Pubertät verstehen: Körperliche und seelische Veränderungen bei Jugendlichen

Der erste Flaum im Gesicht, die zarten Rundungen, die plötzlich sprießen, die Stimme, die unkontrolliert überschlägt – die Pubertät ist ein unaufhaltsamer Tanz der Hormone und der Beginn einer aufregenden Reise. Es ist eine Zeit des Umbruchs, in der Kinder die Vertrautheit ihrer Kindheit hinter sich lassen und sich auf den Weg machen, die eigene Identität zu entdecken.

Der Körper im Ausnahmezustand

Stell dir vor, du wachst eines Morgens auf und nichts ist mehr, wie es war. Die Jeans kneift, das T-Shirt spannt, und im Spiegel blickt dir ein fremdes Gesicht entgegen. Pickel blühen wie kleine Krater auf der Stirn, und wo eben noch glatte Haut war, sprießen plötzlich Haare. Willkommen in der Pubertät! Zwischen dem neunten und dem 17. Lebensjahr durchlaufen junge Menschen eine Metamorphose, die nicht nur den Körper, sondern auch die Seele erfasst. Es ist eine Zeit des Wachstums, des Wandels und der Verunsicherung, in der der Körper zum Schlachtfeld der Hormone wird. Der erste pubertäre Wachstumsschub bei Mädchen beginnt etwa mit zehn bis elf Jahren, während Jungen sich ab etwa zwölf bis 13 Jahren auffallend strecken. Bis zum 16. Lebensjahr wachsen beide Geschlechter jährlich zwischen acht und zehn Zentimeter oder mehr. Danach können Jugendliche bis etwa Anfang 20 nochmals zwischen fünf und 15 Prozent an Körpergröße zulegen. Eine Zeit, in der sich der Körper neu erfindet und in der sich die jungen Menschen selbst neu entdecken müssen.

Die Seele im Spiegelbild des Wandels

Die körperlichen Veränderungen sind nur die eine Seite der Medaille. Parallel dazu spielen sich im Inneren dramatische Prozesse ab. Die Pubertät ist nicht nur eine Zeit des körperlichen, sondern auch des seelischen Umbruchs. Es ist eine Zeit, in der sich junge Menschen intensiv mit sich selbst auseinandersetzen, ihre Identität suchen und ihren Platz in der Welt finden müssen. Der Körper verändert sich, die Hormone spielen verrückt, und plötzlich stellt man sich Fragen, die vorher keine Rolle spielten: Wer bin ich? Was will ich? Wo gehöre ich hin? In dieser Phase suchen Jugendliche Halt und Orientierung in der Gruppe Gleichaltriger. Dazugehören, mithalten können und Anerkennung finden – das sind die neuen Prioritäten. Das Aussehen spielt dabei eine entscheidende Rolle: 73 Prozent der Mädchen und 50 Prozent der Jungen glauben, dass ihr Äußeres ihre Beliebtheit beeinflusst. Ein Teufelskreis aus Selbstzweifeln und dem Wunsch nach Akzeptanz, der viele Jugendliche in dieser Zeit belastet.

Nachdenkliche Jugendliche in der Pubertät

Nachdenkliche Momente im Übergang von der Kindheit ins Erwachsenenalter

Eltern stehen oft hilflos daneben, wenn ihre Kinder sich in dieser Zeit zurückziehen, launisch sind oder sich gar in ihrem eigenen Körper unwohl fühlen. Hier ist es wichtig zu verstehen, dass es sich um eine vorübergehende Phase handelt, die jedoch große Auswirkungen auf die Entwicklung des Kindes haben kann. Es ist eine Zeit, in der Eltern vor allem Zuhörer und Unterstützer sein sollten, ohne zu beurteilen oder zu verurteilen.

