedoch verlagert sich der Fokus von großen Gruppen hin zu engeren Freundschaften, die auf gemeinsamen Werten und Zielen basieren.

Junge Erwachsene in diesem Alter sind in der Lage, mit einer Vielzahl von Emotionen umzugehen und haben in der Regel gute Bewältigungsstrategien entwickelt, um mit Stress umzugehen. Dennoch ist es nicht ungewöhnlich, dass sie sich überfordert fühlen oder Hilfe bei großen Entscheidungen benötigen, wie z. B. die Wahl des Karrierewegs oder die Auswahl des richtigen Colleges. Als Eltern können wir ihnen in diesen Situationen zur Seite stehen, indem wir ihnen zuhören, ihnen verschiedene Perspektiven aufzeigen und ihnen helfen, ihre Optionen abzuwägen. Es ist wichtig, ihnen zu vermitteln, dass es in Ordnung ist, sich Hilfe zu suchen, und dass wir immer für sie da sind, um sie zu unterstützen.

Das Erwachsenwerden ist kein linearer Prozess, sondern eine Reise mit Höhen und Tiefen, die von uns Eltern viel Geduld, Verständnis und vor allem Vertrauen in die Fähigkeiten unserer Kinder erfordert.

Die Dynamik in den Beziehungen zu Gleichaltrigen verändert sich ebenfalls. Während in der Mittelstufe die Peergroup eine große Rolle spielte, legen 18-Jährige mehr Wert auf individuelle Freundschaften und die Verwirklichung ihrer eigenen Ziele. Dr. Woods erklärt: „Achtzehnjährige sind eher zu einem individuellen Freundschaftsmodell übergegangen als zu einem großen Peergroup-Modell und legen Wert auf Selbstidentität und Ziele über eine Gruppenmentalität.“ Diese Verschiebung ermöglicht es ihnen, sich stärker auf ihre eigenen Werte und Überzeugungen zu konzentrieren und ihren eigenen Weg zu gehen, ohne sich dem Gruppenzwang unterwerfen zu müssen. Es ist eine Zeit der Selbstfindung und der Entwicklung einer eigenen Identität.

Ebenso wichtig ist die Entwicklung ethischer und moralischer Vorstellungen. Junge Erwachsene setzen sich nun aktiv mit gesellschaftlichen Normen und Werten auseinander und hinterfragen diese kritisch. Sie entwickeln ein eigenes Wertesystem und engagieren sich für Themen, die ihnen am Herzen liegen. Dies kann zu Konflikten mit den Eltern führen, insbesondere wenn die Wertvorstellungen unterschiedlich sind. Es ist wichtig, dass Eltern in solchen Situationen offen für einen Dialog sind und die Meinungen ihrer Kinder respektieren, auch wenn sie nicht immer übereinstimmen. Ein respektvoller Austausch kann dazu beitragen, das Verständnis füreinander zu fördern und die Beziehung zu stärken.

Hilfestellung für das Erwachsenwerden: Tipps für Eltern

Um junge Erwachsene auf ihrem Weg ins Erwachsenenleben bestmöglich zu unterstützen, gibt es einige hilfreiche Tipps, die Eltern beachten können:

