Teenie-Alltag: Wie du trotz Pubertät eine enge Bindung zu deinem Kind aufbaust

Der Teenie-Alltag – eine Achterbahn der Gefühle, nicht nur für die Jugendlichen selbst, sondern auch für uns Mütter. Kennst du das auch? Du versuchst, mit deinem Kind zu reden, aber alles, was zurückkommt, sind genervte Blicke und einsilbige Antworten. Jede Kleinigkeit wird zum riesigen Drama. Manchmal fragt man sich, wo das liebe Kind von früher geblieben ist und wie man überhaupt noch einen Draht zueinander finden soll. Doch bevor du die Flinte ins Korn wirfst, lies weiter. Es gibt nämlich eine Erklärung für dieses Verhalten, die dich vielleicht überraschen wird: Es liegt nicht immer an dir oder deinem Kind, sondern an der Neurobiologie!

Das Gehirn im Teenageralter: Eine Baustelle mit Hindernissen

Wissenschaftler der Universität Stanford haben herausgefunden, dass sich im Teenageralter die Wahrnehmung der mütterlichen Stimme im Gehirn verändert. Klingt kompliziert? Ist es auch! Aber im Grunde bedeutet es, dass die Stimme der Mutter im Gehirn von Teenagern weniger Bedeutung beigemessen wird als früher. Während die Stimme Mama’s bei jüngeren Kindern noch das Belohnungszentrum aktiviert, reagieren Teenager stärker auf unbekannte Stimmen. Das ist wie ein innerer Schalter, der umgelegt wird, um die Jugendlichen auf das Erwachsenenleben vorzubereiten, auf die Zeit, in der sie das Elternhaus verlassen und ihren eigenen Weg gehen müssen. Aber keine Sorge, das bedeutet nicht, dass dein Kind dich plötzlich nicht mehr liebt. Es ist einfach ein natürlicher Prozess, der abläuft, ob wir es wollen oder nicht.

Die Studie der Universität Stanford hat gezeigt, dass Teenager-Gehirne fremden Stimmen mehr Aufmerksamkeit schenken als der Stimme der Mutter. Das mag hart klingen, aber es ist ein wichtiger Schritt in der Entwicklung. Diese Veränderung hilft den Jugendlichen, sich von ihren Eltern zu lösen und ihre eigene Identität zu finden. Es ist, als ob das Gehirn sagt: „Hey, da draußen gibt es noch andere Meinungen und Perspektiven, die du kennenlernen solltest!“ Und genau das ist es, was Teenager tun müssen, um erwachsen zu werden. Sie müssen ihren eigenen Standpunkt finden, ihre eigenen Entscheidungen treffen und ihren eigenen Weg gehen. Es ist ein schmerzhafter, aber notwendiger Prozess – für beide Seiten.

Die Rebellion der Teenager: Ein Ruf nach Autonomie

Wenn Teenager also rebellisch erscheinen und ihren Eltern nicht zuhören, liegt das daran, dass sie dazu veranlagt sind, Stimmen außerhalb ihres Hauses mehr Aufmerksamkeit zu schenken. Das ist ein Zitat von Vinod Menon, Neurowissenschaftler und Co-Autor der Studie. Und es ist eine wichtige Erkenntnis. Es bedeutet nämlich, dass das Verhalten deines Teenagers nicht unbedingt persönlich gegen dich gerichtet ist. Es ist vielmehr ein Zeichen dafür, dass er oder sie sich von dir ablöst und seine oder ihre eigene Identität sucht. Das ist ein natürlicher und wichtiger Schritt in der Entwicklung. Es ist, als ob dein Kind sagt: „Ich bin nicht mehr dein kleines Kind, ich bin eine eigenständige Person mit eigenen Gedanken und Gefühlen.“ Und das solltest du respektieren, auch wenn es schwerfällt.

„Wenn Teenager zu rebellieren scheinen, weil sie ihren Eltern nicht zuhören, liegt das daran, dass sie dazu veranlagt sind, Stimmen außerhalb ihres Hauses mehr Aufmerksamkeit zu schenken.“

Aber was bedeutet das nun für dich als Mutter? Heißt das, du sollst einfach aufgeben und deinem Teenager machen lassen, was er will? Natürlich nicht! Es bedeutet vielmehr, dass du deine Strategie anpassen musst. Du musst lernen, auf eine andere Art und Weise mit deinem Kind zu kommunizieren, eine Art, die ihn oder sie erreicht, auch wenn das Gehirn gerade auf Durchzug schaltet. Und genau dabei möchte ich dir helfen. Im Folgenden findest du einige Tipps, wie du trotzdem mit deinem Teenager in Kontakt bleiben und echte Gespräche führen kannst.