Der kritische Blick in den Spiegel

Zu Beginn der Pubertät beäugen sich viele Jugendliche kritisch im Spiegel. Die körperlichen Veränderungen sind oft mit Schamgefühl verbunden. Die Badezimmertür bleibt verschlossen, der Körper wird als peinlich empfunden. Erst mit etwa 16, 17 Jahren oder später steigt das Selbstbewusstsein, und das eigene Aussehen wird akzeptiert – vorausgesetzt, es treten keine Störungen auf, die dazu führen, dass Mädchen oder Jungen ihren Körper ablehnen. Magersucht, auffälliges Übergewicht, übermäßiges Piercing oder Selbstverstümmelung sind Warnsignale, die Eltern ernst nehmen sollten. In solchen Fällen ist es ratsam, professionelle Hilfe in Anspruch zu nehmen, beispielsweise bei einer Erziehungsberatungsstelle, einem Schulpsychologen oder einem Arzt, dem der Jugendliche vertraut.

Die Pubertät ist eine Achterbahnfahrt der Gefühle und Veränderungen, die Jugendliche und ihre Eltern vor große Herausforderungen stellt. Doch mit Verständnis, Geduld und offener Kommunikation kann diese Zeit zu einer wertvollen Erfahrung werden, die den Grundstein für ein selbstbestimmtes und erfülltes Leben legt.

Hormone im Kontrollverlust

Die Hormone übernehmen das Kommando. Aus der Hirnanhangdrüse, einem walnussgroßen Organ in der Stirnmitte zwischen den Augen, kommt das Signal: „Wachsen!“. Schilddrüse, Nebennieren und Keimdrüsen produzieren Hormone, die das kommende Erwachsenenleben begleiten werden. Bei Mädchen stößt die Ausschüttung von Sexualhormonen zuerst die Entwicklung der Brust an, bei Jungen wachsen Hoden und Penis. Danach zeigen sich bei beiden die ersten Schamhaare. Viele Jungen entdecken einen zarten Flaum im Gesicht, bei Mädchen sprießen Haare an den Beinen – der erste Rasieralarm! Die Menstruation setzt bei Mädchen im Durchschnitt zwischen dem 13. und dem 14. Lebensjahr ein, während Jungen ihren ersten Samenerguss zwischen neun und 15 Jahren erleben. Diese Ereignisse markieren den Beginn der Geschlechtsreife und können sowohl aufregend als auch verunsichernd sein.

Mädchenjahre – Die erste Menstruation

Mädchen sind heutzutage früher geschlechtsreif als ihre Mütter. Die erste Periode, die Menarche, erleben manche schon mit neun Jahren, im Durchschnitt zwischen dem 13. und dem 14. Lebensjahr. Die meisten sind gut darauf vorbereitet und können mit ihren Müttern vertrauensvoll darüber reden. Trotzdem kann die Menstruation auch als problematisch empfunden werden: Unterleibskrämpfe, Stimmungsschwankungen, Heißhungerattacken – an diese möglichen Begleiterinnen ihres neuen Frauendaseins müssen Mädchen sich erst gewöhnen. Schmerzen während der Tage erleben 60 bis 70 Prozent der jungen Frauen, ungefähr 40 Prozent empfinden die Tage davor als unangenehm. Das Prämenstruelle Syndrom (PMS) betrifft sie genauso wie erwachsene Frauen. Ein Tipp: Gegen die Beschwerden vor den Tagen hilft Vitamin B6. Reichlich kommt es in Fisch, Nüssen, Getreide, Reis, Bohnen und Avocados vor.

Jungen entdecken ihre Männlichkeit

Jungen erleben ihren ersten Samenerguss zwischen neun und 15 Jahren, ab jetzt sind sie zeugungsfähig. Unwillkürliche nächtliche Orgasmen sind oft verbunden mit lustvollen Träumen. Für einen Jungen, der das zum ersten Mal und sehr früh erlebt, kann es ein verunsicherndes Erlebnis sein – weshalb er möglicherweise mit besonders schlechter Laune am Frühstückstisch sitzt. Väter (Mütter sind in diesem Fall als Gesprächspartner nicht so willkommen) können dem Ereignis frühzeitig alles Beängstigende und Beschämende nehmen: Sie sollten mit ihren Söhnen über deren Entwicklung reden und das Normale daran betonen. Und auch mal erwähnen, dass Lust und sexuelles Verlangen zum Leben gehören und es bereichern. Für lesefreudige Jungs gibt es von der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA) eine gut gemachte Aufklärungsbroschüre: „Wie geht’s – wie steht’s?“.