  • Offene Kommunikation: Fördern Sie einen offenen und ehrlichen Austausch über alle Themen, die Ihr Kind beschäftigen.
  • Zuhören statt Ratschläge: Seien Sie ein aufmerksamer Zuhörer und versuchen Sie, die Perspektive Ihres Kindes zu verstehen, bevor Sie Ratschläge geben.
  • Unabhängigkeit fördern: Ermutigen Sie Ihr Kind, eigene Entscheidungen zu treffen und die Konsequenzen seines Handelns zu tragen.
  • Fehler akzeptieren: Vermitteln Sie Ihrem Kind, dass Fehler zum Leben dazugehören und eine Chance sind, daraus zu lernen.
  • Unterstützung anbieten: Seien Sie für Ihr Kind da, wenn es Sie braucht, und bieten Sie Ihre Hilfe an, ohne es zu bevormunden.
  • Gespräche über Freundschaften: Sprechen Sie mit Ihrem Teenager über Freundschaften, die über die High School hinausgehen. Diskutieren Sie darüber, wie man neue Freunde findet und gleichzeitig alte Freundschaften pflegt.
  • Sorgen normalisieren: Viele 18-Jährige denken, sie seien mit ihren Ängsten allein. Sie vergleichen sich mit Gleichaltrigen oder Menschen, die sie in den sozialen Medien sehen, und fühlen sich dadurch unzulänglich. Erinnern Sie sie daran, dass sie nicht jeden Aspekt ihrer zukünftigen Karriere planen müssen und dass das, was sie online sehen, oft stark kuratiert ist und meist nicht das wirkliche Leben widerspiegelt.
  • Sichere Grenzen setzen: Sprechen Sie mit Ihrem Kind über sicheren Sex und darüber, ein respektvoller Partner zu sein, der die Zustimmung des anderen einholt. Das Schaffen sicherer, gesunder Grenzen für sich selbst ist ein wichtiges Thema, das Sie mit Ihrem Kind besprechen sollten. Dazu gehören Grenzen gegenüber anderen Menschen, aber auch gegenüber sich selbst, z. B. das Einhalten gesunder Zeitpläne für Schlaf, Bewegung, Ernährung, Arbeit und Spiel.

Es ist auch wichtig, dass Eltern sich bewusst machen, dass der Übergang ins Erwachsenenalter nicht nur für ihre Kinder, sondern auch für sie selbst eine Herausforderung darstellt. Es ist normal, ein Gefühl von Trauer zu empfinden, wenn das Kind erwachsen wird. Es ist jedoch wichtig, diese Trauer nicht auf das Kind zu übertragen und ihm zu vermitteln, dass man stolz auf seinen Weg ist und sich freut, dass es seine Individualität entfaltet.

Wenn Sorgen aufkommen: Anzeichen für Probleme

Obwohl die meisten 18-Jährigen gut auf dem Weg sind, sich in der Welt zurechtzufinden, gibt es auch Anzeichen, die auf Probleme hindeuten können. Veränderungen im Appetit, anhaltende Probleme mit dem Körperbild, Verhaltensänderungen, schulische Probleme, das Aufgeben von Aktivitäten, die sie früher gerne gemacht haben, oder Veränderungen im Schlafmuster könnten Anzeichen dafür sein, dass Ihr Teenager ein psychisches Problem hat. Auch Substanzmissbrauch kann in diesem Alter zu einem Problem werden. Wenn Sie sich Sorgen um die Entwicklung Ihres Kindes machen, ermutigen Sie es, mit seinem Arzt oder einem Berater zu sprechen. Unterstützen Sie es bei der Vereinbarung eines Termins und begleiten Sie es zu diesem Termin, um über Ihre Bedenken zu sprechen.

Es ist wichtig zu beachten, dass sich psychische Probleme bei Teenagern anders äußern können als bei Erwachsenen. Depressionen können sich bei Teenagern in Form von Wut äußern, und Angstzustände können dazu führen, dass Kinder fragwürdige Gewohnheiten annehmen. Wenn Ihr Teenager also ein unberechenbares Verhalten zeigt, kann dies ein Zeichen dafür sein, dass er zu kämpfen hat. Als Eltern können Sie dies erkennen und ihm helfen, indem Sie ihm Ihre Unterstützung anbieten und ihm helfen, professionelle Hilfe zu suchen, wenn dies erforderlich ist.

Fazit: Ein neuer Lebensabschnitt für Mutter und Kind

Das 18. Lebensjahr markiert einen bedeutenden Wendepunkt im Leben unserer Kinder – und auch in unserem eigenen. Es ist eine Zeit des Loslassens, des Vertrauens und der Neudefinition der Eltern-Kind-Beziehung. Indem wir unseren Kindern Raum geben, ihre eigenen Erfahrungen zu machen, und gleichzeitig als sicherer Hafen dienen, können wir sie auf ihrem Weg zu selbstständigen, verantwortungsbewussten und glücklichen Erwachsenen begleiten. Es ist eine Reise, die von uns viel Geduld, Verständnis und vor allem Liebe erfordert, aber die uns am Ende mit dem Stolz auf die Persönlichkeit belohnt, die wir mitgeprägt haben.

QUELLEN

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