Es ist ein Traum vieler Mütter: mit der ganzen Familie die Welt entdecken. Doch was, wenn ein Kind eine Behinderung hat? Was, wenn ein Rollstuhl und medizinische Geräte zum ständigen Begleiter gehören? Dann kann die Reiseplanung schnell zur Mammutaufgabe werden. Aber lasst uns den Kopf nicht in den Sand stecken! Mit ein paar Tricks und der richtigen Vorbereitung wird der Familienurlaub auch mit besonderen Bedürfnissen zum unvergesslichen Erlebnis.
Die Reise beginnt schon vor der Haustür
Die Anreise ist oft die größte Hürde. Fliegen mit Rollstuhl? Das kann kompliziert sein. Cory Lee, ein Reiseblogger mit Behinderung, kennt die Tücken: „Ich nehme wichtige Teile meines Rollstuhls ins Handgepäck, verpacke den Joystick in Luftpolsterfolie und erkläre dem Personal genau, wie sie mit dem Rollstuhl umgehen sollen.“ So minimiert er das Risiko von Beschädigungen.
Auch Amanda Devereaux hat gute Erfahrungen gemacht: „Meine Tochter ist nonverbal und hat eine medizinische Gehhilfe. Lange Warteschlangen am Flughafen sind für sie eine Qual. Wir haben uns 48 Stunden vor dem Flug bei TSA Cares gemeldet. Ein Mitarbeiter hat uns abgeholt und durch die Sicherheitskontrolle begleitet.“
Eine weitere Möglichkeit ist das Programm „Wings for All“. Hier können Kinder mit geistigen Behinderungen den Ablauf am Flughafen vorab üben. Kerry Mauger von The Arc erklärt: „Das Programm wird an 70 Flughäfen in den USA angeboten. Die Kinder können in einer realen Umgebung lernen, wie man sich am Flughafen zurechtfindet.“
Alternativ zum Flugzeug bietet sich ein behindertengerechter Van an. Nicole Bryson von FT Mobility vermietet solche Fahrzeuge: „Wir sind Mitglied bei Wheelchair Getaways. Das Unternehmen hat über 250 Standorte in den USA, wo man einen Van tageweise, am Wochenende oder für einen ganzen Monat mieten kann.“ Und wer mit dem eigenen Auto unterwegs ist, sollte sich vorab über die Regelungen für Behindertenparkplätze informieren. In Burlington, Vermont, ist das Parken beispielsweise kostenlos.
Auch Bahn, Bus, U-Bahn und Taxi können Optionen sein. Aber hier ist Vorsicht geboten: Nicht alle Bahnhöfe und Haltestellen sind barrierefrei. In New York City und Washington D.C. hat eine Familie gute Erfahrungen mit der U-Bahn gemacht, aber längst nicht jeder Eingang war für Rollstuhlfahrer zugänglich.
Abenteuerlust kennt keine Grenzen
Ob Strand oder Stadt – es gibt unzählige Möglichkeiten für barrierefreie Abenteuer. Bei einem Strandurlaub lohnt es sich, im Hotel nach einem Strandrollstuhl zu fragen. Und auch bei Pools gibt es Unterschiede: Statt eines Lifts, der oft zu groß ist, kann ein Becken mit Null-Einstieg oder flachen Stufen die bessere Wahl sein.
Museen und andere Sehenswürdigkeiten sind oft barrierefrei. Und auch ein Besuch im Theater ist möglich. Viele Einrichtungen bieten spezielle Vorstellungen oder Tage für Menschen mit besonderen Bedürfnissen an. Und wer die Natur liebt, sollte die Nationalparks nicht außer Acht lassen. John Morris von Wheelchairtravel.org erklärt: „Der National Park Service arbeitet daran, immer mehr Wanderwege barrierefrei zu gestalten. Auf der Website jedes Parks gibt es Informationen zur Barrierefreiheit. Mit dem Access Pass haben Menschen mit Behinderung freien Eintritt.“
Sofia Bravo von Wheel the World empfiehlt, frühzeitig zu planen: „Am besten fünf Monate im Voraus. Recherchiert, ob das Reiseziel den Bedürfnissen eures Kindes entspricht.“ Auch saisonale Faktoren wie Wetter und Hauptsaison sollten berücksichtigt werden, da es dann überall voller ist.
Ein Zuhause fern von Zuhause
Bei der Unterkunftswahl bevorzugen viele Familien eine Suite im Hotel. Der zusätzliche Platz ist ideal für medizinische Geräte. Eine Küche ist praktisch, um Spezialnahrung zuzubereiten. Und eine Waschmaschine spart Zeit und Nerven. Viele Hotels haben zudem große, offene Eingänge mit automatischen Türen ohne hohe Schwellen.
