Trotzphase bei Teenagern: So meistern Eltern die Herausforderung

Die Tür knallt. Ein genervtes Stöhnen hallt durchs Haus. „Das ist so unfair!“ schreit eine Stimme, die eben noch fröhlich vor sich hin trällerte. Mütter kennen das: Die Pubertät – oder was sich schon früh danach anfühlt – wirft ihre Schatten voraus. Plötzlich scheinen die einst so lieben Kleinen alles infrage zu stellen, Regeln werden diskutiert, und die Nerven liegen blank. Aber keine Panik, liebe Mamas, ihr seid nicht allein! Dieser Blogpost ist für euch, um gemeinsam durch den Dschungel der vorpubertären Gefühlswelten zu navigieren und gestärkt daraus hervorzugehen.

Wenn aus Lieben plötzlich „Ätzend“ wird

Erinnert ihr euch an die Zeit, als eure Tochter euch noch wie einen wandelnden Thron ansah? Als jedes „Ja“ von euren Lippen ein Fest war und ein „Nein“ zwar kurz betrübt, aber letztendlich akzeptiert wurde? Diese Zeiten scheinen plötzlich Lichtjahre entfernt. Stattdessen steht da ein Wesen, das bei jeder Kleinigkeit die Stirn runzelt, diskutiert, widerspricht und euch mit einem Blick strafen kann, der Eis zum Schmelzen bringt. Willkommen in der Welt der „Tween Tantrums“! Diese Phase, oft ausgelöst durch hormonelle Veränderungen und den Wunsch nach mehr Selbstständigkeit, kann unglaublich anstrengend sein. Aber sie ist auch ein Zeichen dafür, dass euer Kind sich entwickelt und seinen eigenen Weg sucht.

Die Pubertät ist ein Marathon, kein Sprint. Es beginnt oft früher, als wir denken, manchmal schon mit acht Jahren. Der Körper verändert sich, die Hormone spielen verrückt, und im Gehirn findet ein riesiger Umbau statt. Euer Kind versucht, sich in dieser neuen Welt zurechtzufinden, und das kann zu Konflikten führen. Es ist wichtig zu verstehen, dass dieses Verhalten nicht gegen euch gerichtet ist, sondern ein Ausdruck der inneren Unsicherheit und des Bedürfnisses nach Autonomie. Bleibt ruhig, atmet tief durch und versucht, die Situation aus der Perspektive eures Kindes zu sehen. Es ist leichter gesagt als getan, ich weiß, aber es ist der erste Schritt, um diese Phase gemeinsam zu meistern.

Umgang mit Wutanfällen von Teenagern
Umgang mit Wutanfällen von Teenagern

Adrenarche: Wenn Hormone Achterbahn fahren

Habt ihr schon mal von Adrenarche gehört? Keine Sorge, falls nicht. Viele Eltern sind damit nicht vertraut. Es bezeichnet eine frühe Phase der Pubertät, die bereits zwischen dem 6. und 8. Lebensjahr beginnen kann. Dabei kommt es zu einer erhöhten Produktion von Androgenen, einer Gruppe von Sexualhormonen, die sowohl bei Jungen als auch bei Mädchen vorkommen. Diese Hormonumstellung kann sich in verändertem Verhalten äußern, muss aber nicht. Einige Kinder werden in dieser Zeit unruhiger, reizbarer oder zeigen Stimmungsschwankungen. Andere erleben keine spürbaren Veränderungen. Es ist wichtig zu wissen, dass die Adrenarche ein normaler Teil der Entwicklung ist und kein Grund zur Besorgnis. Sie bereitet den Körper auf die eigentliche Pubertät vor.

Die Adrenarche ist wie ein leises Vorspiel zu dem großen Orchester der Pubertät. Sie mag subtil sein, aber ihre Auswirkungen können dennoch spürbar sein. Vielleicht bemerkt ihr, dass euer Kind plötzlich mehr Wert auf sein Aussehen legt, sich intensiver mit Gleichaltrigen vergleicht oder ein stärkeres Bedürfnis nach Privatsphäre hat. All das sind Anzeichen dafür, dass sich etwas verändert. Und das ist gut so! Es bedeutet, dass euer Kind sich auf dem Weg zum Erwachsenwerden befindet. Als Eltern können wir diese Phase unterstützen, indem wir offen für Gespräche sind, die Privatsphäre respektieren und gleichzeitig Orientierung und Halt geben.