Tipps und Tricks für die Kommunikation mit Teenagern

Auch wenn die Neurobiologie eine Rolle spielt, gibt es dennoch viele Dinge, die du tun kannst, um die Kommunikation mit deinem Teenager zu verbessern. Hier sind einige bewährte Tipps und Tricks, die dir helfen können, eine Brücke zu deinem Kind zu bauen und echte Gespräche zu führen:

1. Zeige echtes Interesse an Kleinigkeiten:

Versuche, dich aufrichtig für die Dinge zu interessieren, die deinen Teenie gerade beschäftigen, auch wenn sie in deinen Augen albern oder unnötig erscheinen. Es wäre schade, wenn du nur dann wirklich das Gespräch suchst, wenn es um ernste Themen wie die Schule geht. Nur wenn dein Kind das Gefühl bekommt, dass du dich grundsätzlich für es interessierst und zugewandt bist, wird es sich dir öffnen – auch bei schwierigeren Gesprächen. Frage nach seinen Lieblingsbands, seinen Freunden, seinen Hobbys. Zeige, dass du neugierig bist auf seine Welt, auch wenn sie sich von deiner eigenen unterscheidet. Das bedeutet nicht, dass du alles gut finden musst, was dein Kind tut. Aber es bedeutet, dass du ihm zuhörst und seine Perspektive ernst nimmst.

2. Sei neugierig auf die Persönlichkeit:

Lasse zu, dass sich dein Teenager zu einer eigenen Persönlichkeit entwickelt, die anders denkt und anderes will als du. Wenn Jugendliche sich angenommen fühlen in ihrer Individualität, teilen sie mehr mit. Unterstütze also die Hobbys und sich ständig wandelnden Interessen. Bleibe neugierig darauf, wer diese:r Jugendliche ist – denn er:sie ist garantiert jemand anderes als das Kind, das du kennst. Akzeptiere, dass dein Kind sich verändert und dass es vielleicht andere Vorstellungen vom Leben hat als du. Das bedeutet nicht, dass du deine eigenen Werte aufgeben musst. Aber es bedeutet, dass du offen sein musst für neue Ideen und Perspektiven. Und dass du deinem Kind den Raum gibst, sich selbst zu finden.

Jugendliche im Gespräch

Jugendliche im Fokus: Verbindung durch effektive Kommunikation

3. Übe wertschätzendes Zuhören:

Jugendliche reagieren empfindlich darauf, wenn Eltern vorschnell überreagieren. Sie brauchen die Chance, eine Situation zu erklären. Wenn dein Teenie dir einen Fehler eingesteht, ihr über Misserfolge oder eine schwierige Situation sprecht, achte auf deine Reaktion. Höre aktiv zu und wertschätze, dass dein Kind das mit dir bespricht. Versuche, dich mit Vorwürfen und Schuldzuweisungen zurückzuhalten. Sonst landest du schlimmstenfalls schnell wieder auf der Liste der Gesprächspartner:innnen, die nur einsilbige Antworten bekommen. Versuche, dich in die Lage deines Kindes zu versetzen und seine Gefühle zu verstehen. Auch wenn du anderer Meinung bist, solltest du ihm das Gefühl geben, dass seine Gefühle berechtigt sind. Und dass du für ihn da bist, egal was passiert.

Die Kunst des Loslassens: Teenager auf ihrem Weg begleiten

Es ist nicht immer leicht, loszulassen und seinem Teenager den Raum zu geben, den er oder sie braucht. Aber es ist wichtig, sich daran zu erinnern, dass dies ein notwendiger Schritt in der Entwicklung ist. Dein Kind muss seinen eigenen Weg finden, seine eigenen Fehler machen und seine eigenen Erfahrungen sammeln. Deine Aufgabe ist es, ihn oder sie dabei zu unterstützen, aber nicht, ihm oder ihr den Weg vorzuschreiben. Sei da, wenn dein Kind dich braucht, aber dränge dich nicht auf. Biete deine Hilfe an, aber akzeptiere, wenn sie nicht gewünscht ist. Und vor allem: Vertraue darauf, dass dein Kind seinen Weg finden wird, auch wenn er anders aussieht, als du es dir vorgestellt hast.

Die Pubertät ist eine Zeit des Umbruchs, nicht nur für die Jugendlichen selbst, sondern auch für die Eltern. Es ist eine Zeit, in der sich vieles verändert und in der es oft zu Missverständnissen und Konflikten kommt. Aber es ist auch eine Zeit, in der man als Familie wachsen und stärker werden kann. Indem du die neurobiologischen Veränderungen im Gehirn deines Teenagers verstehst und deine Kommunikationsstrategie anpasst, kannst du eine Brücke zu deinem Kind bauen und echte Gespräche führen. Und das ist es doch, was wir uns alle wünschen: eine enge und liebevolle Beziehung zu unseren Kindern, auch wenn sie gerade mitten in der Pubertät stecken.

Fazit: Die Pubertät als Chance für Wachstum

Die Pubertät mag eine herausfordernde Zeit sein, aber sie bietet auch die Chance, als Familie zu wachsen und die Beziehung zu deinem Kind zu vertiefen. Indem du die neurobiologischen Veränderungen im Gehirn deines Teenagers verstehst, kannst du deine Kommunikationsstrategie anpassen und eine Brücke zu ihm bauen. Zeige echtes Interesse an seinen Interessen, sei neugierig auf seine Persönlichkeit und übe wertschätzendes Zuhören. Gib ihm den Raum, den er braucht, um sich zu entwickeln und seinen eigenen Weg zu finden. Und vergiss nicht: Auch wenn es manchmal schwierig ist, dein Kind liebt dich immer noch, auch wenn es das nicht immer zeigt. Die Pubertät ist nur eine Phase, und sie wird vorübergehen. Und am Ende werdet ihr beide stärker und reifer daraus hervorgehen.

QUELLEN

Eltern.de

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