Sandy Gilbreath reist schon seit Jahren mit ihrem Sohn Cory Lee, der eine Behinderung hat: „Ich rufe immer direkt im Hotel an und stelle gezielte Fragen zu den Bedürfnissen meines Sohnes. Hat das Zimmer eine befahrbare Dusche? Ist Platz unter dem Bett für einen Lifter?“ Auch bei der Buchung von Aktivitäten fragt sie nach: „Gibt es Stufen am Eingang oder im Gebäude? Indem ich genaue Fragen stelle, zwinge ich die Mitarbeiter, genauer darüber nachzudenken.“
Airbnb hat inzwischen eine eigene Kategorie für barrierefreie Unterkünfte. Hier können Reisende nach bestimmten Kriterien suchen, wie zum Beispiel einem stufenlosen Schlafzimmer. Die Gastgeber müssen Fotos von den barrierefreien Merkmalen hochladen und eine Beschreibung verfassen, die auf Richtigkeit geprüft wird.
Eine Kreuzfahrt steht bei vielen Familien ganz oben auf der Wunschliste. Und das aus gutem Grund: Die meisten Schiffe haben Rampen, Aufzüge und ebene Decks. Jamie Santillo, eine Reiseberaterin für barrierefreies Reisen, bestätigt: „Kreuzfahrten sind eine der barrierefreiesten Arten zu reisen.“ Kristy Lacroix, eine zertifizierte Spezialistin für barrierefreies Reisen, rät: „Buchen Sie so früh wie möglich! Manche Schiffe haben 43 barrierefreie Kabinen, andere nur vier.“ Sie führt auch eine Liste mit barrierefreien Inseltouren.
Egal, wohin die Reise geht: Ein paar Wochen vorher sollte man einen typischen Tag mit dem Kind durchspielen, um sicherzustellen, dass man alles Notwendige dabei hat – inklusive zusätzlicher Medikamente, medizinischer Hilfsmittel und Kleidung. Und auch wenn man alles plant: Irgendetwas vergisst man fast immer. Aber solange die Grundbedürfnisse gedeckt sind und alle sicher sind, sollte man flexibel bleiben und aus Fehlern lernen.
„Barrierefreies Reisen ist mehr als nur eine Frage der Zugänglichkeit. Es ist eine Frage der Inklusion und der Wertschätzung aller Menschen.“
Barrierefreies Reisen ist ein Thema, das uns alle betrifft. Es geht darum, dass jeder Mensch die Möglichkeit haben sollte, die Welt zu entdecken – unabhängig von seinen körperlichen Voraussetzungen. Und es geht darum, dass wir als Gesellschaft inklusiver und offener werden.
Es ist wichtig zu verstehen, dass die Bedürfnisse von Familien mit behinderten Kindern sehr unterschiedlich sein können. Was für die eine Familie funktioniert, ist für die andere vielleicht nicht geeignet. Deshalb ist es so wichtig, sich vorab gründlich zu informieren und sich von Experten beraten zu lassen. Es gibt viele Organisationen und Reisebüros, die sich auf barrierefreies Reisen spezialisiert haben und wertvolle Tipps und Unterstützung bieten können. Sie können bei der Planung helfen, die richtigen Unterkünfte und Aktivitäten finden und sicherstellen, dass die Reise so reibungslos wie möglich verläuft.
Ein weiterer wichtiger Aspekt ist die Kommunikation. Es ist wichtig, offen mit den Bedürfnissen des Kindes umzugehen und sich nicht zu scheuen, Hilfe anzunehmen. Ob es darum geht, am Flughafen Unterstützung zu erhalten oder im Hotel nach einer Rampe zu fragen – je offener man kommuniziert, desto einfacher wird es, die Reise zu gestalten. Und oft sind die Menschen hilfsbereiter, als man denkt!
Fazit
Reisen mit einem behinderten Kind erfordert zwar mehr Planung und Organisation, aber es ist definitiv möglich und kann eine unglaublich bereichernde Erfahrung sein. Mit den richtigen Tipps und Tricks, einer positiven Einstellung und einer gehörigen Portion Flexibilität kann man unvergessliche Familienmomente erleben und die Welt gemeinsam entdecken. Es ist wichtig, sich nicht von den Herausforderungen entmutigen zu lassen, sondern die Chancen zu sehen, die sich durch das Reisen eröffnen. Es ermöglicht nicht nur, neue Orte und Kulturen kennenzulernen, sondern auch, als Familie zusammenzuwachsen und wertvolle Erinnerungen zu schaffen. Und letztendlich ist es das, was zählt: Gemeinsam die Welt zu erkunden und die Zeit miteinander zu genießen.
parents.com