Die „Ich bin Ich“-Phase: Identitätssuche als Entwicklungsaufgabe

Die Adoleszenz, ob sie nun biologisch schon begonnen hat oder nicht, ist vor allem eines: die Suche nach der eigenen Identität. Euer Kind versucht herauszufinden, wer es ist, was es will und wo es seinen Platz in der Welt sieht. Das bedeutet auch, dass es sich von den Werten und Normen der Familie abgrenzen muss, um seinen eigenen Standpunkt zu finden. Das ständige Hinterfragen von Regeln und Erwartungen ist also kein Zeichen von Respektlosigkeit, sondern ein notwendiger Schritt auf dem Weg zur Selbstfindung. Es ist, als würde euer Kind ein großes Puzzle zusammensetzen, bei dem es erst alle Teile betrachten muss, bevor es sie an der richtigen Stelle einordnen kann.

Diese Phase der Identitätsfindung ist nicht immer einfach, weder für das Kind noch für die Eltern. Es kann zu Konflikten kommen, zu Missverständnissen und zu dem Gefühl, dass man sich auseinandergelebt hat. Aber es ist wichtig, sich daran zu erinnern, dass diese Auseinandersetzung notwendig ist, damit euer Kind zu einem selbstständigen und selbstbewussten Menschen heranwachsen kann. Versucht, die Diskussionen nicht als persönlichen Angriff zu sehen, sondern als Chance, die eigenen Werte und Normen zu reflektieren und gegebenenfalls anzupassen. Manchmal müssen wir als Eltern auch loslassen und unseren Kindern den Raum geben, ihre eigenen Erfahrungen zu machen – auch wenn das bedeutet, dass sie Fehler machen werden.

„Streit ist nicht das Ende der Welt, sondern der Beginn einer neuen Verhandlungsebene zwischen Eltern und Kindern.“

Die gute Nachricht: Streiten will gelernt sein!

Es mag paradox klingen, aber Studien zeigen, dass Teenager, die mit ihren Eltern diskutieren und verhandeln, langfristig gesünder und kompetenter sind als diejenigen, die einfach nur gehorchen. Das Austragen von Konflikten fördert das kritische Denken, die verbalen Fähigkeiten und die sozialen Kompetenzen – allesamt wichtige Bausteine für eine positive Entwicklung. Kinder und Jugendliche, die sich nicht trauen, ihre Eltern zu hinterfragen, neigen eher dazu, Regeln auf riskante Weise zu brechen oder unter Depressionen und Angstzuständen zu leiden. Wenn eure Tochter also mal wieder mit euch diskutiert, könnt ihr euch innerlich auf die Schulter klopfen und denken: „Sie fühlt sich sicher genug, um ihre Meinung zu äußern!“

Das bedeutet natürlich nicht, dass ihr jeden Streit gewinnen lassen sollt. Es geht vielmehr darum, einen konstruktiven Umgang mit Konflikten zu finden. Hört eurem Kind aufmerksam zu, versucht, seine Argumente zu verstehen, und erklärt eure eigenen Standpunkte klar und respektvoll. Sucht gemeinsam nach Lösungen, die für beide Seiten akzeptabel sind. Und seid bereit, Kompromisse einzugehen. Manchmal ist es wichtiger, die Beziehung zu eurem Kind zu stärken, als auf stur zu schalten und auf euren Regeln zu beharren. Denn am Ende des Tages ist es die Liebe und das Vertrauen, das eure Familie zusammenhält – auch in stürmischen Zeiten.

Autonomie-fördernde Erziehung: Ein Werkzeugkasten für starke Persönlichkeiten

Wie können wir also unsere Kinder in dieser herausfordernden Phase unterstützen, ohne unsere eigenen Grenzen zu überschreiten? Ein Ansatz ist die sogenannte „Autonomie-fördernde Erziehung“. Dabei geht es darum, Kinder darin zu bestärken, ihre eigenen Entscheidungen zu treffen und Verantwortung für ihr Handeln zu übernehmen. Das bedeutet nicht, dass wir ihnen freie Hand lassen und alle Regeln aufheben, sondern vielmehr, dass wir ihnen den Raum geben, sich auszuprobieren, Fehler zu machen und daraus zu lernen. Autonomie-fördernde Erziehung ist wie ein Tanz: Wir geben den Takt vor, aber unsere Kinder bestimmen die Schritte.