Die Stimme im Wandel

Bei Jungen vergrößert sich während der Pubertät der Kehlkopf. Sie kommen in den Stimmbruch: Die Stimme kiekst, kippt um, schwankt zwischen tief und hoch. Bis die Stimmbänder ausgewachsen sind und die Stimme männlich-erwachsen ist, dauert es im Durchschnitt ein halbes Jahr, zwei Jahre sind aber auch normal. Das Kehlkopfwachstum setzt oft erst gegen Ende der Pubertät ein. Es ist eine Zeit des Übergangs, in der die Stimme ihren Platz findet und sich von einem kindlichen Klang zu einem erwachsenen Timbre entwickelt.

Pickelalarm – Wenn die Haut verrücktspielt

Das Aussehen ist so wichtig, die Unsicherheit darüber groß – und ausgerechnet jetzt blühen Pickel und Pusteln. Die durch Sexualhormone angeregten Talgdrüsen der Haut produzieren verstärkt Fett, die Poren verstopfen, es entsteht Akne. Doch was können Jugendliche dagegen tun? Eine gründliche, aber sanfte Reinigung der Haut ist das A und O. Vermeiden Sie aggressive Peelings und austrocknende Produkte, die die Haut nur noch mehr reizen. Leichte, ölfreie Feuchtigkeitspflege hilft, die Hautbarriere zu stärken. Bei starker Akne ist der Gang zum Hautarzt ratsam, der individuell abgestimmte Behandlungen empfehlen kann. Eine ausgewogene Ernährung, ausreichend Schlaf und Stressabbau können ebenfalls dazu beitragen, das Hautbild zu verbessern. Und ganz wichtig: Pickel nicht ausdrücken, da dies zu Entzündungen und Narbenbildung führen kann.

Das Gehirn im Umbau

Was Eltern immer ahnten, haben Hirnforscher jetzt bewiesen: Im Gehirn Pubertierender regiert das Chaos. Bereits bekannt war, dass im Gehirn von Kleinkindern Umbauprozesse stattfinden. Ständig werden dort neue Leitungsbahnen gebildet, die Hirnzellen miteinander verknüpfen. Neu ist, dass dieser Prozess auch in der Pubertät längst nicht abgeschlossen ist. Dabei verläuft die Bautätigkeit im Teenager-Gehirn nicht gleichmäßig. Bestimmte Hirnbereiche wachsen schneller als andere, überflüssige Verbindungen werden abgebaut. Es entsteht ein neurologisches Durcheinander, das, so vermuten die Wissenschaftler, mitverantwortlich ist für das Verhalten von Pubertätsmonstern. Es ist eine Zeit, in der das Gehirn sich neu vernetzt und in der sich die jungen Menschen selbst neu orientieren müssen.

Fazit: Die Pubertät als Chance begreifen

Die Pubertät ist zweifellos eine herausfordernde Zeit für Jugendliche und ihre Eltern. Der Körper verändert sich, die Hormone spielen verrückt, und die Seele befindet sich im Umbruch. Doch inmitten dieses Chaos und dieser Verunsicherung liegt auch eine große Chance. Die Pubertät ist eine Zeit des Wachstums, der Selbstfindung und der Vorbereitung auf das Erwachsenenleben. Es ist eine Zeit, in der Jugendliche ihre Identität entdecken, ihre Werte entwickeln und ihren Platz in der Welt suchen. Eltern können ihren Kindern in dieser Phase am besten zur Seite stehen, indem sie ihnen mit Verständnis, Geduld und offener Kommunikation begegnen. Indem sie ihnen Raum geben, sich selbst zu entdecken, und sie gleichzeitig unterstützen und ermutigen, ihren eigenen Weg zu gehen. So kann die Pubertät zu einer wertvollen Erfahrung werden, die den Grundstein für ein selbstbestimmtes und erfülltes Leben legt.

QUELLEN

Eltern.de

Lese auch