Hier sind einige konkrete Werkzeuge, die euch in eurem Erziehungsalltag helfen können:

  • Aktives Zuhören: Nehmt euch Zeit, um eurem Kind wirklich zuzuhören, ohne zu unterbrechen oder zu urteilen. Versucht, seine Perspektive zu verstehen und seine Gefühle zu validieren.
  • Offene Fragen stellen: Statt Anweisungen zu geben, stellt offene Fragen, die euer Kind zum Nachdenken anregen. Zum Beispiel: „Was denkst du, wäre der beste Weg, um dieses Problem zu lösen?“
  • Wahlmöglichkeiten bieten: Gebt eurem Kind die Möglichkeit, zwischen verschiedenen Optionen zu wählen. Das gibt ihm das Gefühl, Kontrolle über sein Leben zu haben.
  • Feedback geben: Lobt eure Kinder für ihre Anstrengungen und Fortschritte, nicht nur für ihre Ergebnisse. Und wenn sie Fehler machen, helft ihnen, daraus zu lernen.
  • Regeln verhandeln: Seid bereit, Regeln zu diskutieren und gegebenenfalls anzupassen. Das zeigt eurem Kind, dass ihr seine Meinung respektiert.

Ein Beispiel: Die Hausaufgaben müssen vor dem Fernsehen erledigt werden? Fragt eure Tochter, wie sie sich ihren Nachmittag vorstellen würde, um sicherzustellen, dass die Hausaufgaben erledigt werden. Vielleicht möchte sie zuerst eine Stunde fernsehen, um nach der Schule abzuschalten, und dann konzentriert ihre Aufgaben erledigen. Probiert es aus und beobachtet, ob es funktioniert. Je älter Kinder werden, desto mehr Eigenverantwortung können sie übernehmen. Wenn ihr flexibel seid, wird eure Tochter weniger gegen jede Regel rebellieren.

Es ist wichtig zu betonen, dass Autonomie-fördernde Erziehung nicht bedeutet, dass ihr eure Kinder sich selbst überlasst. Ihr seid immer noch die Eltern, und ihr habt die Verantwortung, für ihre Sicherheit und ihr Wohlergehen zu sorgen. Aber indem ihr ihnen mehr Freiheit und Eigenverantwortung zugesteht, helft ihr ihnen, zu selbstbewussten und verantwortungsvollen Erwachsenen heranzuwachsen.

Denkt daran, liebe Mamas, ihr seid nicht allein auf dieser Reise. Es ist normal, sich manchmal überfordert oder frustriert zu fühlen. Aber mit Geduld, Liebe und den richtigen Werkzeugen könnt ihr diese herausfordernde Phase meistern und eure Kinder dabei unterstützen, ihren eigenen Weg zu finden.

Fazit: Mehr Verständnis, weniger Stress

Die Trotzphase im Teenageralter, oder was sich schon früh danach anfühlt, ist eine Herausforderung, aber auch eine Chance für Wachstum – sowohl für eure Kinder als auch für euch selbst. Indem ihr die entwicklungsbedingten Veränderungen versteht, einen konstruktiven Umgang mit Konflikten pflegt und eine Autonomie-fördernde Erziehung praktiziert, könnt ihr diese Phase meistern und eure Kinder dabei unterstützen, ihren eigenen Weg zu finden. Bleibt geduldig, hört zu, verhandelt und seid bereit, Kompromisse einzugehen. Und vergesst nicht, dass Liebe und Vertrauen die wichtigsten Bausteine für eine starke und liebevolle Beziehung sind. Mit diesen Werkzeugen könnt ihr die „Tween Tantrums“ in positive Lernerfahrungen verwandeln und eure Kinder auf ihrem Weg zum Erwachsenwerden begleiten.

QUELLEN

parents.com

Lese auch